Nach­hal­tig und regio­nal tan­ken mit ober­frän­ki­schem Pflanzenöl

Harvester wird mit Rapsöl betrieben. Foto: Archiv / TFZ
Harvester wird mit Rapsöl betrieben. Foto: Archiv / TFZ

In Ober­fran­ken wird seit lan­gem ein bewähr­ter, kli­ma­scho­nen­der Treib­stoff produziert

Bei alter­na­ti­ven Antriebs­for­men ist zumeist die Rede von Elek­tro oder Was­ser­stoff. Für die Land- und Forst­wirt­schaft sind die­se aber noch Zukunfts­mu­sik. Aller­dings gibt es schon jetzt einen nach­hal­ti­gen Ersatz für fos­si­le Brenn­stof­fe – und der wird sogar regio­nal pro­du­ziert: Raps­öl bie­tet gleich meh­re­re Vor­tei­le zu her­kömm­li­chem Die­sel. So ist es z. B. ungif­tig und bio­lo­gisch abbau­bar, es stei­gert die regio­na­le Wert­schöp­fungs­ket­te und bei der Her­stel­lung fal­len für die Land­wirt­schaft wert­vol­le Neben­pro­duk­te an. Im Dienst­ge­biet des Amts für Ernäh­rung, Land­wirt­schaft und For­sten (AELF) Coburg-Kulm­bach gibt es noch eine der weni­gen Raps­pres­sen, die nach dem Boom Anfang der 2000er übrig­ge­blie­ben sind.

Die­sel­al­ter­na­ti­ve made in Oberfranken

2001 wur­de die Mara GmbH & Co. KG als Unter­neh­men des Maschi­nen­rings Coburg-Kro­nach-Lich­ten­fels gegrün­det, der sich um die Ver­wal­tung und die Geschäfts­füh­rung küm­mert. Rund 150 Land­wir­te haben sich damals zusam­men­ge­schlos­sen, um den durch die BSE-Kri­se stark gestie­ge­nen Die­sel­prei­sen entgegenzuwirken.

Ein Jahr spä­ter ging die erste Pres­se in Unter­sie­mau (Land­kreis Coburg) in Betrieb. Auf­grund der star­ken Nach­fra­ge wur­de 2006 eine zwei­te Pres­se instal­liert. Andre­as Soll­mann, Geschäfts­füh­rer der Mara GmbH & Co. KG: „In der Hoch­zeit wur­den bei uns rund 400.000 Liter Raps­öl pro Monat her­ge­stellt. Damit wur­den pri­mär Lkws betankt. Dann kamen Steu­er und höhe­re Raps­prei­se, was die Wirt­schaft­lich­keit stark beein­träch­tigt hat.“ Heu­te läuft nur noch eine Pres­se, aller­dings wei­ter­hin rund um die Uhr.

Raps­pres­se ermög­licht Mehrfachnutzung

Bei der Kalt­pres­sung wird aus dem Raps zu einem Drit­tel Öl gewon­nen. Zu zwei Drit­teln ent­steht der soge­nann­te Raps­ku­chen. Dabei han­delt es sich um ein hoch­wer­ti­ges Fut­ter­mit­tel, das ins­be­son­de­re für Milch­vieh eine wich­ti­ge Pro­te­in­quel­le dar­stellt. Mari­na Auch­ter, Exper­tin für Tier­hal­tung am AELF Coburg-Kulm­bach: „Mit dem Raps­ku­chen haben Land­wir­te die Mög­lich­keit, hei­misch pro­du­zier­tes Eiweiß­fut­ter zu nut­zen und sen­ken so aktiv die Nach­fra­ge nach Sojaimporten.“

Übri­gens: Auch im Stra­ßen­bau kann Raps­öl inzwi­schen genutzt wer­den. Als Bin­de­mit­tel im Asphalt ersetzt es einen Teil des sonst übli­chen Erdöls.

Ein­satz in der Land- und Forstwirtschaft

Da Raps­öl als Kraft­stoff eine ähn­li­che Ener­gie­dich­te wie Die­sel hat, ist sein Ein­satz beson­ders bei schwe­ren, lei­stungs­in­ten­si­ven Arbei­ten von Vor­teil, zumal man alte land­wirt­schaft­li­che Maschi­nen umrü­sten kann. Auch heu­te noch belie­fert Mara des­halb die Baye­ri­schen Staats­gü­ter mit Raps­öl als Treibstoff.

