Leser­brief: Umzug der Musik­schu­le Bam­berg – Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung läßt vie­le Fra­gen offen

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Sehr geehr­te Mit­glie­der des Bam­ber­ger Stadt­rats, sehr geehr­te Damen und Herren!

Wie Sie wis­sen, hat­te die Städ­ti­sche Musik­schu­le uns, die Eltern der die Insti­tu­ti­on besu­chen­den Schüler/​innen, zu einer Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung ein­ge­la­den. Die­se fand am Sams­tag, dem 3. Dezem­ber, im Gebäu­de der ehe­ma­li­gen Prop­stei St. Getreu, dem vor­ge­se­he­nen neu­en Stand­ort der Musik­schu­le, statt.

Grund­sätz­lich war die Ver­an­stal­tung natür­lich zu begrü­ßen. Daß sie aber die ein­zi­ge und letz­te vor dem Rats­ent­scheid über den künf­ti­gen Stand­ort sein soll, wie uns dort indi­rekt mit­ge­teilt wur­de, erscheint schon nahe­zu dreist. Die kur­ze Ein­la­dungs­frist von knapp über einer Woche wird vie­len nicht ermög­licht haben, sich den Ter­min ein­zu­rich­ten. Der Stand­ort wur­de augen­schein­lich, trotz anders lau­ten­der Anrei­se­emp­feh­lung in der Ein­la­dung, weit über­wie­gend mit dem Auto ange­fah­ren – ange­sichts der Topo­gra­phie und der Anrei­se­zeit mit dem Lini­en­bus (Umstei­ge­ver­lust am ZOB) nicht wirk­lich ver­wun­der­lich. So liegt die Ver­mu­tung nicht fern, die mei­sten der Teil­neh­men­den wer­den kei­ner­lei Pro­ble­me dar­in sehen oder not­ge­drun­gen hin­neh­men, als Eltern­ta­xi zu fun­gie­ren – die schön­fär­be­risch erschei­nen­de Berech­nung, nur ein Drit­tel der künf­ti­gen An- und Abfahr­ten wer­de mit­tels Pkws erfol­gen, dürf­te sich schnell als Luft­bu­chung erwei­sen. Wer die Mög­lich­keit nicht hat oder, z. B. aus grund­sätz­li­chen öko­lo­gi­schen Erwä­gun­gen her­aus, nicht wahr­neh­men will, ist wohl gar nicht erst gekom­men. Auf die­se Wei­se konn­te die Zahl kri­ti­scher Stim­men klein gehal­ten wer­den. Wen wun­der­te noch, daß sich ein gerau­mer Anteil der skep­tisch Fra­gen­den nach der Mög­lich­keit des Par­kens erkundigte?

Zusa­gen unter Ratsvorbehalt

Die den Kri­ti­kern gemach­ten Zusa­gen bedür­fen erst eines lang­fri­stig gül­ti­gen Rats­be­schlus­ses. Hier­zu zählt das Ver­spre­chen, die Kur­se zumin­dest für Kin­der im Grund­schul­al­ter auch wei­ter­hin dezen­tral in den Stadt­tei­len und im Zen­trum anzu­bie­ten. Wer wird, wenn die Beglei­tung berufs­be­dingt nicht mög­lich ist, ein sechs, sie­ben oder acht Jah­re altes Kind allein auf den Michels­berg schicken, im Win­ter gar bei Dun­kel­heit, mit viel­leicht sper­ri­gem Instru­ment und even­tu­ell der Schul­ta­sche? Die Sicher­heit bedeu­ten­de sozia­le Kon­trol­le durch regen Pas­san­ten­ver­kehr, wie sie in der Innen­stadt gege­ben ist, fehlt völ­lig. Die Zusa­ge, und das läßt zwei­feln, wider­sprach den Lobes­hym­nen, die zuvor auf die Bün­de­lung an einem Stand­ort gesun­gen wor­den waren.

