Leser­brief: Gedan­ken zum Leser­brief von Herrn Man­fred Wör­ner zum The­ma „Ener­gie­wen­de und Ener­gie­ein­spa­rung; Ener­gie­fres­ser Papierwerbung“.

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Ich möch­te mich bei Herrn Wör­ner aus­drück­lich für sei­nen Bei­trag und sei­ne akri­bi­sche Zusam­men­stel­lung bedan­ken. Sein Bei­trag ist ein wesent­li­cher Gesichts­punkt zum The­ma Ener­gie­wen­de, denn er macht drei wesent­li­che Aspek­te deutlich:

1. Ener­gie­wen­de bedeu­tet eben nicht nur den Umbau der Strom­ver­sor­gung. Das ist nur ein Teil der Ener­gie­wirt­schaft. Kon­se­quen­ter­wei­se muss Ener­gie­wen­de wesent­lich wei­ter gehen. Etwa 40% der gesam­ten geför­der­ten fos­si­len Ener­gie­trä­ger wie Koh­le, Öl und Gas gehen welt­weit in die Strom­erzeu­gung. Hier­von wird nur etwa 1/3 in elek­tri­sche Ener­gie umge­setzt. 2/3 gehen als „Ver­lust­wär­me“ direkt in die Umwelt.
Die rest­li­chen 60% gehen zum gro­ßen Teil in den Ver­kehr. Auch hier wird nur etwa 1/3 in Bewe­gung umge­setzt. 2/3 sind „Ver­lust­wär­me“. D.h., 2/3 der gesam­ten geför­der­ten fos­si­len und nur begrenzt ver­füg­ba­ren Ener­gie­trä­ger wird „für die Katz“ ver­brannt, weil es tech­nisch und phy­si­ka­lisch kaum bes­ser gemacht wer­den kann.

Nicht nur des­halb ist „Ener­gie­spa­ren“ eine der wich­tig­sten Kom­po­nen­ten bei einer Ener­gie­wen­de. Man mag über die diri­gi­sti­schen Maß­nah­men der EU wie Lei­stungs­be­gren­zung der Staub­sauger oder Ver­bot der 100W-Glüh­lam­pen lächeln oder schimp­fen, zumin­dest bringt sie das The­ma „Ener­gie­spa­ren“ schon mal in die Köp­fe der Menschen.

2. Der Mensch greift mit sei­ner Tech­nik, nicht nur der Ener­gie­wirt­schaft, viel zu sehr in natür­li­che Kreis­pro­zes­se ein. Hier möch­te ich Herrn Wör­ners Bei­trag noch um einen Punkt ergän­zen: Die Bäu­me, oder bes­ser gesagt die Wäl­der, die für die­se nutz­lo­se Papier­her­stel­lung ver­nich­tet wur­den. Wenn viel­leicht auch weit­ge­hend hier­für Alt­pa­pier recy­celt wur­de, irgend­wann war Holz der Grund­stoff. Und das war eine Unter­bre­chung eines natür­li­chen CO₂ Kreis­laufs. Dies ist sicher ver­nach­läs­sig­bar wenig und von der Natur ver­kraft­bar. Nur, auf dem gan­zen Glo­bus gibt es lau­fend sol­che oder ähn­li­che gedan­ken­lo­se Ein­grif­fe in natür­li­che Kreis­läu­fe, die sich im Lau­fe der Jah­re auf­sum­mie­ren und dann eben nicht mehr ver­nach­läs­sig­bar sind.

Übri­gens, die Nut­zung von Alt­pa­pier für die wei­te­re Papier­her­stel­lung ist nur für ein­fa­che und bil­li­ge Papier­sor­ten mög­lich, z.B. Zei­tungs­pa­pier. Bei hoch­wer­ti­gen Papier­sor­ten für z.B. Hoch­glanz­pro­spek­te oder wei­ßes Drucker­pa­pier geht das nur begrenzt.

3. Herr Wör­ner hat es in sei­nem Bei­trag zwar nicht aus­drück­lich erwähnt, aber ich ver­mu­te mal, nach­dem er sei­ne Unter­su­chung abge­schlos­sen hat, geht die­se Papier­flut unge­nutzt in die gro­ße Ton­ne. Und das wird sicher­lich bei 90% der übri­gen Emp­fän­ger auch so sein. Wofür also die­se Ener­gie- und Papier­ver­schwen­dung? Denn letzt­lich zah­len wir alle die­se Ver­schwen­dung über die Prei­se der Pro­duk­te mit. Ist sie not­wen­dig um die Ver­brau­cher über wich­ti­ge Din­ge zu infor­mie­ren, oder dient sie nur der Ver­schie­bung von Markt­an­tei­len zwi­schen den Super­märk­ten? Oder um Pro­duk­te schmack­haft zu machen, die man eigent­lich gar nicht braucht? Wem nützt das Gan­ze also? Außer viel­leicht ein paar Wer­be­bü­ros. Damit ich nicht falsch ver­stan­den wer­de: Ich habe nichts gegen Wer­bung als sach­li­che Infor­ma­ti­on. Aber hier ist ein eigen­stän­di­ger Kreis­lauf ent­stan­den der nur für sich sel­ber arbei­tet: mehr Wer­bung, mehr Papier, mehr Ener­gie, mehr Trans­port­lei­stung usw., finan­ziert über den Preis der Pro­duk­te, die man für sei­nen Lebens­un­ter­halt ohne­hin kau­fen müsste.

Es wird Zeit, dass wir auch über die­se Arten von Ener­gie­ver­schwen­dung nach­den­ken. So gese­hen ist der Bei­trag von Herrn Wör­ner ein Puz­zle­stein zu dem gro­ßen Bild „Ener­gie­wen­de“ und eine Teil­ant­wort auf die Ein­gangs­fra­ge der gleich­na­mi­gen Arti­kel­se­rie: Ener­gie­wen­de – muss das sein?
Danke!

Die­ter Lenzkes