Uni­ver­si­tät Bam­berg: „Andeu­tun­gen und sub­ti­le Sym­bo­le beein­flus­sen Mei­nun­gen und Verhalten“

Psy­cho­lo­gen ent­decken Zusam­men­hang zwi­schen Faden­kreuz-Dar­stel­lung und erhöh­ter Gewaltbereitschaft

Etwas mehr als drei Mona­te sind ver­gan­gen, seit­dem ein Atten­tä­ter die demo­kra­ti­sche Kon­gress­ab­ge­ord­ne­te Gabri­el­le Gif­fords in Tuc­son (Arizona/​USA) wäh­rend einer Fra­ge­stun­de mit Bür­gern nie­der­schoss – und dar­auf­hin ganz Ame­ri­ka über die aggres­si­ve und het­ze­ri­sche Wahl­kam­pa­gne der Tea-Par­ty-Poli­ti­ke­rin Sarah Palin dis­ku­tier­te. Sie hat­te unter ande­rem auf ihrem Face­book-Pro­fil eine US-Land­kar­te ver­öf­fent­licht, auf der Sym­bo­le, die an Faden­kreu­ze erin­nern, Wahl­be­zir­ke anzei­gen, die kon­ser­va­ti­ve Poli­ti­ker von ihren demo­kra­ti­schen Geg­nern (zurück-)erobern soll­ten. Dar­un­ter befand sich auch der Bezirk von Gabri­el­le Giffords.

Bis­her gab es kei­nen wis­sen­schaft­li­chen Beweis dafür, dass ein Zusam­men­hang zwi­schen der Wahr­neh­mung von Meta­phern wie dem Faden­kreuz und einer erhöh­ten Gewalt­be­reit­schaft besteht. Wis­sen­schaft­lern der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät Delft (Nie­der­lan­de) und der Uni­ver­si­tät Bam­berg ist die­ser Nach­weis mit­hil­fe eines Expe­ri­ments nun gelungen:

Um das Sze­na­rio der Repu­bli­ka­ner mög­lichst gut zu simu­lie­ren, haben Jan P.L. Schoorm­ans, Valen­tin Gat­tol (Delft) und Claus-Chri­sti­an Car­bon (Bam­berg) eine fik­ti­ve Geschich­te vor­ge­ge­ben, die eine Fuchs­pla­ge in den Nie­der­lan­den beschreibt. Die 168 Pro­ban­den erfuh­ren, dass es zu vie­le Füch­se in den Städ­ten gibt, die her­um­streu­nen, Wohl­stands­müll auf­fres­sen u. a., und soll­ten sich zwi­schen zwei Lösungs­vor­schlä­gen ent­schei­den: a) Füch­se erschie­ßen oder b) ein­fan­gen, ste­ri­li­sie­ren und wie­der aussetzen.

Die Pro­blem­zen­tren wur­den auf einer Kar­te mit Faden­kreu­zen, die denen Sarah Palins sehr ähneln, mar­kiert, und auf einer ande­ren Kar­te mit Krei­sen gekenn­zeich­net. Von den Per­so­nen, die eine Kar­te mit Faden­kreu­zen für die Orte der Fuchs­pla­gen erhiel­ten, ent­schie­den sich die mei­sten Pro­ban­den äußerst gewalt­be­reit (Erschie­ßen der Füch­se) ver­gli­chen mit der ande­ren Hälf­te, bei denen die Orte durch neu­tra­le Krei­se ange­ge­ben wur­den. „Wir kön­nen mit die­sem Ana­lo­gie-Expe­ri­ment zei­gen, dass selbst klein­ste, sub­ti­le, unter Umstän­den ver­steck­te Signa­le Aus­wir­kun­gen auf Ein­stel­lun­gen haben“, meint Claus-Chri­sti­an Car­bon. „Die­se Ein­stel­lun­gen kön­nen wich­ti­ge Ent­schei­dun­gen oder gar Ver­hal­tens­mu­ster beein­flus­sen – wir soll­ten daher sorg­fäl­tig beden­ken, wel­che Sym­bo­le wir wie ein­set­zen und was wir mit ihnen aus­lö­sen können.“

Jan P.L. Schoorm­ans, Valen­tin Gat­tol und Claus-Chri­sti­an Car­bon berich­ten unter dem Titel „‘It’s time to take a stand’: Depic­ting cross­hairs can inde­ed pro­mo­te vio­lence.” über das Expe­ri­ment. Der Arti­kel ist unter www​.per​cep​ti​on​web​.com/​a​b​s​t​r​a​c​t​.​c​g​i​?​i​d​=​p​6​942 auf dem Online-Por­tal der Zeit­schrift „Per­cep­ti­on“ abrufbar.