Auch die Aus­sa­ge des Käm­me­rers, Herrn Felix’, die erwar­te­ten Mehr­ko­sten von fast € 150.000 pro Jahr wür­den dau­er­haft nicht auf die Teil­nah­me­ge­büh­ren umge­legt, son­dern durch eine ver­läß­li­che Bud­get­er­hö­hung auf­ge­fan­gen, steht unter dem Vor­be­halt der jähr­lich neu zu fas­sen­den Beschluß­fas­sung im Rat. Wer erin­nert sich nicht an die Kür­zung der zuvor noch als not­wen­dig ange­se­he­nen Erhö­hung der Zuschüs­se für Kin­der­ta­ges­stät­ten? Wenn­gleich das Geld über den Krip­pen­aus­bau wie­der Kin­dern zu Gute kommt, war es doch die Rück­nah­me frei­wil­li­ger Lei­stun­gen, um eine gesetz­li­che Pflicht­auf­ga­be zu finanzieren.

Inter­es­sen der Kin­der im Vordergrund?

Wie durch Herrn Felix ein­ge­räumt, stand an erster Stel­le bei der Stand­ort­wahl nicht der Bedarf der Musik­schu­le, den ich nicht grund­sätz­lich bestrei­te. Erster Beweg­grund war, eine Nut­zung für ein Gebäu­de zu fin­den, für des­sen Sanie­rung es nur dann För­der­mit­tel gibt. Nun mag der Umzug der Insti­tu­ti­on Musik­schu­le aus ver­wal­tungs­tech­ni­schen Grün­den gele­gen kom­men. Über die Aus­wir­kun­gen für die Betrof­fe­nen, näm­lich die zu unter­rich­ten­den Kin­der und deren Eltern, hat­te man sich pri­mär wohl nicht vie­le Gedan­ken gemacht. Die regen Beschwich­ti­gun­gen, die selbst, wenn sie ernst­haft gemeint sind, teil­wei­se wie soeben aus dem Ärmel gezo­gen wirk­ten, legen den Schluß durch­aus nahe.

Bevor der Rat in Schnell­schuß­ma­nier einen Beschluß faßt, ist es not­wen­dig, die Bedürf­nis­se und zu erwar­ten­den Pro­ble­me der Kin­der und Eltern zu ken­nen und hier­für trag­fä­hi­ge, ver­läß­li­che Lösun­gen zu ent­wickeln. Eine Ver­an­stal­tung, kurz­fri­stig ein­be­ru­fen und an einem (zuge­ge­ben: rela­tiv) ent­le­ge­nen Ort durch­ge­führt, kann hier­zu nicht aus­rei­chen. Es darf auch nicht der Ver­such unter­nom­men wer­den, die Eltern mit der Aus­sa­ge, bis zum Umzug sei ihr Kind schließ­lich um eini­ges älter, zu beru­hi­gen. Schließ­lich wach­sen ande­re Kin­der nach. Sol­len die der sozia­len Aus­le­se – Eltern­ta­xi oder Ver­zicht auf den Musik­schul­be­such – zum Opfer fallen?

Selbst­er­kennt­nis – der erste Schritt zur Besserung?

Eine Anmer­kung zum Schluß: Herr Felix, immer­hin einer der höch­sten Reprä­sen­tan­ten der Stadt Bam­berg, beklag­te zu Recht (!), daß alle Bus­li­ni­en am ZOB enden, so daß hier qua­si immer Umstei­ge­zwang mit Zeit­ver­lust besteht. Nur: Die­se Kla­ge füh­ren Kund/​inn/​en der Ver­kehrs­be­trie­be seit vie­len Jah­ren, ohne daß Stadt und Stadt­wer­ke hier­auf auch nur ansatz­wei­se ein­ge­gan­gen wären. Durch­mes­ser­li­ni­en, wel­che sich an den wesent­li­chen Ver­kehrs­be­zie­hun­gen ori­en­tie­ren, sind andern­orts längst selbstverständlich.

Mit freund­li­chen Grüßen
Wolf­gang Bönig
Mar­tin-Ott-Stra­ße 8
96049 Bamberg-Gaustadt
Tel./Fax: 0951 63575