Trau­er um den Bam­ber­ger Mal­te­ser Micha­el Möhrlein

Möhrlein_Porträt

Möhrlein_​Porträt (Foto: Elmar Schatz)

Micha­el Möhr­lein ist tot. Micha­el, wer? Wer ihn gekannt hat, trau­ert um einen groß­ar­ti­gen Mann, der sein Licht lie­ber unter den Schef­fel stell­te, als in der Öffent­lich­keit zu glän­zen. 1963 wur­de er Geschäfts­füh­rer des fünf Jah­re zuvor gegrün­de­ten Mal­te­ser Hilfs­dien­stes e.V. (MHD) in Bam­berg. Anfangs arbei­tet er in sei­nem kar­gen Büro am Pfahl­plätz­chen, spä­ter in der Hain­stra­ße, im Par­terre einer etwas mor­bi­den, alten Stadt­vil­la. Die klei­ne Gemein­schaft der Bam­ber­ger Mal­te­ser wächst unter Möhr­lein, der eine soli­de kauf­män­ni­sche Aus­bil­dung besitzt, zu einem veri­ta­blen Ver­band her­an. Zustän­dig ist er für die gan­ze Erz­diö­ze­se, von Nürn­berg bis Kronach.

Den Zurück­hal­ten­den, den nur sel­ten gerech­ter Zorn über­mannt, wenn etwas schief läuft, umgibt eine mit­mensch­li­che Atmo­sphä­re, in der sich die ehren­amt­li­chen Frau­en und Män­ner wohl­füh­len. Gele­gent­lich holt er Idea­li­sten auf den har­ten Boden der Rea­li­tät zurück. Da ruft bei ihm ein 15-Jäh­ri­ger an, möch­te eine Mal­te­ser-Glie­de­rung grün­den – und am lieb­sten gleich einen Ret­tungs­dienst star­ten. Micha­el setzt sich in sein Pri­vat­au­to und fährt vier­zig Kilo­me­ter, um sich die­sen Typen anzu­schau­en. Der 15-Jäh­ri­ge hat sei­nen älte­ren Cou­sin dabei, der in Ingol­stadt Mal­te­ser-Aus­bil­der ist; Resul­tat des Gesprä­ches ist, dass ein Erste-Hil­fe-Kurs im katho­li­schen Pfarr­heim statt­fin­det. Möhr­lein schickt den Bam­ber­ger „Chef-Aus­bil­der“ Franz Fuchs und die Wai­schen­fel­der Mal­te­ser Hans Seger zu Unterstützung.

Beisetzung

Bei­set­zung (Foto: Elmar Schatz)

1966, beim Katho­li­ken­tag in Bam­berg, haben die Mal­te­ser der Diö­ze­se ihren ersten Groß­ein­satz, akri­bisch vor­be­rei­tet von Micha­el Möhr­lein. Im Vor­der­grund ste­hen ande­re; die Köl­ner kom­men mit ihrem Opel-Blitz-Not­arzt­wa­gen. Dazu sind Kran­ken­wa­gen aus ver­schie­de­nen Diö­ze­sen da. Das Rote Kreuz bin­det Möhr­lein mit ein; denn die BRK-Geschäfts­füh­rung hat­te erklärt: „Auch wir haben vie­le Katho­li­ken unter unse­ren Sani­tä­tern.“ 1973, vor mehr als 50 Jah­ren, begin­nen die Mal­te­ser in Bam­berg mit Kran­ken­trans­port und Ret­tungs­dienst, ehren­amt­lich, bis auf die bei­den Haupt­amt­li­chen Hans Rauh und Fried­rich Schlaug. Die Sani­tä­ter haben die Prü­fung vor Diö­ze­sa­n­arzt Dr. Georg Gro­sse-Groll­mann abge­legt, der den ersten offi­zi­el­len Kran­ken­trans­port von Bam­berg in die Kli­nik Scheß­litz an die neue, klei­ne MHD-Ret­tungs­wa­che in der Hain­stra­ße ver­mit­telt. Micha­el Möhr­lein erhält im Büro Unter­stüt­zung durch Engel­bert Schil­ling, der einen schnell expan­die­ren­den Fahr­dienst für die Lebens­hil­fe-Ein­rich­tun­gen managt. Bald kommt aus der Zen­tra­le in Köln die Vor­ga­be: Jede Diö­ze­se soll einen Ret­tungs­wa­gen anschaf­fen. Rund 120.000 Mark kostet der Mer­ce­des-RTW. 50.000 Mark Zuschuss gibt das Erz­bi­schöf­li­che Ordi­na­ri­at. Mehr als 30.000 Mark bringt eine gro­ße Alt­pa­pier- und Alt­klei­der­samm­lung, bei der Hun­der­te ehren­amt­li­che Mal­te­ser anpacken. Der zwei­te neue Ret­tungs­wa­gen wird von der Phar­ma-Fir­ma Dr. Robert Pfle­ger gespen­det. Dann über­nimmt der öffent­lich-recht­li­che Ret­tungs­dienst die­se Anschaf­fun­gen sowie die Gehäl­ter der nun haupt­be­ruf­li­chen Rettungskräfte.

Micha­el Möhr­lein bleibt bis zu sei­nem Ruhe­stand in der Geschäfts­stel­le, als ver­trau­tes Gesicht für die Alt­ge­dien­ten. Im Alter hilft er tat­kräf­tig sei­ner Schwe­ster, die noch lan­ge einen Dorf­la­den betreibt.

„Mit gro­ßer Bewun­de­rung blicken wir auf Mal­te­ser-Pio­nie­re wie Micha­el Möhr­lein, die mit beschei­de­nen Mit­teln und unter schwie­ri­gen Umstän­den Unglaub­li­ches gelei­stet haben. Ohne Micha­el Möhr­lein hät­te es den Ret­tungs­dienst der Mal­te­ser in Bam­berg ver­mut­lich nicht gege­ben. Wir trau­ern um den Ver­lust eines gro­ßen Mal­te­sers“, sagt Mal­te­ser-Diö­ze­san­ge­schäfts­füh­re­rin Clau­dia Rammin­ger zum Tode Möhrleins.

Am 5. April 2024 wur­de der mit 83 Jah­ren Gestor­be­ne in sei­nem Hei­mat­ort Misten­dorf im Land­kreis Bam­berg bei­gesetzt. Zwei älte­re Mal­te­ser sind in Uni­form gekom­men; Feu­er­wehr­leu­te sen­ken den Sarg ins Grab.

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