Ober­frän­ki­sche Kon­junk­tur hat Tal­soh­le durchschritten

Aber Indu­strie ver­liert zuneh­mend den Anschluss

Nach län­ge­rer Durst­strecke star­tet die Wirt­schaft in Ober­fran­ken aus einer bes­se­ren Aus­gangs­po­si­ti­on in den Som­mer. Der Kon­junk­tur­kli­ma­in­dex der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth steigt um 11 auf 100 Punk­te. Grund zur Ent­war­nung gibt es aber nicht, weil sich die Indu­strie vom leich­ten Auf­wärts­trend spür­bar abkoppelt. 

„Der Zick­zack­kurs der Bun­des­re­gie­rung sorgt für eine mas­si­ve Ver­un­si­che­rung von Ver­brau­chern und Unter­neh­men. Wenig hilf­reich ist auch die dyna­misch wach­sen­de Bela­stung durch immer mehr EU-Büro­kra­tie“, kom­men­tiert IHK-Prä­si­dent Dr. Micha­el Waas­ner die aktu­el­len Befra­gungs­er­geb­nis­se. „Deutsch­land und Euro­pa lau­fen zuneh­mend Gefahr, sich als Wirt­schafts­stand­ort ins Abseits zu kata­pul­tie­ren. In wei­ten Tei­len der Indu­strie spre­chen wir längst nicht mehr nur von einer kon­junk­tu­rel­len Del­le, son­dern vom Ver­lust der inter­na­tio­na­len Wett­be­werbs­fä­hig­keit in Fol­ge schlech­ter Rahmenbedingungen.“

Kon­junk­tur Ober­fran­ken Gra­fi­ken (PDF, 162 KB)

Aktu­el­le Geschäfts­la­ge etwas stabiler

Die gegen­wär­ti­ge Geschäfts­la­ge wird von den Unter­neh­men im Ein­zugs­ge­biet der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth im Sal­do leicht posi­tiv bewer­tet. 29 Pro­zent der Befrag­ten berich­ten von einer guten, 25 Pro­zent von einer schlech­ten Geschäfts­la­ge. Die ober­frän­ki­sche Wirt­schaft scheint ihren Tief­punkt über­wun­den zu haben und erholt sich offen­sicht­lich lang­sam wieder.

Indu­strie noch stär­ker unter Druck

„Besorg­nis­er­re­gend ist aber, dass sich die Indu­strie, das Rück­grat der ober­frän­ki­schen Wirt­schaft, die­sem posi­ti­ven Trend zuneh­mend ent­zieht“, zeigt sich Dr. Waas­ner besorgt. „Die Indu­strie bewer­tet ihre Lage sogar noch schlech­ter als zu Jah­res­be­ginn.“ Auch der Groß­han­del weist eine im Sal­do nega­ti­ve Geschäfts­la­ge auf. „Ein Grund hier­für ist, dass der Groß­han­del als Bin­de­glied zwi­schen Indu­strie und Ein­zel­han­del von Ent­wick­lun­gen in der Indu­strie unmit­tel­bar betrof­fen ist“, erläu­tert Wolf­ram Brehm, Haupt­ge­schäfts­füh­rer der IHK für Ober­fran­ken Bayreuth.

Erwar­tun­gen nicht mehr so pes­si­mi­stisch wie zuletzt

Wäh­rend ober­frän­ki­sche Unter­neh­men ihre aktu­el­le Geschäfts­la­ge inzwi­schen vor­sich­tig opti­mi­stisch ein­schät­zen, blicken sie wei­ter mit Sor­ge in die Zukunft – wenn auch nicht mehr ganz so pes­si­mi­stisch wie noch zu Jah­res­be­ginn. 21 Pro­zent der Befrag­ten rech­nen für die kom­men­den zwölf Mona­te mit einer Ver­bes­se­rung, 25 Pro­zent mit einer Ver­schlech­te­rung. Bei den Dienst­lei­stun­gen und im Tou­ris­mus fällt der Sal­do inzwi­schen posi­tiv aus. Die­ser Auf­schwung kommt aber weder in der Indu­strie noch beim Groß- oder Ein­zel­han­del an. „Unse­re Indu­strie steckt im Kon­junk­tur­tal fest“, so Brehm. „Aber auch die Ver­brau­cher sind sehr ver­un­si­chert und hal­ten sich mit Aus­ga­ben zurück, was unse­ren Han­del wei­ter unter Druck setzt“, so Brehm.

Unter­neh­men rech­nen mit wei­ter sin­ken­dem Auftragsvolumen

Ursa­che für die Zurück­hal­tung ist das erwar­te­te Auf­trags­vo­lu­men. Nur 21 Pro­zent der Unter­neh­men rech­nen mit einem stei­gen­den Auf­trags­vo­lu­men, 33 Pro­zent dage­gen mit einem Rückgang.

