Sonn­tags­ge­dan­ken: „Bedin­gung“

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Ein Jun­ge, der in Ber­lin unter­wegs war, frag­te eine vor­neh­me Dame nach dem Weg. Sie betrach­te­te sich den Lau­ser und mein­te dann: „Hör mal, Jun­ge, wenn Du mich etwas fragst, dann nimm erst­mal die Hän­de aus der Tasche, die Müt­ze vom Kopf, put­ze Dir die Nase, ver­beu­ge Dich und dann fra­ge höf­lich: ‚Gnä­di­ge Frau, könn­ten Sie mir bit­te den Weg zei­gen!‘ “ Dar­auf erwi­der­te der Jun­ge: „Det ist mir zu ville, da ver­loof Ick mir lieber!“

Ich den­ke, die­se klei­ne Epi­so­de cha­rak­te­ri­siert auch unser Ver­hält­nis zu Gott: Wir mei­nen oft, Gott sei unser Auto­mat, müs­se auf Knopf­druck tun, was wir wol­len. Aber so ein­fach geht das nicht: Wer mit Gott ins Gespräch kom­men will, muss sich dar­auf vor­be­rei­ten, muss sich für Gott öff­nen, der uns sei­ne Fro­he Bot­schaft ja nicht ein­prü­geln will. Gott gibt uns die Kraft, die wir zum Leben brau­chen, aber wir müs­sen dar­um bit­ten, müs­sen erst inner­lich reif dafür wer­den. Die täg­li­che Lesung in der Hei­li­gen Schrift, das ehr­li­che Gebet kön­nen uns hel­fen, frei für Gott zu wer­den. Solan­ge wir um das eige­ne Ich krei­sen, wir uns von unse­ren Sor­gen und Wün­schen, von unse­ren Aggres­sio­nen und Vor­ur­tei­len len­ken las­sen, solan­ge wir mei­nen, unbe­dingt unsern Wil­len durch­set­zen zu sol­len, solan­ge bleibt Gott stumm. Was soll­te er auch sagen? Wir wür­den ihn weder ver­ste­hen wol­len noch kön­nen. Viel­leicht dau­ert es Jah­re und Jahr­zehn­te, bis Got­tes Hei­li­ger Geist die Mau­ern unse­res Her­zens durch­bro­chen hat und man­cher bleibt in sei­nem Miss­trau­en, sei­nem Trotz, sei­nem Selbst­mit­leid, sei­ner Dumpf­heit zeit­le­bens stecken. Wer sich nicht hel­fen lässt, dem ist nicht zu helfen.

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de