Rekord­be­tei­li­gung bei der Stun­de der Wintervögel

Noch nie zähl­ten mehr Men­schen mehr Vögel – Kohl­mei­se über­ra­schend Erste – Spek­ta­ku­lä­rer Ein­flug des Seidenschwanzes

Der Lan­des­bund für Vogel­schutz in Bay­ern (LBV) freut sich über die gro­ße Betei­li­gung an der „Stun­de der Win­ter­vö­gel“. In Bay­ern beob­ach­te­ten knapp 23.000 Teil­neh­mer fast 700.000 Vögel. Damit wur­de sogar das bis­he­ri­ge Rekord­ergeb­nis von 2011 klar über­trof­fen. Zur Über­ra­schung ist die Kohl­mei­se Bay­erns Win­ter­vo­gel 2013. Sie ver­dräng­te den Spatz vom 1. Platz. Spek­ta­ku­lär ist die der­zei­ti­ge Inva­si­on des Sei­den­schwan­zes, die größ­te seit 2005.

Noch nie haben sich mehr Vogel­freun­de an der LBV-Mit­mach­ak­ti­on „Stun­de der Win­ter­vö­gel“ betei­ligt. Obwohl die Beob­ach­tungs­be­din­gun­gen durch das reg­ne­ri­sche Wet­ter ähn­lich schlecht waren wie im Vor­jahr, war der Zuspruch 2013 deut­lich stär­ker. Im ach­ten Jahr der Win­ter­vo­gel­zäh­lung, an der sich seit drei Jah­ren außer­halb Bay­erns auch der NABU betei­ligt, über­tra­fen die dies­jäh­ri­gen Zah­len sogar das bis­he­ri­ge Rekord­ergeb­nis aus dem stren­gen Win­ter 2011.

Die Kohl­mei­se, die schon 2011 ganz oben auf den Trepp­chen gelan­det war, erober­te sich dank eines Ein­flugs von Art­ge­nos­sen aus nord­öst­li­chen Brei­ten den 1. Platz vom Spatz (Haus­sper­ling) zurück. So zogen die­sen Win­ter gro­ße Scha­ren von ver­mut­lich rus­si­schen Kohl­mei­sen durch Deutsch­land, die an den Fut­ter­häus­chen Sta­ti­on machten.

Noch lan­de­te der Haus­sper­ling zwar auf dem 2. Platz, er scheint aber zuneh­mend dem Feld­sper­ling wei­chen zu müs­sen. Im Gegen­satz zum bun­des­wei­ten Trend wird die­ser in Bay­ern, ganz beson­ders in Nie­der­bay­ern, immer häu­fi­ger beob­ach­tet und ist auch ver­mehrt an Fut­ter­häus­chen zu sehen. Wie vie­len ande­ren Feld­vö­geln fehlt den Feld­sper­lin­gen in der inten­siv genutz­ten Agrar­land­schaft immer mehr die Nahrungsgrundlage.

Ein­flug des Seidenschwanzes

Beson­ders spek­ta­ku­lä­re Beob­ach­tun­gen bot den baye­ri­schen Vogel­freun­den die­ses Jahr der Ein­flug des Sei­den­schwan­zes. Der Win­ter­gast aus Sibi­ri­en ist ein so genann­ter Inva­si­ons­vo­gel und kommt nur alle 7 bis 10 Jah­re in grö­ße­ren Scha­ren nach Bay­ern. Wur­den letz­tes Jah­re gera­de ein­mal 96 Exem­pla­re im gan­zen Frei­staat gezählt, waren es die­ses Jahr knapp 6.500, was die größ­te Sei­den­schwanz-Inva­si­on seit 2005 bedeu­tet. Da die Vögel noch meh­re­re Wochen bei uns ver­wei­len wer­den, sind sie auch wei­ter­hin zu beob­ach­ten. Inva­sio­nen ande­rer Vögel aus dem euro­päi­schen Nor­den wie Berg­fink oder Erlen­zei­sig blie­ben aber auch die­ses Jahr aus.