Auch beim Export über­wie­gen die nega­ti­ven Erwar­tun­gen. Vor allem beim Chi­na-Geschäft sind die Unter­neh­men sehr zurück­hal­tend. Ganz anders die Erwar­tun­gen für Nord­ame­ri­ka: Knapp ein Vier­tel der Export­un­ter­neh­men rech­net dort mit einem stei­gen­den Auftragsvolumen.

Indu­strie rech­net mit Stellenabbau

Ange­sichts der erwar­te­ten Rah­men­be­din­gun­gen fal­len die erwar­te­ten Beschäf­ti­gungs­ent­wick­lun­gen über­wie­gend nega­tiv aus. 21 Pro­zent der Unter­neh­men rech­nen mit einer Abnah­me der Beleg­schaft am Stand­ort Ober­fran­ken, nur 11 Pro­zent mit einem Anstieg. Beson­ders zurück­hal­tend bewer­tet die Indu­strie die wei­te­re Beschäf­ti­gungs­ent­wick­lung. Fast jedes drit­te Indu­strie­un­ter­neh­men rech­net mit einem Beschäf­tig­ten­ab­bau. Die­se Ent­wick­lung ist ins­be­son­de­re des­halb besorg­nis­er­re­gend, da über ein Drit­tel der Beschäf­tig­ten Ober­fran­kens im Pro­du­zie­ren­den Gewer­be tätig ist.

Unter­neh­men fah­ren Aus­lands­in­ve­sti­tio­nen hoch

Bei den Inve­sti­ti­ons­pla­nun­gen im Inland zeigt sich auf den ersten Blick ein aus­ge­gli­che­nes Bild. Jeweils 22 Pro­zent wol­len ihre Inve­sti­tio­nen her­auf- bzw. her­un­ter­fah­ren. 24 Pro­zent der Unter­neh­men wol­len dage­gen gar kei­ne Inve­sti­tio­nen täti­gen. Eine genaue­re Betrach­tung zeigt, dass es sehr deut­li­che Unter­schie­de zwi­schen den ein­zel­nen Wirt­schafts­zwei­gen gibt. Wäh­rend Bau­ge­wer­be und Tou­ris­mus ihre Inve­sti­tio­nen im Sal­do her­un­ter­fah­ren wol­len, pla­nen Indu­strie, Groß- und Ein­zel­han­del und vor allem die Dienst­lei­stungs­bran­che einen Anstieg.

Die­ser Befund mag bei der aktu­ell schlech­ten Lage­be­ur­tei­lung in der Indu­strie und im Groß­han­del ver­wun­der­lich sein. Ein Blick auf die Moti­ve der Inve­sti­ti­ons­pla­nun­gen zeigt aber, dass nur bedingt Grund für Opti­mis­mus besteht. 69 Pro­zent aller Befrag­ten wol­len Ersatz­be­schaf­fun­gen vor­neh­men und 30 Pro­zent Ratio­na­li­sie­run­gen. Nur 22 Pro­zent pla­nen Inve­sti­tio­nen in Pro­dukt­in­no­va­tio­nen und 20 Pro­zent Kapa­zi­täts­er­wei­te­run­gen. Hin­zu kom­men 36 Pro­zent, die in Umwelt­schutz inve­stie­ren wollen.

Ganz anders im Aus­land: Dort ste­hen Kapa­zi­täts­er­wei­te­run­gen im Mit­tel­punkt der Pla­nun­gen. „Die­ses Ergeb­nis macht deut­lich, dass der Stand­ort Deutsch­land – und damit auch Ober­fran­ken – zuneh­mend an Attrak­ti­vi­tät ver­liert. Fin­den Inno­va­ti­on und Fort­schritt vor­wie­gend im Aus­land statt, besteht zuneh­mend die Gefahr, dass wir in Ober­fran­ken als Wirt­schafts­stand­ort abge­hängt wer­den“, warnt Dr. Waas­ner. „Die Poli­tik in Brüs­sel, Ber­lin, Mün­chen und vor Ort muss alles tun, um die Rah­men­be­din­gun­gen für unse­re Wirt­schaft zu verbessern.“

Über das gekürz­te IHK-Logo

27 Pro­zent von uns – #Kei­ne­Wirt­schaft­Oh­ne­Wir ist der Titel der deutsch­land­wei­ten IHK-Kam­pa­gne, die mit einer Logo-Kür­zung um 27 Pro­zent deut­lich macht, dass 27 Pro­zent der Erwerbs­tä­ti­gen in Deutsch­land einen Migra­ti­ons­hin­ter­grund haben. Mit ihrer vor­über­ge­hen­den Logo­kür­zung setzt die IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth gemein­sam mit vie­len ande­ren IHKs in ganz Deutsch­land ein Zei­chen für Viel­falt und Welt­of­fen­heit und gegen extre­mi­sti­sche Tendenzen.

Mehr Infos zur Kam­pa­gne: https://​27pro​zent​vo​nuns​.de

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