Uni­ver­si­tät Bam­berg wür­digt lang­jäh­ri­ge Förderung

Symbolbild Bildung
Vorm Irmler-Musiksaal: Bärbel Irmler, Stefan Hörmann, Godehard Ruppert, Werner Riehle, Dagmar Steuer-Flieser. Foto:  Hendrik Steffens

Vorm Irm­ler-Musik­saal: Bär­bel Irm­ler, Ste­fan Hör­mann, Gode­hard Rup­pert, Wer­ner Rieh­le, Dag­mar Steu­er-Flie­ser. Foto: Hen­drik Steffens

Mit einem Fest­kon­zert brach­ten Stu­die­ren­de und Leh­ren­de des Lehr­stuhls für Musik­päd­ago­gik und Musik­di­dak­tik ihren Dank für das außer­ge­wöhn­li­ches Enga­ge­ment der Ehren­se­na­to­ren Dr. Her­mann und Bär­bel Irm­ler zum Aus­druck. Es erklan­gen Instru­men­te, die das Ehe­paar dem Lehr­stuhl in den letz­ten Jahr­zehn­ten geschenkt hatte.

„Für jede Musik­aus­wahl fin­det sich eine Begrün­dung“ eröff­ne­te Uni­ver­si­täts­prä­si­dent Prof. Dr. Dr. habil. Gode­hard Rup­pert in sei­ner Begrü­ßungs­re­de den Abend und ver­wies damit auf die unge­wöhn­li­che Aus­wahl an Musik­stücken, die Musik­stu­die­ren­de vor­be­rei­tet hatten.

Wie ein roter Faden zog sich durch das Fest­kon­zert die gro­ße Lei­den­schaft Bär­bel Irm­lers und ihres 1990 ver­stor­be­nen Ehe­man­nes Dr. Her­mann Irm­ler für die Musik im All­ge­mei­nen und für die Musik an der Uni­ver­si­tät Bam­berg im Beson­de­ren. So schenk­te sie dem Lehr­stuhl für Musik­päd­ago­gik und Musik­di­dak­tik nicht nur meh­re­re wert­vol­le Musik­in­stru­men­te. Auch der jähr­lich statt­fin­den­de „Irm­ler-Musik­wett­be­werb“, bei dem Musik­stu­die­ren­de für über­durch­schnitt­li­che musi­ka­li­sche Lei­stun­gen aus­ge­zeich­net wer­den, geht auf ihren uner­müd­li­chen Ein­satz zurück.

Eröff­net wur­de das Kon­zert mit einem Stück von Diet­rich Bux­te­hu­de, gespielt von Max Acker­mann auf einer elek­tro­ni­schen Kir­chen­or­gel. Die Orgel ist das jüng­ste Geschenk der Mäze­nin. Bereits 1995 stif­te­te sie eine Ver­stär­kungs­an­la­ge, die in gewis­ser Wei­se ihre gro­ße Begei­ste­rung für die ver­schie­de­nen Musik­rich­tun­gen sym­bo­li­siert, von Klas­sik bis hin zu Pop, Rock und Jazz. Bob Dylans Make you feel my love, vor­ge­tra­gen von Cla­ra Step­pert in Beglei­tung von Bern­hard Rei­be­holz und Eliza­beth Edwards, soll­te die­se musi­ka­li­sche Offen­heit zum Aus­druck bringen.

Musi­zie­ren als Gemein­schaft stif­ten­des Ereignis

Musi­zie­ren sei für Bär­bel Irm­ler vor allem ein gemein­schafts­stif­ten­des Ereig­nis, stell­te Lehr­stuhl­in­ha­ber Prof. Dr. Ste­fan Hör­mann, der durch das Pro­gramm führ­te, fest. Dies sei vor allem beim jähr­li­chen „Irm­ler Musik­wett­be­werb“ spür­bar. Für Bär­bel Irm­ler gin­ge es hier­bei viel weni­ger um Kon­kur­renz, denn um einen Moment der Begeg­nung, des gemein­sa­men Gesprächs und der geteil­ten Lei­den­schaft zur Musik. Es gäbe für sie nichts Schö­ne­res, als in die strah­len­den Gesich­ter jun­ger Musi­ker zu schau­en und ein biss­chen an ihrem Erfolg teil­zu­ha­ben, sag­te die Stif­te­rin in ihrer Dank­sa­gung. An die­sem Abend stand die Arie für Sopran Scha­fe kön­nen sicher wei­den von J. S. Bach für das gemein­sa­me Musi­zie­ren. Zum Ein­satz kamen unter ande­rem zwei Block­flö­ten, die auf ein von Bär­bel Irm­ler dem Lehr­stuhl 2010 zum 30-jäh­ri­gen Bestehen ver­mach­tes Block­flö­ten­quar­tett ver­wie­sen, sowie eine Tru­hen­or­gel. Die­se stif­te­te sie gemein­sam mit der Ver­stär­kungs­an­la­ge im Jahr 1995, als sie durch Rek­tor Prof. Dr. Alfred Hie­rold zur Ehren­se­na­to­rin ernannt wur­de. Bär­bel Irm­ler ist die erste Frau, der die­se Wür­de an der Uni­ver­si­tät Bam­berg zu Teil wurde.

