Bro­se Bas­kets: „FC Bay­ern ist Titelfavorit“

Ein Gespräch mit Wolf­gang Heyder, Mana­ger der Bro­se Bas­kets, über die kom­men­de Sai­son, den Bas­ket­ball­stand­ort Bam­berg und den Titel­fa­vo­ri­ten FC Bay­ern München.

? Wolf­gang Heyder, es ist Off­se­a­son, Zeit um mal etwas durch­zu­at­men? Waren Sie oder gehen Sie noch in den Urlaub?

Heyder: Nein. Bis auf einen Kurz­trip für vier Tage in die Son­ne nach Mal­lor­ca, stecke ich mit­ten in der Sai­son­vor­be­rei­tung. Ich weiß gar nicht, ob ich noch dazu kom­me, ein paar Tage wegzufahren.

? Was genau beschäf­tigt Sie denn die­ser Tage so?

Heyder: Wir ver­han­deln mit Spon­so­ren und natür­lich dreht sich in der Beko BBL auch das Spie­ler­ka­rus­sell, wie man heu­te am FC Bay­ern sehen konnte.

? Dan­ke für das Stich­wort „FC Bay­ern“. Die haben Wort gehal­ten und, wie von Uli Hoe­neß ange­kün­digt, „Kra­cher“ vor­ge­stellt. Ich sage nur Je’Kel Foster und Shar­rod Ford.

Heyder: Zwei abso­lu­te Traum­spie­ler, an denen wir auch inter­es­siert waren. Unser Bud­get hat das aber lei­der nicht zuge­las­sen. Je’Kel, der ja in der BBL auch schon mit Olden­burg Mei­ster wur­de und ver­gan­ge­ne Sai­son in der ita­lie­ni­schen Liga bei Cre­mo­na gespielt hat, hät­te wirk­lich her­vor­ra­gend in unser Kon­zept gepasst. Na ja und zu Shar­rod Ford braucht man ja nichts wei­ter zu sagen. Ein extrem erfah­re­ner Spie­ler, auf sei­ner Posi­ti­on in Euro­pa sicher einer der stärk­sten, der uns, auch im Hin­blick auf die Euro­la­gue sicher gut zu Gesicht gestan­den hät­te. Aber wie gesagt, finan­zi­ell war weder Je’Kel Foster noch Shar­rod Ford rea­li­sier­bar. Da ste­hen den Bay­ern auch ganz ande­re Res­sour­cen zur Verfügung.

? Shar­rod Ford, Je’Kel Foster, Jan Jag­la: Wo geht die Rei­se mit dem FC Bay­ern Ihrer Mei­nung nach hin?

Heyder: Und Robin Ben­zing! Bis auf Robin, kamen die Ver­pflich­tun­gen auch für mich nicht ganz unüber­ra­schend. Nomi­nell zählt der FC Bay­ern damit zu den Titel­fa­vo­ri­ten und wird auch auf euro­päi­scher Ebe­ne im Euro­cup ein Wört­chen mit­zu­re­den haben. Kei­ne Fra­ge. Inwie­fern der exzel­len­te Kader das dann auf dem Court umset­zen kann, muss man abwar­ten. Spä­te­stens beim Ste­chert Cup in der Ste­chert Are­na am 3. und 4. Sep­tem­ber kön­nen wir uns davon alle ein erstes Bild machen. Aber wie ich Dirk Bau­er­mann ken­ne, will er Mei­ster werden.

? Aber auch die Bro­se Bas­kets konn­ten schein­bar einen Spie­ler für sich gwin­nen, der auch von den Bay­ern umwor­ben wurde.

Heyder: Juli­us Jenk­ins ist bei uns momen­tan ein gro­ßes The­ma. Es müs­sen noch Details geklärt wer­den, aber ich hof­fe, dass wir noch heu­te Abend den Ver­trag mit Juli­us unterschreiben.

? Das ist doch mal was. Auch die Bro­se Bas­kets muss man erst ein­mal schlagen.

Heyder: Aber sicher doch. Auch wir haben uns ver­stärkt und wer­den uns ver­stär­ken. Mit Mar­cus Slaugh­ter kommt ein her­vor­ra­gen­der und viel­sei­ti­ger Cen­ter zu uns, der in der spa­ni­schen ACB bei Val­la­do­lid für Furo­re gesorgt hat und dort zu den Besten sei­nes Fachs gehörte.

