Inter­na­tio­na­ler Film­preis für die Bay­reu­ther Eth­no­lo­gin Vale­rie Hänsch

Der eth­no­gra­phi­sche Film „Sif­in­ja – Die eiser­ne Braut“ doku­men­tiert hohes tech­ni­sches Kön­nen, hand­werk­li­chen Stolz und krea­ti­ve Ener­gie, mit­ten in Afrika

Valerie Hänsch

Vale­rie Hänsch

Für ihren bereits mehr­fach preis­ge­krön­ten Film „Sif­in­ja – Die eiser­ne Braut“ hat die Bay­reu­ther Eth­no­lo­gin Vale­rie Hänsch kürz­lich eine wei­te­re her­vor­ra­gen­de Aus­zeich­nung erhal­ten. Beim inter­na­tio­na­len Festi­val des Roy­al Anthro­po­lo­gi­cal Insti­tu­te (RAI) in Lon­don erhielt der Film den 1. Preis in der Kate­go­rie „Mate­ri­el­le Kul­tur“ („Mate­ri­al Cul­tu­re Film Pri­ze“). Die Ver­an­stal­tung zählt zu den bedeu­tend­sten Festi­vals für eth­no­gra­phi­schen Film in Euro­pa. Sie fin­det alle zwei Jah­re an bri­ti­schen Uni­ver­si­tä­ten statt und wird jedes Mal von der inter­na­tio­na­len Fach­welt stark beachtet.

Der Film zeigt ein­drucks­vol­le Bil­der von Hand­wer­kern im Sudan, die euro­päi­sche Last­wa­gen umrü­sten und neu kon­stru­ie­ren. Seit Ende der 1960er Jah­re, als der Bedford TJ aus Eng­land nach Afri­ka expor­tiert wur­de, hat sich im Sudan eine krea­ti­ve hand­werk­li­che Tra­di­ti­on des LKW-Baus ent­wickelt. Schmie­de, Schrei­ner und Mecha­ni­ker ver­wan­deln den für eng­li­sche Land­stra­ßen kon­stru­ier­ten LKW in ein wüsten­taug­li­ches Fahr­zeug. Dabei ent­ste­hen kom­plett neu auf­ge­bau­te Auto­mo­bi­le. Die suda­ne­si­schen Hand­wer­ker ver­glei­chen den Bedford TJ wegen sei­ner Fede­rung und der beque­men Fahr­wei­se mit einer „Sif­in­ja“, d.h. mit einer Kunst­stoff-San­da­le, die weich und form­bar ist. Wenn sie einen LKW mit Prä­zi­si­on und ästhe­ti­scher Ori­gi­na­li­tät umge­rü­stet haben, bezeich­nen sie ihn als eine „schim­mern­de Braut“.

Erst im Novem­ber 2010 erhielt Vale­rie Hänsch für ihren Film den renom­mier­ten Nach­wuchs­preis der ame­ri­ka­ni­schen Socie­ty for Visu­al Anthro­po­lo­gy (SVA). Wäh­rend der Kon­fe­renz der Ame­ri­can Anthro­po­lo­gi­cal Asso­cia­ti­on in New Orleans nahm sie den Preis per­sön­lich ent­ge­gen. Im glei­chen Monat wur­de der Film auch beim 3. Eth­no­gra­phi­schen Film­fe­sti­val in Athen und beim Inter­na­tio­na­len Film­fest in Kam­pa­la (Ugan­da) auf­ge­führt. Vor­an­ge­gan­gen war das XXV. Black Inter­na­tio­nal Cine­ma Ber­lin im Mai 2010. Bei die­sem Film­fe­sti­val, das sich auf Fil­me der afri­ka­ni­schen Dia­spo­ra spe­zia­li­siert hat, wur­de Vale­rie Hänsch mit dem Preis für den besten Film eines deut­schen Fil­me­ma­chers ausgezeichnet.

„Sif­in­ja – Die eiser­ne Braut“ ist aus einem Pro­jekt des Lehr­stuhls für Eth­no­lo­gie an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth her­vor­ge­gan­gen, das von der Deut­schen For­schungs­ge­mein­schaft geför­dert wur­de. Die mehr­jäh­ri­gen For­schungs­ar­bei­ten stan­den unter dem Leit­the­ma „Bedfords Aneig­nung. Die sozia­le Orga­ni­sa­ti­on von hand­werk­li­cher Krea­ti­vi­tät im Sudan“. Sie befass­ten sich unter der Lei­tung von Pro­fes­sor Dr. Kurt Beck mit einem Kapi­tel afri­ka­ni­scher Tech­nik­ge­schich­te, das bin dahin in der For­schung wenig Beach­tung gefun­den hatte.

Zur Per­son:

Vale­rie Hänsch stu­dier­te Eth­no­lo­gie mit dem Schwer­punkt Visu­el­le Anthro­po­lo­gie, Sozio­lo­gie und Reli­gi­ons­wis­sen­schaf­ten an der LMU Mün­chen, bevor sie 2006 an die Uni­ver­si­tät Bay­reuth wech­sel­te. Hier war sie als For­schungs­as­si­sten­tin am Lehr­stuhl für Eth­no­lo­gie bei Prof. Dr. Kurt Beck tätig. Seit 2008 arbei­tet sie als Dok­to­ran­din in der Bay­reuth Inter­na­tio­nal Gra­dua­te School of Afri­can Stu­dies (BIGS­AS) an einem neu­en For­schungs­pro­jekt. Es befasst sich mit Bewäs­se­rungs­bau­ern am Nil, die auf­grund eines Mega-Stau­damm­pro­jekts umge­sie­delt wur­den. Im Rah­men die­ses Pro­jekts hielt sich Vale­rie Hänsch zwölf Mona­te lang im Nord­su­dan für Feld­for­schun­gen auf.

Film­da­ten:

Sif­in­ja – Die eiser­ne Braut
2009, 70 Min., DV, Omd­tU Sudan/​Deutschland
Dreh­buch, Regie, Kame­ra, Ton: Vale­rie Hänsch
Schnitt: Georg Höng­dobler, Vale­rie Hänsch
Pro­jekt­de­sign, Inter­views: Kurt Beck
Über­set­zung: Kurt Beck, Hay­dar Muha­mad Ali Hassan,
Vale­rie Hänsch
Unter­ti­tel: Kurt Beck, Vale­rie Hänsch, Georg Höngdobler
Musik: al Ustadh Abd al-Qadir Salim

Wei­te­re Informationen:

http:// www​.sif​in​ja​.de
Erste Ein­drücke vom Film bie­tet ein Trai­ler, der auf die­ser Home­page allen Inter­es­sier­ten zugäng­lich ist.