7 Jahre Thrombektomie-Zentrum am Klinikum Lichtenfels

V.r. Chefarzt Dr. Constantin Zühlke mit seinem Team vom Thrombektomie-Zentrum am Klinikum Lichtenfels./Foto: Landratsamt Lichtenfels/Andreas Grosch

V.r. Chefarzt Dr. Constantin Zühlke mit seinem Team vom Thrombektomie-Zentrum am Klinikum Lichtenfels./Foto: Landratsamt Lichtenfels/Andreas Grosch

Das von der deutschen Gesellschaft für interventionelle Radiologie und minimalinvasine Therapie (DeGiR) zertifizierte Thrombektomie-Zentrum am Klinikum Lichtenfels hat ab 01.07.2024 keine Zulassung mehr und kann daher keine Eingriffe mehr vornehmen. Künftig können diese Eingriffe nur noch am Klinikum Coburg vorgenommen werden. Unter Thrombektomie versteht man die Entfernung eines Blutgerinnsels (Thrombus) aus einem Blutgefäß mithilfe eines Katheters. Diese seit wenigen Jahren in Deutschland zugelassene Therapie hat zu einer erheblichen Verbesserung und Effektivität der Schlaganfall-Therapie geführt. Am Klinikum Lichtenfels wurde die Thrombektomie seit 2017 mit einem hochmotivierten Team unter der Leitung vom Neuroradiologen Dr. Constantin Zühlke aufgebaut und seither dreimal zertifiziert. Die Angiographie-Anlage stand am Klinikum Lichtenfels alleine für diese Schlaganfallpatienten rund um die Uhr zur Verfügung.

„Für Patienten mit einem Schlaganfall gibt es ein sechs Stunden Zeitfenster. Wenn der Verschluss eines größeren Gehirngefäßes vorliegt, kann man das Gerinnsel entfernen und damit das Absterben von Gehirnzellen verhindern. Pro Sekunde sterben ca. 2 Mio. Hirnzellen. Der Faktor Zeit ist also entscheidend. In den letzten 7 Jahren haben wir über 210 Patienten behandelt. Bei vielen Patienten konnten wir durch unsere Methode wenige bis keine Einschränkung nach dem Schlaganfall feststellen. Die Landesarbeitsgemeinschaft Schlaganfall hat das Lichtenfelser Klinikum immer gut bewertet. Leider dürfen wir diese Eingriffe bei Schlaganfallpatienten künftig nicht mehr vornehmen.“, bedauert Dr. Constantin Zühlke, der Chefarzt der Neuroradiologie am Klinikum Lichtenfels diese Entscheidung. „Wir waren immer ein hochprofessionelles Team und die Mitarbeiter haben es ohne zusätzlichen Bereitschaftsdienst geleistet. Alle Abteilungen hier am Klinikum Lichtenfels haben bei Schlaganfallpatienten eng und professionell zusammengearbeitet. Hierfür möchte ich mich ganz herzlich bedanken, auch bei den Notärzten und Rettungssanitäter.

Gerade Patienten, die ganz schlechte Chancen hatten, konnte bei einem Schlaganfall sehr gut geholfen werden.“ Am Klinikum Lichtenfels war das Team mit dem sog. „Drip & Drive“-Verfahren bei der Thrombektomie auch für die Krankenhäuser in Coburg und Sonneberg im Einsatz. Die Eingriffe wurden mit ca. 60 % im Klinikum Lichtenfels, zu 25 % am Klinikum Coburg und zu ca. 15 % am Sonneberger Klinikum vorgenommen. Das bedeutet, dass die Neuroradiologen – rund um die Uhr – aus Lichtenfels in die anderen Kliniken gefahren sind, um diesen Eingriff dann vor Ort zusammen mit den Kardiologen oder Angiologen vorzunehmen. Das sparte Zeit, die beim Schlaganfallpatienten enorm wichtig ist. Unter anderem setzen auch Asklepios und die Uniklinik in Hamburg, sowie das Universitätsklinikum Heidelberg die „Drip&Drive“-Methode sehr erfolgreich ein.

„Ich habe die Befürchtung, dass hier in der REGIOMED-Hauptverwaltung nicht nur ausschließlich zum Wohl der Patienten der Antrag in München für das Klinikum Coburg als Thrombektomie-Zentrum gestellt wurde und letztlich auch von dort bewilligt wurde. Der Antrag des Klinikum Lichtenfels wurde von der Konzernspitze nicht weiter verfolgt, trotz der herausragenden Bilanz. Am Klinikum Lichtenfels wurden im Jahr 2023 insgesamt 73 Thrombektomien vorgenommen, was einen Umsatz von ca. 1,3 Mio. Euro bedeutet. Am Klinikum Coburg ist man jetzt zwar Thrombektomie-Zentrum, aber hat keine Zertifizierung.

Auch die Angiographie ist lange nicht so gut ausgestattet wie die am Klinikum Lichtenfels.“ zeigt sich Landrat Christian Meißner enttäuscht von der Entscheidung. „Es ist wieder das eingetroffen, was wir schon immer bemängelt haben: die lukrativen Abteilungen werden den kleinen Häuser weggenommen, obwohl sie hervorragend leisten – oder genau deshalb! Daher wird es, wenn es nach mir geht, kein REGIOMED 2.0 geben.“

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