Uni­ver­si­tät Bay­reuth: Hoch­prä­zi­se Fer­ti­gungs­tech­no­lo­gie für licht­op­ti­sche Komponenten

Für Inno­va­tio­nen in der Solar­tech­no­lo­gie, der LED-Beleuch­tungs­tech­nik und der Auto­mo­bil­tech­nik gewin­nen licht­op­ti­sche Kom­po­nen­ten eine immer stär­ke­re Bedeu­tung. Gefragt sind neue lei­stungs­star­ke Lin­sen­sy­ste­me, bei­spiels­wei­se für Front­schein­wer­fer von Auto­mo­bi­len oder für Pho­to­vol­ta­ik-Anla­gen, die das Son­nen­licht zen­tral bün­deln und in die­ser Form für die Strom­ge­win­nung nut­zen. Die Wei­ter­ent­wick­lung der dazu not­wen­di­gen Fer­ti­gungs­tech­no­lo­gie ist das Ziel des For­schungs­vor­ha­bens Fle­xi­Plant, das von der Baye­ri­schen For­schungs­stif­tung geför­dert wird.

Am 1. August 2011 fiel der Start­schuss für die­ses Pro­jekt, in dem die Uni­ver­si­tät Bay­reuth und drei Indu­strie­part­ner zusam­men­ar­bei­ten: die Fül­ler Glas­tech­no­lo­gie Ver­triebs GmbH in Spie­gel­au, die Rein­hold Seiz Inge­nieur­bü­ro GmbH in Floss und die EGLASS Pro­duc­tion and Trade GmbH in Buch­holz. Das Pro­jekt hat eine Lauf­zeit von zwei Jah­ren. Von den ver­an­schlag­ten Gesamt­ko­sten in Höhe von 563.000 Euro wer­den 281.600 Euro von der Baye­ri­schen For­schungs­stif­tung über­nom­men. Kon­sor­ti­al­füh­rer ist die Uni­ver­si­tät Bayreuth.

Lang­jäh­ri­ge Erfah­run­gen mit Industriekooperationen

Der Lehr­stuhl für Werk­stoff­ver­ar­bei­tung an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth über­nimmt bei den anste­hen­den For­schungs- und Ent­wick­lungs­ar­bei­ten eine tra­gen­de Rol­le: Prof. Dr. Moni­ka Wil­lert-Pora­da und Dr.-Ing. Thor­sten Ger­des ver­fü­gen hier über ein inter­na­tio­nal aus­ge­wie­se­nes Know-how in der Glas­for­schung, das sie in das neue Pro­jekt ein­brin­gen wer­den. Dabei kön­nen sie auf lang­jäh­ri­ge Erfah­run­gen im Baye­ri­schen For­schungs­ver­bund FOR­GLAS und in einer gro­ßen Zahl von Indu­strie­ko­ope­ra­tio­nen zurück­grei­fen. So wur­de zusam­men mit der Fir­ma Fül­ler GTV GmbH eine Schmelz­tech­no­lo­gie – eine sog. Mini-Mel­ter-Tech­no­lo­gie – ent­wickelt, die sich an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth in viel­fäl­ti­gen Glas­for­schungs­pro­jek­ten bewährt hat.

Die Her­aus­for­de­rung: Glas-Pre­for­men mit spe­zi­el­len Eigenschaftsprofilen

Im Pro­jekt Fle­xi­Plant wird die­se Mini-Mel­ter-Tech­no­lo­gie mit dem Ziel wei­ter­ent­wickelt, die Fer­ti­gung licht­op­ti­scher Kom­po­nen­ten opti­mal zu unter­stüt­zen. Dabei rich­tet sich das Inter­es­se vor allem auf die Her­stel­lung von Glas-Pre­for­men für licht­op­ti­sche Kom­po­nen­ten. Hier­bei han­delt es sich um Roh­lin­ge, die mit­hil­fe eines wei­te­ren Indu­strie­ver­fah­rens – dem Prä­zi­si­ons­blank­pres­sen – zu hoch­wer­ti­gen Lin­sen­sy­ste­men und ande­ren End­pro­duk­ten ver­ar­bei­tet wer­den sollen.