? Noch­mal zurück zu den Bay­ern. Bau­er­mann­sche Poli­tik ist es ja, mög­lichst vie­le Natio­nal­spie­ler um sich zu vesam­meln. Was hal­ten Sie davon?

Heyder: Für die Iden­ti­fi­ka­ti­on des Teams mit den Fans, aber auch für die Liga an sich, hal­te ich es für extrem wich­tig, mög­lichst vie­le deut­sche Spie­ler im Kader zu haben, die auch tat­säch­lich auf dem Par­kett ste­hen. Mit Jag­la, Hamann, Dor­eth, Schwe­thelm, Gree­ne, Rado­savlje­vic und Ben­zing sind sie­ben deut­sche Spie­ler im Kader, die nicht nur Spiel­zeit bekom­men wer­den son­dern den FC Bay­ern auch bes­ser machen werden.

? Wäre Ben­zing nicht auch ein Spie­ler für die Bro­se Bas­kets gewesen ?

Heyder: Sicher ist Robin ein inter­es­san­ter Spie­ler für jede Mann­schaft. Aber auf Robins Posi­ti­on haben wir Casey Jacob­sen. Ich den­ke, mehr brau­che ich dazu nicht zu sagen. Ausser­dem haben wir mit Kar­sten Tad­da und Mau­rice Stuckey zwei her­vor­ra­gen­den deut­sche Nach­wuchs­spie­ler, die bei unse­ren Fans sehr beliebt sind und auch regel­mä­ßig auf dem Par­kett ste­hen. Gesetzt ist natür­lich Tibor Pleiß, den auch vie­le euro­päi­sche Top­clubs im Visier hat­ten. Aber auch Phlipp Neu­mann, von dem wir uns einen wei­te­ren Ent­wick­lungs­sprung erhof­fen, hat schon ver­gan­ge­ne Sai­son gezeigt, zu was er in der Lage ist.

? Herr Heyder, in der näch­sten Sai­son star­ten die Bro­se Bas­kets ja auch wie­der in der Euro­le­ague. Wie sehen da Ihre Erwar­tun­gen aus ?

Heyder: Zunächst ein­mal ist es für mich ein Rie­sen­er­folg, dass wir im zwei­ten Jahr in Fol­ge unter Euro­pas besten Teams sind. Für einen Bas­ket­ball­stand­ort wie Bam­berg kann man das gar nicht oft genug wür­di­gen. Nach­dem wir ver­gan­ge­ne Sai­son in der Euro­le­ague so knapp am Vier­tel­fi­na­le geschei­tert sind, wäre es natür­lich ein Traum genau die­ses Ziel in die­ser Sai­son zu errei­chen. Geg­ner wie ZSKA Mos­kau und Pan­athi­nai­kos Athen sind natür­lich ein Traum für uns. Die wenig­stens etwas zu ärgern, wäre schon ‚ne tol­le Sache. Ob’s am Ende zu glor­rei­chen Sie­gen wie etwa gegen Pirä­us, Madrid oder Mala­ga reicht, wird man sehen. Den­noch dür­fen wir die Erwar­tun­gen nicht zu hoch schrau­ben. Das was letz­te Sai­son in Bam­berg pas­siert ist, ist so außer­ge­wöhn­lich, so ein­zig­ar­tig und auf kei­nen Fall eine Garan­tie, dass das jetzt jedes Jahr mit Mei­ster und TOP FOUR-Sieg so läuft.

? Die Bro­se Bas­kets haben sich als Mei­ster sport­lich für die Euro­le­ague qua­li­fi­ziert. Der FC Bay­ern erhält als Auf­stei­ger direkt eine Wild Card für den Euro­cup. Alba Ber­lin darf in der Euro­le­ague-Qua­li star­ten. Wie bewer­ten Sie das?