Wie schon in den bei­den Jah­ren zuvor mach­te die Blau­mei­se erneut einen Platz gut (4.) und ist nun schon der viert­häu­fig­ste Win­ter­vo­gel Bay­erns. Wei­ter Anlass zur Sor­ge gibt der Rück­gang der Amsel, die auf dem 6. Platz sta­gniert. In Unter­fran­ken hat sich ihre Anzahl im drit­ten Jahr in Fol­ge deut­lich ver­rin­gert. Eine star­ke Abnah­me in der Ver­brei­tung ist auch bei den Grün­fin­ken (5.) und Buch­fin­ken (7.) fest­zu­stel­len. Noch geben die­se Ent­wick­lun­gen den Exper­ten Rät­sel auf, ver­deut­li­chen aber, wie wich­tig die Vogel­zäh­lun­gen sind. Die Ergeb­nis­se der Stun­de der Gar­ten­vö­gel 2013 vom 09.–12. Mai wer­den zei­gen, ob der Trend anhält.

Regio­na­le Unterschiede

In allen Regie­rungs­be­zir­ken stieg 2013 die Anzahl der durch­schnitt­lich beob­ach­te­ten Vögel. Dabei zeig­ten sich bay­ern­weit im Durch­schnitt 42 Vögel pro Gar­ten, genau­so vie­le wie vor zwei Jah­ren im stren­gen Win­ter 2011. Dabei kön­nen sich die Nie­der­bay­ern erneut über die vogel­reich­sten Gär­ten freu­en (52 Vögel pro Gar­ten), gefolgt von der Ober­pfalz und Schwa­ben (je 47) und Ober­fran­ken (46). Die wenig­sten Vögel im Durch­schnitt sahen erneut die Ober­bay­ern (38), wo auch der Anstieg am gering­sten aus­fiel. In den Städ­ten lagen die Zah­len beson­ders nied­rig: So bekam Nürn­ber­ger im Schnitt nur 33 Vögel, Würz­bur­ger 31 und Münch­ner sogar nur 27 zu sehen.

In Gär­ten mit Fut­ter­stel­len waren im Durch­schnitt knapp 30% mehr Vögel zu sehen als in Gär­ten ohne Fut­ter­häus­chen. Beson­ders Kohl­mei­se, Rot­kehl­chen, Schwanz­mei­se und Stieg­litz such­ten dabei das mensch­li­che Nahrungsangebot.

Beson­der­hei­ten

Die Anzahl der klas­si­schen Zug­vö­gel wie Rot­kehl­chen, Haus­rot­schwanz, Zilpz­alp, Star und Bach­stel­ze steigt wei­ter an. Nach dem stren­gen Win­ter 2011, den vie­le nicht über­leb­ten, war ihr Win­ter­be­stand deut­lich gesun­ken. Nun ver­zich­ten zuneh­mend wie­der mehr Tie­re auf den gefähr­li­chen Flug in wär­me­re Breiten.

Auch in die­sem Jahr hat­ten eini­ge Teil­neh­mer das gro­ße Glück, außer­ge­wöhn­li­che Vögel zu beob­ach­ten. So wur­den 50 Eis­vö­gel, 37 Was­ser­am­seln, 16 über­win­tern­de Weiß­stör­che, 24 Rot­mi­la­ne, 8 Korn­wei­hen, 2 Wald­schnep­fen und sogar 2 Kra­ni­che und ein Schwarz­storch gemel­det. Beson­ders gro­ßes Glück hat­ten die Vogel­freun­de, die eine von 5 gemel­de­ten Schnee­am­mern zu sehen bekamen.

Vom 09. bis 12. Mai fin­det die Schwe­ster­ak­ti­on „Stun­de der Gar­ten­vö­gel“ statt, bei der die Vögel im Mit­tel­punkt des Inter­es­ses ste­hen, die in Bay­ern brüten.