Bay­reuth – Fest­spie­le des Handwerks

Zum 100. Mal fin­den in die­sem Jahr vom 25. Juli bis 28. August die Bay­reu­ther Fest­spie­le statt. Besu­cher aus der gan­zen Welt zieht es dann wie­der in das Fest­spiel­haus auf dem Grü­nen Hügel, um die auf­wen­di­gen Insze­nie­run­gen und die ein­zig­ar­ti­gen Klän­ge der Wer­ke Richard Wag­ners zu erle­ben – künst­le­ri­sche Lei­stun­gen, an denen auch Hand­wer­ker einen wich­ti­gen Anteil haben. Maß­schnei­der, Mas­ken­bild­ner, Instru­men­ten­bau­er, Schrei­ner und vie­le wei­te­re Hand­wer­ker sor­gen mit indi­vi­du­el­len Anfer­ti­gun­gen und ihrem Know-how dafür, dass jede Auf­füh­rung zu einem unver­gleich­li­chen Musik- und Thea­ter­er­leb­nis wird.

Die tra­di­ti­ons­rei­chen Bay­reu­ther Fest­spie­le zäh­len zwei­fels­oh­ne zu den renom­mier­te­sten Ver­an­stal­tun­gen in der Klas­sik- und Thea­ter­welt. Mit den Auf­füh­run­gen sowie der musi­ka­li­schen Dar­bie­tung der Haupt­wer­ke Richard Wag­ners wer­den jedes Jahr aufs Neue künst­le­ri­sche Mei­ster­lei­stun­gen voll­bracht. Aber auch ein solch bedeu­ten­des kul­tu­rel­les Ereig­nis kommt nicht ohne die viel­fäl­ti­ge Unter­stüt­zung des Hand­werks aus. In den Werk­stät­ten des Fest­spiel­hau­ses bau­en Schrei­ner und Metall­bau­er pass­ge­nau jedes noch so aus­ge­fal­le­ne Kulis­sen­ele­ment, Maß­schnei­der fer­ti­gen mit hoher Prä­zi­si­on und viel Lie­be zum Detail auf­wen­di­ge Kostü­me, Mas­ken­bild­ner ver­wan­deln die Dar­stel­ler in täu­schend ech­te Fan­ta­sie­fi­gu­ren und Elek­tro­ni­ker betreu­en die kom­ple­xe Büh­nen­tech­nik. Dar­über hin­aus arbei­tet das Fest­spiel­haus mit vie­len Betrie­ben aus der Regi­on zusam­men. Hand­wer­ker mit ihrem Fach­wis­sen und ihrer Fle­xi­bi­li­tät sind so wich­ti­ge Akteu­re des Festspielbetriebs.

Orche­ster­mit­glie­der ver­trau­en dem Handwerk

In Bay­reuth zu spie­len, ist selbst für erfah­re­ne Musi­ker eine beson­de­re Ehre. Als Orche­ster las­sen sie die außer­or­dent­li­che Aku­stik des denk­mal­ge­schütz­ten Zuschau­er­raums erklin­gen. Neh­men ihre oft­mals sehr alten und emp­find­li­chen Instru­men­te dabei unver­hofft Scha­den, las­sen sie nur die Mei­ster des Instru­men­ten­baus ans Werk, so wie Gott­fried Raabs. Seit vie­len Jah­ren steht der Gei­gen­bau­mei­ster aus Buben­reuth Orche­ster­mit­glie­dern in Not­fäl­len zu Sei­te und repa­riert wäh­rend der Fest­spie­le beschä­dig­te Gei­gen, Vio­li­nen, Vio­las oder Cel­los. „Beson­ders wenn extre­me Wit­te­rungs­be­din­gun­gen herr­schen, etwa sehr hohe Tem­pe­ra­tu­ren oder eine hohe Luft­feuch­tig­keit, kann es pas­sie­ren, dass sich geleim­te Stel­len öff­nen und das Instru­ment anfängt zu klir­ren. Mei­ne Auf­ga­be besteht dann dar­in, den alten Leim zu ent­fer­nen, die betrof­fe­ne Stel­le zu säu­bern und neu­en Leim auf­zu­tra­gen“, erläu­tert Raabs. Erst dann kann ein Instru­ment wie­der sei­nen vol­len Klang ent­fal­ten. Das Spek­trum sei­ner Repa­ra­tur­ar­bei­ten reicht aber noch viel wei­ter. „Manch­mal kommt es auch vor, dass der Stimm­stock gerich­tet wer­den muss oder sogar ein neu­er Steg nötig ist“, so Raabs. In jedem Fall erfor­dert sei­ne Tätig­keit an den fili­gra­nen Streich­in­stru­men­ten abso­lu­te Sorg­falt, höch­ste Prä­zi­si­on und nicht zuletzt ein gutes musi­ka­li­sches Gehör. Raabs schätzt zudem die Bestän­dig­keit sei­nes Gewerks. „Die Tra­di­ti­on im Gei­gen­bau besteht dar­in, alte Mate­ria­li­en und Tech­ni­ken bei­zu­be­hal­ten und wei­ter­zu­ent­wickeln. Es gab zwar unzäh­li­ge Ver­su­che, ande­re Mate­ria­li­en als das bewähr­te Holz von Ahorn und Fich­te zu ver­wen­den, die­se haben aller­dings die hohen Qua­li­täts­merk­ma­le nicht erfül­len kön­nen“, betont er.

Hand­werk­li­che Detail­ar­beit bis in die Solistengarderoben

Auch Micha­el Schle­gel, Geschäft­füh­rer der S + S Aus­bau GmbH aus dem ober­frän­ki­schen Neu­dros­sen­feld, ist bestens mit dem Fest­spiel­haus ver­traut. Sein Betrieb ist vor allem im Vor­feld der Fest­spie­le dafür ver­ant­wort­lich, die Räum­lich­kei­ten auf den neue­sten Stand zu brin­gen. So wur­den unter ande­rem moder­ne Aku­stik­decken und ‑wän­de vom aus­ge­bil­de­ten Wärme‑, Kälte‑, Schall- und Brand­schutz­iso­lie­rer ein­ge­baut. Auch Tisch­ler, Flie­sen­le­ger, Anla­gen­me­cha­ni­ker-SHK und Maler leg­ten Hand an: Bei neu­en Böden, Türen und Fen­stern oder bei der Moder­ni­sie­rung im Sani­tär­be­reich. Die acht Soli­sten­gar­de­ro­ben wur­den reno­viert, Schmink­ti­sche, Bet­ten und Schrän­ke auf die Räum­lich­kei­ten indi­vi­du­ell zuge­schnit­ten. Ob für das Gesche­hen auf der Büh­ne, im Orche­ster­gra­ben oder hin­ter den Kulis­sen – zahl­rei­che Hand­wer­ker tra­gen in Bay­reuth ent­schei­dend dazu bei, die beein­drucken­den Klang- und Fan­ta­sie­wel­ten zu erschaf­fen und das Publi­kum Tag für Tag von neu­em zu begei­stern. Mit ihren indi­vi­du­el­len und krea­ti­ven Lei­stun­gen machen sie die Wag­ner­fest­spie­le so immer auch zu Fest­spie­len des Handwerks.