Max-Pech­stein-Aus­stel­lung im Kunst­mu­se­um Bayreuth

Die Dr. Hel­mut und Con­stan­ze Mey­er Kunst­stif­tung im Kunst­mu­se­um Bay­reuth bewahrt ein grö­ße­res Kon­vo­lut von zum Teil mehr­far­bi­gen Gra­phi­ken des deut­schen Expres­sio­nis­mus vor dem Ersten Welt­krieg und vor allem der Künst­ler­grup­pe „die Brücke“, dar­un­ter Blät­ter von Erich Heckel, Otto Mül­ler, Ernst Lud­wig Kirch­ner und Max Pechstein.

Max Pech­stein (1881–1955), Mit­glied der 1905 in Dres­den gegrün­de­ten Künst­ler­grup­pe „Brücke“, gehört zu den bekann­te­sten Ver­tre­tern des deut­schen Expres­sio­nis­mus und ist mit sei­nem Werk in den gro­ßen Muse­en der Welt prä­sent. Weni­ger bekannt ist viel­leicht, dass er in Zwickau gebo­ren wur­de und dass sich die größ­te Pech­stein-Samm­lung über­haupt mit Gemäl­den, Aqua­rel­len, Zeich­nun­gen, zahl­rei­chen Druck­gra­phi­ken, kunst­ge­werb­li­chen Arbei­ten und einer gro­ßen Auto­gra­phen­samm­lung sowie zusätz­li­chen Dau­er­leih­ga­ben in den Zwickau­er Kunst­samm­lun­gen befindet.

Das Zwickau­er Muse­um wur­de vor dem Ersten Welt­krieg gegrün­det. Bereits 1925 – nur weni­ge Mona­te nach sei­nem Amts­an­tritt in Zwickau – orga­ni­sier­te der erste haupt­amt­li­che Direk­tor Hil­de­brand Gur­litt die erste Pech­stein-Aus­stel­lung und ver­such­te, Wer­ke des Künst­lers für die Samm­lung zu gewin­nen. Dies gelang mit dem Ankauf von Arbei­ten auf Papier und vor allem mit zwei Gemäl­den. Lei­der wur­den die mei­sten von Gur­litt erwor­be­nen Kunst­wer­ke 1937 beschlag­nahmt. Nach dem Krieg ver­lieh die Stadt Zwickau 1947 dem Künst­ler die Ehren­bür­ger­wür­de, und das Muse­um zeig­te eine gro­ße Pech­stein-Aus­stel­lung, um wie­der an die Bemü­hun­gen um die Moder­ne in den Zei­ten der Wei­ma­rer Repu­blik anzu­knüp­fen. Mit dem Ziel, auch ein Pech­stein-Archiv auf­zu­bau­en, konn­ten vor allem gra­phi­sche Arbei­ten und Brie­fe aus der Zwickau­er Fami­lie in die Samm­lung Ein­zug hal­ten. In den 1990er Jah­ren gelang es, syste­ma­tisch die Samm­lung zu erwei­tern und unmit­tel­bar an jene frü­hen, rich­tungs­wei­sen­den Ankäu­fe der 1920er Jah­re anzu­schlie­ßen. Heu­te ist Max Pech­stein im Muse­um sei­ner Geburts­tadt mit Wer­ken aus allen Schaf­fens­pha­sen ver­tre­ten. Anläss­lich sei­nes 130. Geburts­ta­ges prä­sen­tie­ren die Zwickau­er Kunst­samm­lun­gen im Kunst­mu­se­um Bay­reuth eine Aus­wahl an Arbei­ten aus dem Bestand, der ergänzt wird durch Dau­er­leih­ga­ben aus ver­schie­de­nen Privatsammlungen.

Die Aus­stel­lung zeigt die künst­le­ri­schen Anfän­ge Pech­steins mit Arbei­ten, die noch an der Kunst­ge­wer­be­schu­le und an der Aka­de­mie in Dres­den und unter dem Ein­fluss von Jugend­stil und fran­zö­si­scher Moder­ne ent­stan­den, dazu wei­te­re Wer­ke des aus­ge­reif­ten Expres­sio­ni­sten: Zeich­nun­gen, Holz­schnit­te und Litho­gra­phien, die mit weni­gen Stri­chen das Wesent­li­che aus­drucks­stark umrei­ßen, Gemäl­de, die mit kla­ren wie kräf­ti­gen Far­ben Land­schaf­ten und Men­schen dar­stel­len. „Mensch und Natur in eins zu erfas­sen“ – die­ses Cre­do hat­te sich Pech­stein für sei­ne Kunst gestellt.

Erlebt hat er die Ver­schmel­zung von Kunst und All­tag, von Mensch und Natur auf sei­ner Rei­se in die Süd­see, die er mit sei­ner Frau Lot­te 1914 antrat und lei­der nach nur kur­zer Zeit auf­grund des Kriegs­aus­bruchs wie­der abbre­chen muss­te. Trotz die­ses knap­pen Auf­ent­hal­tes im „Para­dies“ auf den Palau-Inseln, blieb die Rei­se ein Schlüs­sel­er­leb­nis für sein wei­te­res Schaf­fen. Zahl­rei­che Süd­see­dar­stel­lun­gen, Still­le­ben mit exo­ti­schen Pflan­zen oder Bild­nis­se von Ein­ge­bo­re­nen bestimm­ten auch spä­ter noch sei­ne Themenwelt.

Bereits in Dres­den weck­ten die Besu­che im Völ­ker­kun­de­mu­se­um die Auf­merk­sam­keit der „Brücke“-Freunde an einer außer­eu­ro­päi­schen For­men­spra­che, die sie bei­spiels­wei­se an den Haus­bal­ken aus Palau stu­die­ren konn­ten. Die­ses Inter­es­se führ­te spä­ter zur radi­ka­len Form­ver­ein­fa­chung, ins­be­son­de­re im Holz­schnitt und in der Male­rei. Beson­ders wäh­rend der jähr­li­chen Som­mer­auf­ent­hal­te, ob in Ita­li­en, in der Schweiz oder an Nord- und Ost­see, immer such­te und teil­te Pech­stein das ein­fa­che Leben der Men­schen, der Bau­ern und Fischer in ihrer natür­li­chen, beschei­de­nen Umgebung.

Die Aus­stel­lung wird im Kunst­mu­se­um Bay­reuth am 29.Oktober um 19 Uhr, zum Auf­takt der 11. Bay­reu­ther Muse­ums­nacht, eröff­net und von Kata­lo­gen und einem reich­hal­ti­gen Ver­mitt­lungs­pro­gramm begleitet.