Werfertag in Stadtsteinach – der Nachwuchs lässt aufhorchen
Viele gute Leistungen konnten zahlreiche Zuschauer zum Saisonabschluss beim traditionellen Herbst-Werfertag auf der Wurfanlage in der Stadtsteinacher Au hautnah erleben. Sowohl etablierte Athleten, als auch der jüngste Nachwuchs gaben reihenweise Kostproben ihres Könnens auf hohem Niveau. Umringt war natürlich der Olympia-Finalist Merlin Hummel aus der Kulmbach-Stadtsteinacher Gruppe, der mehr mit dem Schreiben von Autogrammen, als mit seinem Wurfhammer beschäftigt war. Der 22Jährige hatte die letzten Wochen nur abgespeckt trainiert und ein paar technische Kleinigkeiten ausprobiert. So waren die erzielten 73,47 Meter nebensächlich, aber ein Indiz, dass der Sportsoldat in Kürze mit einem soliden Niveau ins Wintertraining einsteigen wird. Sein jüngerer Bruder Matti warf das 5kg-schwere Gerät in der Altersklasse U18 nochmal auf 63,91 Meter. Auch deutsche Schülermeister Kai Konopacki, der gerade aus dem Urlaub kam, erfreute mit blitzschnellen Drehungen. Der 15Jährige beförderte den 4kg-Hammer auf 60,47 Meter und blieb damit nur unwesentlich hinter seiner diesjährigen Bestmarke von 61,82 Metern.
Speerwerfer Max Hübner lieferte nach langer Verletzungspause in der U20-Klasse eine solide Serie ab. Sein 800Gramm-Speer segelte bei seinem besten Versuch auf 56,28 Meter. Weiter warf nur Florian Schmid(LG Stadtwerke München), der vor einer Woche noch in Lima/Peru bei der U20-WM am Start war, mit 60,10 Metern.
Sehr gut in Szene setzten sich einige ganz junge Talente aus der Trainingsgemeinschaft der Rasenkraftsportler des TSV Stadtsteinach und den Leichtathleten des UAC Kulmbach. Der erst 10jährige Jonathan Grimmler zeigte, welche flotten Fortschritte bei regelmäßigem Training möglich sind und erfreute mit sehr schönen 34,32 Metern mit dem 2kg-Hammer. Auch mit dem Diskus(21,54 Meter) wusste der Stadtsteinacher schon gut umzugehen. Eine Klasse für sich war die 11jährige Valerie Hacker, die unter viel Beifall mit blitzschnellen Drehungen den 2kg-Hammer auf 41,24 Meter beförderte und damit den W12- Vereinsrekord von Leonie Liebenwald aus dem Jahr 2016 um 4 Zentimeter verbesserte. In der gleichen Disziplin ließ die knapp 12jährige Franziska Hailmann aufhorchen, die noch nicht lange bei der „Werferei“ ist und in ihrem ersten Leichtathletik-Wettkampf mit guten Ansätzen ihren Hammer auf schöne 28,32 Meter warf. Ein „Roh-Diamant“ stand mit dem 12jährigen Jamie Schulze am Samstag in den Stadtsteinacher Wurfringen. Der hochgewachsene Junge verbesserte sich mit dem 3kg-Hammer seit seinem letzten Wettkampf um über acht Meter auf feine 43,70 Meter. Auch seinen Diskus beförderte der junge Mainleuser auf beachtliche 32,02 Meter.
Sportgeschichte
Am Rande der Wettkämpfe gab es auch Erinnerungen an vergangene Geschehnisse. Simone Mathes war vor Ort und half als Kampfrichterin. Sie hatte einst, genau wie Merlin Hummel, im zarten Alter von elf Jahren auf dem Wurfgelände in Stadtsteinach ihren Sport begonnen. Simone war die Vorreiterin des deutschen Frauen-Hammerwurfs, war fünfmal Deutsche Meisterin, belegte Platz sieben bei einer WM und Platz vier bei EM. Genau vor 20 Jahren gab es in Stadtsteinach einen Olympia-Test-Wettkampf mit der gesamten deutschen Hammerwurf-Spitze der Männer und Frauen. Simone hatte in dem Jahr mit 67,97 Metern(heute noch bayerischer Rekord) neben zwei anderen Werferinnen die Olympia-Norm in der Tasche. Beim entscheidenden Wettkampf, der DM in Braunschweig, fehlte letztendlich ein kleines Quentchen Glück. Im allerletzen Versuch warf eine andere Athletin 17 Zentimeter über die Norm, lag knapp vor der Stadtsteinacherin und durfte zu Olympia fliegen. Es gibt viele Parallelen im sportlichen Werdegang von Simone Mathes und Merlin Hummel aus der gleichen Trainingsgruppe. Beide haben etliche Schüler- und Jugendrekorde aufgestellt, zusammen ein Dutzend deutscher Nachwuchs-Titel nach Stadtsteinach geholt. Merlin Hummel hatte schließlich das Glück, nach seinem vierten Platz und einer Weltklasseweite von 79,25 Metern bei der diesjährigen EM bei den Olympischen Spielen in Paris dabei zu sein, wo er letztlich bis ins Finale kam.
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