Heyder: Dem euro­päi­schen Bas­ket­ball kann der FC Bay­ern nur gut tun. Vor allem auch, weil der Ver­ein ein Para­de­bei­spiel für soli­des Wirt­schaf­ten ist. Ein abso­lu­tes Vor­bild. Und als Mar­ke tritt ein wei­te­rer gro­ßer Club auf die euro­päi­sche Bas­ket­ball­büh­ne. Per­fekt. Für uns kann das nur gut sein. Wir und die gesam­te Liga pro­fi­tie­ren unheim­lich davon. Da ist es für mich zweit­ran­gig, ob sich der FC Bay­ern sport­lich für den Euro­cup qua­li­fi­ziert hat oder nicht. Und übri­gens: Wären wir nicht deut­scher Mei­ster gewor­den, dann wäre es auch für die Euro­le­ague eine Opti­on gewe­sen, die Bro­se Bas­kets in der Euro­lae­gue-Qua­li­fi­ka­ti­on an den Start gehen zu lassen.

? Wie wol­len Sie lang­fri­stig im Kon­zert der Gro­ßen kon­kur­renz­fä­hig blei­ben, wenn Bay­ern und ALBA mit enor­mer Wirt­schafts­kraft an die Spit­ze drängen?

Heyder: Gute Fra­ge. Eine Garan­tie, immer oben zu ste­hen, gibt es sowie­so nicht, egal ob man nun der FC Bay­ern oder sonst wer ist. Aber Geld ver­schafft natür­lich Hand­lungs­spiel­räu­me. Wo Geld fehlt, benö­ti­gen sie Lei­den­schaft, Hin­ga­be für den Sport und das Geschäft. Inso­fern sehe ich den Bas­ket­ball­stand­ort Bam­berg als wirk­li­ches Para­de­bei­spiel, wie man aus einem ver­gleich­wei­se knap­pen Bud­get maxi­ma­len Erfolg gene­rie­ren kann, wenn man ein Team um sich schart, das bedin­gungs­los auf ein Ziel hin­ar­bei­tet. Bis zu einem gewis­sen Maß kann der Glau­be immer noch Ber­ge ver­set­zen. Das ist mei­ne Über­zeu­gung. Aber ganz ohne Geld wären auch wir in Bam­berg chan­cen­los. Eine kri­ti­sche Grund­mas­se soll­te schon vor­han­den sein, wenn man oben mit­spie­len will. Ande­rer­seits, auch wenn einer unse­rer gro­ßen Spon­so­ren sich dazu ent­schlie­ßen soll­te aus dem Pro­gramm aus­zu­stei­gen, wären wir immer noch in der Lage in Bam­berg Bun­des­li­ga­bas­ket­ball zu prä­sen­tie­ren und könn­ten den Bas­ket­ball­stand­ort sichern. Ob es dann jedoch für mehr rei­chen wür­de? Wir sind, regi­ons­be­dingt, zu weit weg von den ent­spre­chen­den Ent­schei­dern, arbei­ten aber den­noch unauf­hör­lich dar­an, für den Bas­ket­ball­stand­ort und die Regi­on zu wer­ben. Aber auch gera­de die­se spe­zi­el­len Struk­tu­ren haben natür­lich ihren Reiz.

? Wel­chen denn?

Heyder: Als Klein­stadt­ver­ein es den­noch Jahr für Jahr zu schaf­fen, die Gro­ßen zu ärgern. Wir sind, nur um das mal klar­zu­stel­len, Bas­ket­ball­haupt­stadt und Bas­ket­ball­hoch­burg in Deutsch­land! Und das haben wir gemein­sam mit vie­len, auch klei­nen und mit­tel­stän­di­schen Part­nern, aus der Regi­on auf die Bei­ne gestellt. Das schweißt zusam­men und ist, wie gesagt, beispiellos.

? Sie haben Spaß daran?

Heyder: Das kann ich nicht leug­nen … aber mein Herz hängt auch am Bam­ber­ger Bas­ket­ball. So etwas wie hier, gibt es nir­gend­wo in Euro­pa. Die gesell­schaft­li­che Ver­wur­ze­lung des Bas­ket­balls in der Bam­ber­ger Bevöl­ke­rung ist ein Allein­stel­lungs­merk­mal. Kein FC Bay­ern, kein ALBA Ber­lin ver­fügt über die­sen Stand­ort­fak­tor, um es mal ins Wirt­schafts­deutsch zu über­set­zen. Und der ist nicht käuflich!

? Herr Heyder, vie­len Dank für das Gespräch.