Exo­ti­sche Gäste aus dem hohen Nor­den: Ein­flug von Sei­den­schwän­zen in Deutschland

Beson­de­res Natur­schau­spiel bald auch in Bay­ern zu beobachten

Bay­ern erwar­tet in Kür­ze ein sel­te­nes Natur­schau­spiel, denn Scha­ren des exo­tisch anmu­ten­den Sei­den­schwan­zes sind auf dem Weg in den Frei­staat. Zahl­rei­che Trupps der im Nor­den Eura­si­ens behei­ma­te­ten Vögel zie­hen zur­zeit auf­grund der dor­ti­gen Nah­rungs­knapp­heit in den Süden. „Da erste Vögel schon in Thü­rin­gen und Nord­rhein-West­fa­len gesich­tet wur­den, erwar­ten wir die bal­di­ge Ankunft der Sei­den­schwän­ze“, so die LBV-Bio­lo­gin Chri­stia­ne Gei­del. Bee­ren oder Knos­pen tra­gen­de Hecken und Gehöl­ze kön­nen dann zu einem spek­ta­ku­lä­ren Schau­platz oder sogar zu einem Über­win­te­rungs­quar­tier wer­den. Die bun­ten Sei­den­schwän­ze sind mit etwas Auf­merk­sam­keit leicht an ihrer unver­kenn­ba­ren Feder­hau­be und den auf­fäl­lig gefärb­ten Flü­gel­spit­zen zu erken­nen. Wer den nor­di­schen Vogel ent­deckt, kann ihn ger­ne dem LBV unter vogelzaehlung@​lbv.​de melden.

Haupt­aus­lö­ser des mas­sen­haf­ten Ein­flugs der Sei­den­schwän­ze wäh­rend der Win­ter­mo­na­te ist die Nah­rungs­knapp­heit in sei­nem eigent­li­chen Ver­brei­tungs­ge­biet. „Da sie nicht mehr genü­gend zu fres­sen fin­den, ver­las­sen sie in Schwär­men ihre Hei­mat und zie­hen in Gebie­te, die aus­rei­chend Nah­rung bie­ten“, erklärt Chri­stia­ne Gei­del. Weil der­ar­ti­ge Abwan­de­run­gen aus den Brut­ge­bie­ten sehr unre­gel­mä­ßig sind und nur alle paar Jah­re vor­kom­men, gilt der Sei­den­schwanz auch als so genann­ter „Inva­si­ons­vo­gel“. Dies war in Bay­ern zuletzt im Win­ter 2012/13 zu beob­ach­ten. Anders als in durch­schnitt­li­chen Jah­ren wur­den seit Okto­ber deutsch­land­weit bereits mehr als zehn­mal so vie­le Sei­den­schwän­ze gezählt wie im Vor­jahr. „Die­se Ent­wick­lung ist ein gutes Zei­chen, dass auch vie­le Sei­den­schwän­ze zu uns nach Bay­ern kom­men“, so Gei­del. Die sel­te­nen Gäste kön­nen dann wahr­schein­lich bis in den März hin­ein beob­ach­tet werden.

Den Sei­den­schwanz zu erken­nen gelingt selbst dem unge­üb­ten Vogel­be­trach­ter mit etwas Auf­merk­sam­keit: „Er hat ein beige-brau­nes Gefie­der, trägt eine auf­fäl­li­ge Feder­hau­be auf dem Kopf und hat einen kur­zen, rot­brau­nen Schwanz mit einer leuch­tend gel­ben Spit­ze“, beschreibt Gei­del. „Sei­ne dunk­len Flü­gel zie­ren auf­fäl­li­ge wei­ße und gel­be Zeich­nun­gen und die Spit­ze der Arm­schwin­ge ist schar­lach­rot gefärbt“, ergänzt sie. Außer­dem hat der er etwa sta­ren­gro­ße Vogel einen hohen, tril­lern­den Ruf.

Beob­ach­ten kann man die exo­tisch anmu­ten­den Vögel vor allem in Gär­ten und Parks, in denen Rosen­ge­wäch­se mit Hage­but­ten, Eber­eschen und Ligu­ster­hecken wach­sen. „Die Sei­den­schwän­ze haben es im Win­ter auf Früch­te und Bee­ren abge­se­hen, vor allem die wei­ßen Früch­te der Mistel sind beson­ders begehrt“, erzählt die LBV-Exper­tin. Wie vie­le Tie­re an einem Ort zu sehen sind, hängt vom Nah­rungs­an­ge­bot ab: „Je reich­hal­ti­ger das Bee­ren­buf­fet in den Gar­ten und Parks, desto grö­ßer sind auch die Trupps“ so Gei­del weiter.

Das ursprüng­li­che Ver­brei­tungs­ge­biet der Sei­den­schwän­ze liegt in den Wäl­dern der nörd­li­chen Hemi­sphä­re und reicht von Skan­di­na­vi­en bis Sibi­ri­en. Auf ihrem Zug in den Süden haben die auf­fäl­li­gen Vögel bereits das Ver­ei­nig­te König­reich, die Nie­der­lan­de und die deut­sche Nord- und Ost­see­kü­ste passiert.