Bam­berg ent­schä­digt Erben – Löwen­po­kal krönt nun Aus­stel­lung „Jüdi­sches in Bamberg“

Löwenpokal

Löwen­po­kal

Der Bam­ber­ger Stadt­rat hat ein­stim­mig beschlos­sen, dass der soge­nann­te „Schön­born­sche Löwen­po­kal“, ein exqui­si­tes sil­bern-ver­gol­de­tes Stück, ein zwei­tes Mal und nun recht­mä­ßig von den Muse­en der Stadt Bam­berg erwor­ben wird. Das Trink­ge­fäß in Form eines Löwen gehör­te ursprüng­lich der jüdi­schen Samm­le­rin Emma Budge (1852–1937). Nach deren Tod wur­de die umfang­rei­che Pri­vat­samm­lung 1937 in zwei Auk­tio­nen weit unter Wert ver­äu­ßert und die Ver­stei­ge­rungs­er­lö­se nicht an die Erben aus­ge­zahlt, son­dern auf Sperr­kon­ten des Deut­schen Reichs über­wie­sen. Den Löwen­po­kal erstei­ger­te die Stadt Bam­berg auf der ersten Auk­ti­on am 4. Okto­ber 1937 für 3.680 Reichs­mark. Durch die Geld­ga­ben der Kul­tur­stif­tung der Län­der, der Ober­fran­ken­stif­tung und der Stif­tung Welt­kul­tur­er­be Bam­berg steht eine Eini­gung mit den Erben kurz bevor. Der Löwen­po­kal krönt nun die aktu­el­le Aus­stel­lung der Muse­en der Stadt Bam­berg „Jüdi­sches in Bam­berg“ in der Vil­la Dessauer.

Bei dem für den frän­ki­schen Raum histo­risch bedeut­sa­men Stück Nürn­ber­ger Sil­ber­schmie­de­kunst han­delt es sich um einen teil­wei­se ver­gol­de­ten Sil­ber­po­kal aus dem Jahr 1712 in Form des Schön­born­schen Wap­pen­tiers, mit ver­zier­tem Schild auf dem frän­ki­schen Rechen ste­hend. Der Bam­ber­ger Bischof Lothar Franz von Schön­born stif­te­te das Trink­ge­fäß als Preis eines Schützenfestes.

Im Jahr 2012 wand­ten sich die Erben der Samm­le­rin Emma Budge an die Stadt Bam­berg und begehr­ten Resti­tu­ti­on des Stückes. Im Rah­men eines von der Arbeits­stel­le für Pro­ve­ni­enz­for­schung geför­der­ten Pro­jek­tes wur­de die Her­kunft geprüft und bestä­tigt. Auch eini­ge ande­re Muse­en, die in der NS-Zeit Stücke aus der Samm­lung erwor­ben hat­ten, gaben in den letz­ten Jah­ren die Kunst­ge­gen­stän­de zurück oder ent­schä­dig­ten die Erben. Der größ­te Teil der Samm­lung ist jedoch noch immer verschollen.

Die Stadt Bam­berg war von Anfang an bestrebt, durch Ver­hand­lun­gen mit dem Anwalt der Erben, eine gerech­te und fai­re Lösung im Sin­ne der Washing­to­ner Prin­zi­pi­en zu fin­den und einen Weg für eine Ent­schä­di­gungs­lö­sung zu öff­nen. Die Erben sind bereit, auf eine Rück­ga­be des Kunst­ge­gen­stan­des zu ver­zich­ten, wenn die Stadt Bam­berg eine dem Wert des Objekts ange­mes­se­ne Ent­schä­di­gung zahlt. Ein gemein­sam aus­ge­wähl­ter Sach­ver­stän­di­ger schätz­te den Wert des histo­ri­schen Kunst­ge­gen­stan­des auf 350.000€.

Der Erwerb des Löwen­po­kals im Wege einer unter NS-Ver­fol­gungs­druck durch­ge­führ­ten Auk­ti­on fällt in den Anwen­dungs­be­reich der „Washing­ton Con­fe­rence Prin­ci­ples on Nazi-Con­fis­ca­ted Art“ von 1998. Die 43 teil­neh­men­den Staa­ten, dar­un­ter die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land, beken­nen sich dar­in, dass nach, unter NS-Ver­fol­gungs­druck ins­be­son­de­re jüdi­schen Eigen­tü­mern; ent­zo­ge­nen Kunst­ge­gen­stän­den geforscht und die­se an die frü­he­ren Eigen­tü­mer oder Erben zurück­ge­ge­ben oder die­se ent­schä­digt wer­den. Der Bund, die Län­der und die kom­mu­na­len Spit­zen­ver­bän­de bestä­tig­ten die­se Prin­zi­pi­en 1999 in einer gemein­sa­men Erklä­rung. Die Muse­en der Stadt Bam­berg zeig­ten sich schon früh­zei­tig ihrer Ver­ant­wor­tung bewusst. Bereits 1952 wur­den die Samm­lung Was­ser­mann und die Samm­lung Feder­lein restituiert.