BAL Bam­berg: „Streit um Füh­rungs­wech­sel in der Sozi­al­stif­tung spitzt sich zu“

GAL-Vor­wurf: Mit Miss­stän­den wird nicht ver­ant­wor­tungs­voll umgegangen

Seit der For­de­rung der GAL-Stadt­rats­frak­ti­on, die Geschäfts­füh­rungs­stel­le an der Spit­ze der Sozi­al­stif­tung neu aus­zu­schrei­ben und den Ver­trag mit dem jet­zi­gen Stel­len­in­ha­ber Xaver Frau­en­knecht nicht zu ver­län­gern, spitzt sich der Streit um Füh­rungs­stil und Aus­rich­tung des städ­ti­schen Unter­neh­mens zu.

Wie Frak­ti­on und Vor­stand der Grün-Alter­na­ti­ven Liste mit­tei­len, sind sie nicht län­ger bereit, ihre Beweg­grün­de für die For­de­rung nach einer Ablö­sung Frau­en­knechts der Öffent­lich­keit vor­zu­ent­hal­ten. „Es hat sich her­aus­ge­stellt, dass es trotz inten­si­ver Bemü­hun­gen unmög­lich ist, intern eine Ver­bes­se­rung der Miss­stän­de zu errei­chen“, resü­miert Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de Ursu­la Sowa in einer Pres­se­mit­tei­lung der GAL. „Nach­dem sich sowohl Stif­tungs­rat als auch OB völ­lig ableh­nend zei­gen, braucht es offen­bar den öffent­li­chen Druck.“ Sie nimmt damit Bezug auf die Vor­wür­fe gegen einen im Kli­ni­kum beschäf­tig­ten Gynä­ko­lo­gen, des­sen Geba­ren „obwohl bekannt, lan­ge gedul­det wur­de“, und der erst nach Schlag­zei­len in der über­re­gio­na­len Pres­se vom Dienst ent­bun­den wurde.

Doch die GAL ver­zeich­net noch weit mehr Beschwer­den empör­ter Bür­ge­rIn­nen und Mit­ar­bei­te­rIn­nen der Sozi­al­stif­tung, die sich Hil­fe suchend auch an die GAL gewandt haben. „Die­se Pro­ble­me sind kei­ne Ein­zel­fäl­le mehr, son­dern bele­gen gra­vie­ren­de struk­tu­rel­le Pro­ble­me.“ Sowa nennt nur eini­ge Bei­spie­le: Labor­pro­ben in beträcht­li­cher Anzahl wur­den ver­wech­selt, bei einer Pati­en­tin wur­den Pro­ble­me mit der Ein­stich­stel­le einer Infu­si­ons­na­del igno­riert, was zu einer kom­pli­zier­ten Ent­zün­dung führ­te, statt einem Pati­en­ten wur­de sei­nem Beglei­ter Blut ent­nom­men, ein ver­äng­stig­ter Pati­en­ten höhe­ren Alters wur­de in der Inten­siv­sta­ti­on am Bett fest­ge­bun­den, weil er wein­te, es gab Behand­lungs­feh­ler mit schwe­ren teil­wei­se lebens­lan­gen Fol­gen, Über­be­le­gung von Zim­mern wird beklagt, die eine Gene­sung unmög­lich macht. Aber auch von Sei­ten der Beschäf­tig­ten kom­men laut Sowa per­ma­nent Hil­fe­ru­fe, weil sie die stän­di­ge Über­be­la­stung nicht mehr aus­hal­ten, dar­auf von der Kli­nik-Lei­tung aber kei­ne Rück­sicht genom­men wird.

Die­se gan­ze Ent­wick­lung von Miss­stän­den, die Pati­en­tIn­nen am eige­nen Leib zu spü­ren bekom­men und Mit­ar­bei­te­rIn­nen zu erlei­den haben, sieht die GAL im grö­ße­ren Zusam­men­hang der Geschäfts­po­li­tik der Sozi­al­stif­tung: „Die Sozi­al­stif­tung ist nicht mehr sozi­al, son­dern aus­schließ­lich gewinn­ori­en­tiert nach dem Grund­satz: Immer mehr, immer grö­ßer, immer neu­er, immer tech­ni­scher. Das Augen­merk liegt aus­schließ­lich auf ver­zeich­ne­ten Rekord­ge­win­nen. Aber zu wel­chem Preis? Die Mensch­lich­keit geht dabei verloren.“

Die GAL mit ihrer Stif­tungs­rä­tin Ulri­ke Heucken hat sich nach eige­nem Bekun­den in den ver­gan­ge­nen Jah­ren unab­läs­sig bemüht, die­se rein betriebs­wirt­schaft­li­che Aus­rich­tung der Sozi­al­stif­tung zu kor­ri­gie­ren – jedoch ohne Erfolg. Mit ihrem Ver­such, einen per­so­nel­len Neu­an­fang in der Geschäfts­füh­rung zu errei­chen, hat die GAL nun offen­sicht­lich mas­si­ve Gegen­wehr hervorgerufen.