Ein beson­ders wich­ti­ger Aspekt: Die im Schmelz­ver­fah­ren her­ge­stell­ten Roh­lin­ge sol­len bereits spe­zi­el­le Eigen­schafts­pro­fi­le mit­brin­gen, so dass kei­ne mecha­ni­sche Nach­be­ar­bei­tung nötig ist. Sie sol­len direkt, ohne einen sol­chen kosten­auf­wän­di­gen Zwi­schen­schritt, von den Prä­zi­si­ons­blank­pres­sen über­nom­men wer­den kön­nen. Das Prä­zi­si­ons­blank­pres­sen ist ein Kom­pe­tenz­feld der Hoch­schu­le Deg­gen­dorf, mit der die Uni­ver­si­tät Bay­reuth der­zeit eine Koope­ra­ti­on im Bereich hei­ßer Glas­tech­no­lo­gie aufbaut.

Tech­no­lo­gi­sche Wei­ter­ent­wick­lun­gen des Mini-Melter-Verfahrens

Damit die Glas-Pre­for­men die gewünsch­ten Eigen­schafts­pro­fi­le mit­brin­gen, wenn sie aus dem Schmelz­ver­fah­ren her­vor­ge­hen, muss der Bay­reu­ther Mini-Mel­ter tech­no­lo­gisch wei­ter­ent­wickelt wer­den. Gefor­dert ist vor allem eine weit­rei­chen­de Fle­xi­bi­li­tät. Ver­schie­de­ne Glas­sor­ten müs­sen auf einem gleich­blei­bend hohen Qua­li­täts­ni­veau bear­bei­tet wer­den kön­nen. Selbst wenn ver­schie­de­ne Glas­sor­ten im regel­mä­ßi­gen Wech­sel zum Ein­satz kom­men, darf die licht­op­ti­sche Qua­li­tät der erzeug­ten Roh­lin­ge nicht lei­den. Die im Schmelz­ver­fah­ren her­ge­stell­ten Roh­lin­ge müs­sen unab­hän­gig von Grö­ße und Glas­sor­te abso­lut bla­sen­frei und frei von licht­bre­chen­den Fremd­par­ti­keln sein. Und nicht zuletzt soll die gesam­te Schmelz­an­la­ge über lan­ge Zeit­räu­me hin­weg zuver­läs­sig arbei­ten, mit einem mini­ma­len Energie‑, Bedie­nungs- und Wartungsaufwand.

„Wir freu­en uns dar­auf, das in Bay­reuth erfolg­reich mit­ent­wickel­te Schmelz­ver­fah­ren in die­se Rich­tung opti­mie­ren zu kön­nen. Die dafür nöti­gen Schrit­te sind für uns eine ech­te Her­aus­for­de­rung“, erklärt Dr.-Ing. Thor­sten Ger­des, der die Bay­reu­ther Pro­jekt­ar­bei­ten koor­di­niert. „Bei­spiels­wei­se müs­sen wir für den Schmelz­vor­gang ver­bes­ser­te feu­er­fe­ste kera­mi­sche Glas­kon­takt­werk­stof­fe ent­wickeln, damit Roh­lin­ge mit der ange­streb­ten licht­op­ti­schen Top-Qua­li­tät ent­ste­hen. Zudem wer­den wir eini­ge spe­zi­el­le Anla­gen­funk­tio­nen ein­rich­ten. Damit betre­ten wir Neu­land auf dem Gebiet der Schmelz­tech­no­lo­gie in klei­nen Schmelz­an­la­gen von ca. 1t/​Tag.“

Koope­ra­ti­ons­pro­jek­te mit dem Tech­no­lo­gie Zen­trum Spiegelau

Sobald die Bay­reu­ther Wis­sen­schaft­ler das Her­stel­lungs­ver­fah­ren ent­wickelt haben, das die eben­so hohen wie spe­zia­li­sier­ten Anfor­de­run­gen erfüllt, wird das Know-how in Koope­ra­ti­ons­pro­jek­ten mit dem Tech­no­lo­gie Zen­trum Spie­gel­au ein­ge­setzt. Hier soll das Schmelz­ver­fah­ren imple­men­tiert und in Ver­bin­dung mit Prä­zi­si­ons­blank­pres­sen genutzt wer­den, um tech­ni­sche Glas­pro­duk­te wie hoch­wer­ti­ge Lin­sen her­zu­stel­len. Trä­ger des TZ Spie­gel­au ist die Hoch­schu­le Deggendorf.