Hei­mat­kun­de am Sonn­tag: Doos

Symbolbild Heimatkunde

„TOOS“, wird der Was­ser­fall genannt, wel­che die Wie­sent, nach­dem sie sich mit der Auf­seß ver­ei­nigt hat, über eini­ge Fel­sen macht“- schrieb Joseph Hel­ler in sei­nem 1829 ver­öf­fent­lich­ten, berühm­ten Rei­se­füh­rer von „Mug­gen­dorf und sei­ne Umge­bun­gen“. Hel­ler konn­te nicht ahnen, dass im glei­chen Jahr ganz in Nähe ein Haus erbaut wur­de, wel­ches spä­ter zu den berühm­te­sten Gast­häu­sern der Frän­ki­schen Schweiz wur­de, bis es 1992 ver­kauft und seit­her als the­ra­peu­ti­sche Ein­rich­tung genutzt wird.

Die Postkarte zeigt eine Momentaufnahme von 1901. Repro: Reinhard Löwisch

Die Post­kar­te zeigt eine Moment­auf­nah­me von 1901. Repro: Rein­hard Löwisch

Bekannt wur­de der Ort Doos, der kurio­ser­wei­se je zur Hälf­te zu den Land­krei­sen Bay­reuth und Forch­heim gehört, zuerst durch den Was­ser­fall, dem ein­zi­gen in der Frän­ki­schen Schweiz, der 1449 erst­mals erwähnt, vor allem im 18. Und 19. Jahr­hun­dert zahl­rei­che Rei­se­schrift­stel­ler und Urlau­ber magisch anzog. Eigent­lich logisch und rich­tig, hier einen Gast­hof zu bau­en, wie sich im nach­hin­ein her­aus­stell­te. Das erste Wirts­haus, 1929 gebaut, erwies sich bald als zu klein, es wur­de 1879 ver­grö­ßert. 1911 wur­de wie­der erwei­tert und auf­ge­stockt, um den gestie­ge­nen Frem­den­auf­kom­men gerecht zu wer­den. 1922, mit dem Bau eines Mühl­ra­des kam Strom in das Gast­haus, 1930 wur­de die an das Haus angren­zen­de Scheu­ne aus­ge­baut, die Bet­ten­zahl erhöh­te sich dadurch auf 45.

1934 bau­te die Fami­lie Hein­lein, denen das Anwe­sen bis zum Ver­kauf gehör­te, ein eige­nes Frei­bad. Wäh­rend des zwei­ten Welt­krie­ges nutz­te man das Gast­haus zuerst für Aus­sied­ler, dann als Kin­der­land­ver­schickungs­la­ger. Ame­ri­ka­ni­sche Sol­da­ten nah­men von 1945–47 die „Som­mer­fri­sche“ in Beschlag, danach kam der Bam­ber­ger Cari­tas­ver­band um es als Flücht­lings­la­ger zu nutzen.

Als Erich Hein­lein den Betrieb 1953 über­nahm, muss­te der gelern­te Hotel­fach­mann ganz von vor­ne anfan­gen. Ihm gelang es durch zahl­rei­che Moder­ni­sie­rungs­maß­nah­men zwei Ster­ne im Var­ta-Gastro­no­mie­füh­rer zu errei­chen. Bis in die spä­ten 70er Jah­re hin­ein gab sich fort­an zahl­rei­che Pro­mi­nenz die Klin­ke in die Hand. Eng­li­sche Bot­schaf­ter waren eben­so zu Gast wie ein ame­ri­ka­ni­scher Admi­ral. Charles Ritz, Besit­zer des berühm­ten fran­zö­si­schen Hotels gab Kur­se im Flie­gen­fi­schen. Hei­ner Geiss­ler und ande­re Poli­ti­ker näch­tig­ten hier wäh­rend der Bay­reu­ther Festspiele.

Heu­te sind die­se Gäste weg und auch der Was­ser­fall ist so nied­rig gewor­den, dass er sei­nen Namen nicht mehr gerecht wird. Geblie­ben ist die schö­ne Lage der Ort­schaft, die zahl­rei­che „Boots­wan­de­rer“ als Aus­gangs­punkt nut­zen, die noch immer Flie­gen­fi­scher anzieht und eine „Wan­der­klau­se“ in der es im Som­mer her­vor­ra­gen­de alko­hol­freie Geträn­ke gibt.


Reinhard Löwisch

Rein­hard Löwisch

„Hei­mat­kun­de am Sonn­tag“ ist eine Arti­kel­se­rie mit histo­ri­schen Infor­ma­tio­nen zu Orten in der Frän­ki­schen Schweiz, dan­kens­wer­ter­wei­se bereit­ge­stellt von Rein­hard Löwisch, einem lang­jäh­ri­gen Mit­ar­bei­ter der Tou­ris­mus­zen­tra­le Frän­ki­sche Schweiz, bekannt durch sei­ne Publi­ka­tio­nen zur Wai­schen­fel­der Geschich­te. Sein jüng­stes Werk ist eine Schrif­ten­rei­he zur Wai­schen­fel­der Geschich­te, deren erstes Heft bereits vor­liegt: Band eins „Die krie­ge­ri­sche Zeit in Wai­schen­feld“ mit 44 Sei­ten und 20 Abbil­dun­gen gibt es beim Autor in Affal­ter­thal, Tele­fon 09197–697740. Erhält­lich zum Preis von zehn Euro, plus drei Euro Ver­sand­ko­sten. Selbst­ab­ho­lung ger­ne nach Ankün­di­gung möglich.

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