Ein drän­gen­des inter­nes Alarm­schrei­ben eines hohen Ver­ant­wor­tungs­trä­gers des Kli­ni­kums an den Vor­stand der Sozi­al­stif­tung, das zahl­rei­che Fäl­le von Miss­stän­den doku­men­tiert und von einer „zuneh­mend kri­sen­haf­ten pfle­ge­ri­schen und ärzt­li­chen Betreu­ung mit hohem Gefähr­dungs­po­ten­ti­al“ spricht, gab GAL-Stadt­rä­tin Ulri­ke Heucken zur Kennt­nis an ihre Stadt­rats­kol­le­gIn­nen, wor­auf­hin ihr eine Kla­ge ange­droht wur­de. Die­se stammt von einem in dem Schrei­ben genann­ten Pati­en­ten, der sich selbst über sei­ne Behand­lung beschwert hat­te, nun­mehr aber sei­ne Per­sön­lich­keits­rech­te ver­letzt sieht. Die GAL-Stadt­rä­tIn­nen gehen davon aus, dass die­se Kla­ge­an­dro­hung ihre Kol­le­gin Heucken per­sön­lich ein­schüch­tern soll. „Dies wird nicht zum Erfolg füh­ren. Ganz im Gegen­teil wer­den wir unse­re Stif­tungs­rä­tin Heucken bei ihrem Ein­satz für ein pati­en­ten­ori­en­tier­tes und huma­nes Kli­ni­kum auch wei­ter­hin mas­siv unter­stüt­zen. Ulri­ke Heucken kann sich auf die GAL ver­las­sen“, so Sowa.

Die GAL hält es für die Pflicht einer Stif­tungs­rä­tin, Beschwer­den ernst zu neh­men und an den zustän­di­gen Stel­len – und das sei neben dem Stif­tungs­rat auch der Stadt­rat – zu erör­tern. „Mei­ne Kol­le­gin hat ja gera­de im Inter­es­se des Beschwer­de­füh­rers gehan­delt“, stellt Ursu­la Sowa fest. Die­se Sicht­wei­se wird inzwi­schen auch von der Regie­rung von Ober­fran­ken bestä­tigt, die Heucken kor­rek­tes Han­deln beschei­nigt hat.

Die GAL-Stif­tungs­rä­tin, die sich mitt­ler­wei­le nicht nur Kla­ge­an­dro­hun­gen, son­dern auch zahl­rei­cher per­sön­li­cher Anfein­dun­gen aus­ge­setzt sieht, hat inzwi­schen unter Pro­test ange­kün­digt, dem Stif­tungs­rat vor­erst nicht mehr bei­woh­nen zu wol­len – dies nach 50 Sit­zun­gen, denn Heucken ver­tritt die GAL seit Grün­dung der Stif­tung im Stiftungsrat.

Noch ein wei­te­res Vor­ge­hen von Ober­bür­ger­mei­ster Star­ke deu­tet die GAL als Hin­weis dar­auf, dass alle Schief­la­gen „unterm Deckel gehal­ten wer­den sol­len“. Im Herbst letz­ten Jah­res prüf­te die Regie­rung von Ober­fran­ken auf Betrei­ben der Stif­tungs­rä­tin Heucken, ob Geschäfts­füh­rer Frau­en­knecht beim Kauf einer Arzt­pra­xis gegen einen Beschluss des Stif­tungs­rats ver­sto­ßen hat. Seit Mit­te Febru­ar liegt das Prü­fungs­er­geb­nis nach Aus­kunft der Regie­rung im Bam­ber­ger Rat­haus vor. Weder Stif­tungs­rat noch Stadt­rat wur­den dar­über infor­miert. Auch nach mehr­ma­li­gem Nach­fra­gen bekam die GAL das Schrei­ben bis heu­te nicht zur Kennt­nis. „Die­ses Bei­spiel zeigt, wie seit lan­gem eine typi­sche Geschäfts­po­li­tik von Herrn Frau­en­knecht gedeckt wird, die unse­re Sozi­al­stif­tung zu einem gewinn­ori­en­tier­ten Markt­kon­zern macht, statt den gemein­nüt­zi­gen Stif­tungs­auf­trag zu erfül­len, und sie außer­dem jeder demo­kra­ti­schen Kon­trol­le ent­zieht“, so Sowa.

Die GAL will sich ent­schie­den gegen die­se Ent­wick­lung stel­len und sieht kei­ne ande­re Mög­lich­keit, als die Öffent­lich­keit zu infor­mie­ren. Der weit­hin und nicht ohne Grund schlech­te Ruf der Sozi­al­stif­tung sei ohne­hin nur noch zu ret­ten, wenn es eine grund­le­gen­de Kurs­än­de­rung und per­so­nel­le Ver­än­de­run­gen an der Spit­ze der Sozi­al­stif­tung gebe. „ Frau­en­knecht hat sich als Tech­no­krat erwie­sen, der pri­mär in betriebs­wirt­schaft­li­chen Kenn­zif­fern denkt und der am Wohl­erge­hen der Pati­en­ten allen­falls nach­ran­gig inter­es­siert ist. Von einer neu­en Geschäfts­füh­rung ver­spre­chen wir uns einen neu­en Füh­rungs­stil, der dem sozia­len Auf­trag einer kom­mu­na­len Stif­tung gerecht wird und Öko­no­mie und opti­ma­le medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung in Ein­klang bringt“, sagt Sowa. Aus der Bevöl­ke­rung erhält die GAL nach eige­ner Aus­sa­ge viel Zuspruch für ihre Auf­deckung der Missstände.