Cari­tas und Dia­ko­nie Bam­berg-Forch­heim unter­stüt­zen Demenz­er­krank­te und bil­den Hel­fer aus

Tür­öff­ner in Sache „Demenz“

„Für uns ist es toll zu sehen, wie Ange­hö­ri­ge und auch die an Demenz erkrank­ten Men­schen auf­blü­hen, wenn sie die Hil­fe unse­rer Frei­wil­li­gen in Anspruch neh­men.“ Ste­phan See­ger von der Fach­stel­le für pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge der Cari­tas­ver­ban­des Forch­heim und sei­ne Kol­le­gin Bir­git Pohl von der Dia­ko­nie Bam­berg-Forch­heim freut es immer wie­der, wenn sie einen Ehren­amt­li­chen an eine von Demenz betrof­fe­ne Fami­lie ver­mit­telt haben und die Che­mie zwi­schen bei­den Par­tei­en stimmt. „Die Unter­stüt­zung durch unse­ren Hel­fer­kreis ist oft für pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge ein Tür­öff­ner, auch ande­re Ent­la­stungs­an­ge­bo­te in Anspruch zu neh­men“, berich­tet Bir­git Pohl, die bereits seit 2000 Ehren­amt­li­che für den Ein­satz in betrof­fe­nen Fami­li­en schult. Im Herbst star­tet eine neue sog. Hel­fer­kreis­schu­lung, für die sich Inter­es­sier­te bereits jetzt bei den bei­den Ansprech­part­nern der Ange­hö­ri­gen­be­ra­tung anmel­den kön­nen. „Und wir benö­ti­gen neue und mehr Hel­fer, da die Nach­fra­ge nach die­sem Hilfs­an­ge­bot steigt“, erklärt Ste­phan Seeger.

Enga­ge­ment, das ankommt

In der Schu­lung steht vor allem die Pra­xis im Vor­der­grund: Wie gehe ich mit Demenz­er­krank­ten um, wie mit den Ange­hö­ri­gen? Wel­che Arten von Demenz gibt es eigent­lich und wie reagie­re ich auf bestimm­te Situa­tio­nen? All die­se Fra­gen wer­den beant­wor­tet. Nach der Schu­lung sucht die Fach­stel­le dann pas­sen­de Fami­li­en und beglei­tet Ehren­amt­li­che wie auch Besuch­te und Ange­hö­ri­ge wei­ter­hin. „Man muss Demenz nicht allei­ne bewäl­ti­gen. Vie­le Ange­hö­ri­ge haben ein schlech­tes Gewis­sen, wenn sie Hil­fe in Anspruch neh­men: ‚Ich kann doch nicht mei­nen Mann an einen Frem­den abschie­ben‘“, beschreibt Bri­git Pohl die Beden­ken vie­ler Betrof­fe­ner. Ver­trau­ens­auf­bau, Regel­mä­ßig­keit und Zuver­läs­sig­keit, aber auch eine gewis­se Fle­xi­bi­li­tät, was den Umgang mit den Erkrank­ten angeht, sind gefor­dert. Die Hel­fer bekom­men aber auch viel zurück: „Für unse­re aktu­ell über 40 Frei­wil­li­gen ist ihr Ein­satz vor allem Sinn stif­tend: Sie erle­ben haut­nah, dass ihr Enga­ge­ment bei den Men­schen ankommt.“

Recht­zei­tig vorsorgen

Wich­tig wäre es, wenn in der Fami­lie bereits zu einem frü­hen Zeit­punkt über das The­ma Pfle­ge­be­dürf­tig­keit gespro­chen wür­de, wenn die­se noch nicht ein­ge­tre­ten ist, damit man in der ent­spre­chen­den Situa­ti­on weiß, wie z.B. die Mut­ter oder der Ehe­mann mit der eige­nen Krank­heit behan­delt wer­den möch­te. Das erleich­te­re den Ange­hö­ri­gen die oft schwie­ri­gen Ent­schei­dun­gen, die bei einer Pfle­ge­be­dürf­tig­keit getrof­fen wer­den müs­sen, so die bei­den Exper­ten. Die Hel­fer selbst erhal­ten eine Auf­wands­ent­schä­di­gung für ihre Ein­sät­ze, die bei einer Ein­stu­fung der Erkrank­ten aber von den Kas­sen über­nom­men wird. Auch hier unter­stüt­zen die Bera­ter von Cari­tas Forch­heim und Dia­ko­nie Bam­berg-Forch­heim. Ihre Hil­fe ist kosten­frei und auch neu­tral und steht allen von Pfle­ge­be­dürf­tig­keit Betrof­fe­nen und ihren Ange­hö­ri­gen offen.

Kom­pe­tenz in Demenz ist nicht neu

Dass Demenz in Forch­heim ein The­ma ist, das vie­le Trä­ger bereits seit Jah­ren qua­li­fi­ziert und umfas­send auf­be­rei­ten, wis­sen die bei­den Ange­hö­ri­gen­be­ra­ter. „Durch­schnitt­lich 70% der Bewoh­ner in den Pfle­ge­hei­men in Stadt und Land­kreis Forch­heim sind von einer Form von Demenz betrof­fen“, berich­tet Bir­git Pohl. Die Mit­ar­bei­ten­den in den Pfle­ge­hei­men der Cari­tas und der Dia­ko­nie Bam­berg-Forch­heim sind alle – vom Küchen­per­so­nal bis zur Lei­tung – im Umgang mit Bewoh­nern, die die­se Dia­gno­se haben, geschult und geron­to­psych­ia­tri­sche Fach­kräf­te sind im Ein­satz. Auch im ambu­lan­ten Bereich ist das The­ma Demenz ste­tig prä­sent. Die ambu­lan­ten Pfle­ge­dien­ste haben Betreu­ungs­grup­pen für Demenz­er­krank­te ins Leben geru­fen, bei denen sich seit 2006 regel­mä­ßig erkrank­te Men­schen tref­fen. Auch für Men­schen die auf­grund ihrer Erkran­kung weg­lauf­ge­fähr­det sind, exi­stie­ren bereits Ange­bo­te, u.a. mit dem rein beschüt­zen­den Senio­ren­zen­trum der Dia­ko­nie Bam­berg-Forch­heim in Unter­lein­lei­ter, das mit einer spe­zi­el­len Pfle­ge­oa­se auch Schwer­ster­krank­ten ein wür­de­vol­les Leben ermöglicht.

Lücke: Tages­pfle­ge

„Eine Lücke gibt es aller­dings in der Stadt Forch­heim“, so Ste­phan See­ger. Im Bereich Tages­pfle­ge exi­stie­ren momen­tan nur ein­ge­streu­te Ange­bo­te in den Senio­ren­zen­tren, aller­dings kei­ne Tages­pfle­ge­sta­tio­nen, wie z.B. in Most­viel oder Eggols­heim. „Für Demenz­er­krank­te und ihre Ange­hö­ri­gen ist aber die­se Form der Betreu­ung sehr wert­voll, da die Erkrank­ten in einer festen Grup­pe in immer den glei­chen Räum­lich­kei­ten mit einer kla­ren Struk­tur tags­über zusam­men sind und sie so eine kla­re Ori­en­tie­rung haben. Lei­der schließt das Pfle­ge­zen­trum, das der­zeit in Forch­heim neu ent­steht, die­se Lücke nicht“, erklä­ren Pohl und Seeger.