Für wei­te­ren Pra­xis­be­trieb sorgt Land­wirt Erwin Schwarz aus dem Land­kreis Kro­nach. Er sitzt im Auf­sichts­rat von Mara und ist über­zeugt von Raps­öl­kraft­stoff. Der Ein­satz in sei­nem Schlep­per hat sich über vie­le Jah­re bewährt.

Auch in der Forst­wirt­schaft hat der Pflan­zen­öl­kraft­stoff das Poten­zi­al, einen wich­ti­gen Bei­trag zum Kli­ma- und Res­sour­cen­schutz zu lei­sten. In einem welt­weit ein­zig­ar­ti­gen For­schungs­pro­jekt der Baye­ri­schen Staats­for­sten und des Tech­no­lo­gie- und För­der­zen­trums (TFZ) wur­de ein Har­ve­ster für den Betrieb mit Raps­öl­kraft­stoff adap­tiert. Die Bilanz nach einem Jahr Lauf­zeit Ende 2018: Der Voll­ern­ter hat die glei­che Pro­duk­ti­vi­tät und Motor­ef­fi­zi­enz wie mit Die­sel. Dabei wur­den 100 Ton­nen CO2-Äqui­va­len­te ein­ge­spart und der Umschlag von 33.500 Litern Die­sel ver­mie­den. Das schont auch das Grund­was­ser und die Böden, denn Raps­öl ist im Gegen­satz zu mine­ra­li­schen Ölen aqua­tisch nicht toxisch und bio­lo­gisch abbau­bar. Der Har­ve­ster ist immer noch erfolg­reich im Ein­satz und hat mitt­ler­wei­le die 10.000 Betriebs­stun­den geknackt.

Raps­öl­pro­duk­ti­on könn­te wie­der hoch­ge­fah­ren werden

Aktu­ell läuft die Ölmüh­le in Unter­sie­mau mit einem Drit­tel Aus­la­stung. Der Wunsch von Andre­as Soll­mann ist es, dass in der Land­wirt­schaft gün­sti­ger mit Pflan­zen­öl als mit Die­sel gefah­ren wer­den kann. Dann kann die Pro­duk­ti­on schnell wie­der hoch­ge­fah­ren wer­den: „Wir ste­hen parat, wir kön­nen liefern.“

1 Antwort

  1. Tiberius Sempronius Gracchus sagt:

    Für bestimm­te Ein­satz­zwecke mag Raps­öl als Treib­stoff oder für ande­re tech­ni­sche Zwecke eine Alter­na­ti­ve sein, mög­li­cher­wei­se auch als Über­gangs­tech­no­lo­gie. Bei Ver­wen­dung in gro­ßem Maß­stab aber stellt sich durch­aus die Fra­ge; „Tank oder Tel­ler?“ Schließ­lich han­delt es sich um ein wert­vol­les Spei­se­öl, des­sen hei­mi­sche Erzeu­gung die Abhän­gig­keit von Impor­ten sen­ken kann.

    Schließ­lich wer­den vie­le Spei­se­fet­te und ‑öle aus frag­wür­di­gen Quel­len (z. B. Palm­fett und Soja­öl aus Plan­ta­gen, für die groß­flä­chig natür­li­che Wäl­der ver­nich­tet wur­den und wer­den) oder unsi­che­ren Anbau­ge­bie­ten (Lie­fer- und Ern­te­aus­fäl­le auch bei Raps­öl bei­spiels­wei­se durch Kriegs­hand­lun­gen) bezo­gen. In Deutsch­land fal­len dem Sied­lungs- und Stra­ßen­bau wei­ter­hin gro­ße, bis­lang land­wirt­schaft­lich genutz­te Flä­chen zum Opfer. Die Basis für die hei­mi­sche Lebens­mit­tel­er­zeu­gung wird daher immer schma­ler. Über­dies erfolgt der Anbau soge­nann­ter Ener­gie­pflan­zen meist wenig öko­lo­gisch – und eben in direk­ter Kon­kur­renz zur Lebensmittelerzeugung.

    Raps­öl als Treib­stoff ist somit zwar nicht grund­sätz­lich abzu­leh­nen, aber mit Augen­maß zu behandeln.

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