Gedanken zu Christi Himmelfahrt
Die englischsprachigen Völker haben es leichter als wir, denn sie unterscheiden zwischen „sky“ und „heaven“. Ersteres bezeichnet den sichtbaren Himmel mit Wolken und Sonne, letzteres den Wohnsitz Gottes. Wenn wir von der „Himmelfahrt“ Jesu sprechen, meinen wir damit nicht, dass er wie ein Astronaut in den Himmel flog, sondern zu Gott, in seine göttliche Sphäre heimkehrte. Die mittelalterlichen Künstler malten diesen „Himmel“ goldfarben, um den Gegensatz zur Erde auszudrücken. Wenn Jesus, wie der Evangelist Lukas erzählt und übrigens nur er, von einer „Wolke“ aufgenommen wurde, heißt dies: Er ist verborgen bei Gott, denn die Wolke galt als Symbol Gottes, zugleich als Spender des Regens, also des Lebens.
Wir sollten uns die Aufforderung der Engel zu Herzen nehmen, welche den erstaunten, verunsicherten, grübelnden Jüngern nahelegten, doch wieder auf die Erde zu schauen, auf den Heiligen Geist zu warten und auf die Wiederkehr Jesu hinzuarbeiten. „Himmelfahrt“ bestätigt das Osterereignis: Jesus hat den Tod für immer besiegt, seinen und unseren. Er war nicht nur scheintot. Jesus ist nun der „Himmelskönig“ geworden, der noch verborgen, dann aber bei seiner Wiederkehr in Vollmacht und vor aller Augen herrschen wird. Er, der selbst furchtbar leiden musste, verraten und verspottet, wird den Unglücklichen und Gequälten ihr Recht verschaffen, wird gerade sie glücklich machen. Ohne die „Himmelfahrt“ Jesu wäre doch unser Leben sinnlos, weil ziel- und hoffnungslos. Dann gäbe es keinen Trost für die Einsamen, für die Kranken, für die Opfer der körperlich-seelischen Gewalt. Hier auf Erden gibt es keine Gerechtigkeit, kein Leben ohne Unglück. Aber Gottes Heiliger Geist strömt schon hinein in alle Krankenzimmer, alle Gefängnisse, in die Amtsstuben der Behörden, in die Chefetagen der Wirtschaft. Er wirkt überall dort, wo die Humanität über den Egoismus siegt, Verständnis über Hartherzigkeit, Hoffnung über Verzweiflung. Er drängt sich aber nicht auf. So ist die zarte, friedfertige Taube ein gutes Symbol für den Heiligen Geist. Doch wer getauft ist, den verbindet der Heilige Geist, mag sein Los noch so traurig sein, mit dem Weltenherrscher Jesus Christus.
Weitere Sonntagsgedanken
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
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