Lei­den­schaft aus Tradition

Die Lei­den­schaft für Musik des Ehe­paars Irm­ler kommt nicht von unge­fähr. Dr. Her­mann Irm­ler war ein Nach­kom­me der berühm­ten Leip­zi­ger Kla­vier­fa­bri­kan­ten-Fami­lie. Die 1818 von Johann C. G. Irm­ler gegrün­de­te Manu­fak­tur gehör­te zu den erfolg­reich­sten Pia­no­for­te-Fabri­ken Leip­zigs. Das Werk wur­de 1943 bei einem Luft­an­griff kom­plett zer­stört. Das erste Geschenk, das 1978 den Grund­stein für die lang­jäh­ri­ge Ver­bin­dung zwi­schen dem Ehe­paar Irm­ler und der Uni­ver­si­tät legen soll­te, war nichts ande­res als ein ech­ter Irm­ler-Flü­gel aus dem Pri­vat­be­sitz der Fami­lie. Auf dem 1920 erbau­ten Instru­ment erklang an die­sem Abend der Unga­ri­sche Tanz Nr. 5 von Johan­nes Brahms. Vio­la Zet­tel­mei­er und Nico­las Diroll spiel­ten vier­hän­dig auf dem knapp hun­dert Jah­re alten Kla­vier, dass noch heu­te zum Stolz der Stif­te­rin als Übungs­in­stru­ment sehr gute Dien­ste erweist.

Bei die­ser Kla­vier­af­fi­ni­tät wun­dert es nicht, dass es in den fol­gen­den Jah­ren nicht bei die­sem einem Flü­gel blei­ben soll­te. Hin­zu kamen 1989 ein Stein­way-Flü­gel und 2008 ein Bösen­dor­fer-Impe­ri­al-Kon­zert­flü­gel. Mit einer Län­ge von 2,9 m und einem Tasten­um­fang von acht vol­len Okta­ven ist die Bösen­dor­fer-Impe­ri­al-Modell­rei­he der größ­te Kon­zert­flü­gel der Welt und eine abso­lu­te Beson­der­heit im Instru­men­ten­fun­dus des Lehr­stuhls. Mit dem Ron­do C‑Dur für zwei Kla­vie­re zu acht Hän­den von Bedřich Sme­ta­na brach­ten die Stu­die­ren­den die Flü­gel gleich­zei­tig zum Erklin­gen. Wie Ste­fan Hör­mann beton­te, hand­le es sich hier­bei um ein Uni­kat der Kla­vier­li­te­ra­tur und erfor­de­re eine außer­or­dent­li­che Kon­zen­tra­ti­ons­lei­stung der vier Pia­ni­stin­nen und Pianisten.

Irm­ler Musiksaal

Der Höhe­punkt und die gro­ße Über­ra­schung des Abends war die Umbe­nen­nung des Gro­ßen Musik­saa­les in Irm­ler Musik­saal. Seit dem Abend ziert ein edler sil­ber­ner Schrift­zug auf blau­en Grund das Foy­er des Musik­saa­les. Mit der Benen­nung des Irm­ler Musik­saa­les erhielt auch ein ande­res Kunst­werk sei­nen gebüh­ren­den Platz im Foy­er. Das Reli­ef „Die Cel­li­stin“ des Bam­ber­ger Künst­lers Albert Ult­sch. Das Werk stammt aus dem Jahr 1978 und wur­de Anfang der 1980er Jah­re über das Staat­li­che Bau­amt für die Uni­ver­si­tät Bam­berg erworben.

Kanz­le­rin Dr. Dag­mar Steu­er-Flie­ser wür­dig­te in ihrer Rede das Schaf­fen von Bär­bel Irm­ler und ihrem 1990 ver­stor­be­nen Ehe­mann mit den Wor­ten, „Mäze­ne wie Sie för­dern nicht nur die Künst­ler unmit­tel­bar in ihrem Schaf­fen, son­dern berei­chern damit die Welt in Sum­me, indem sie den vie­len Talen­ten erst die Türen öff­nen, den Bestand kul­tu­rel­ler Güter erwei­tern und ihnen Wert geben.“ Eine Demon­stra­ti­on erhiel­ten die Zuhö­rer wäh­rend des Kon­zer­tes. Die Geehr­te war sicht­lich gerührt. Aus Sprach­lo­sig­keit und über­rasch­ter Freu­de dank­te sie allen mit den Wor­ten Mar­tin Luthers „Hier ste­he ich, ich kann nicht anders, Gott hel­fe mir, Amen.“

Hen­ri­et­te Neef