Klimabündnis kritisiert den Bayreuther Kreistag

Mit großer Bestürzung haben wir erfahren, dass der Kreisausschuss des Landkreises Bayreuth am 4. März empfohlen hat, sowohl die im Dezember beschlossene neue Stelle für Klimaanpassung, die über drei Jahre zu 80 % aus Bundesmitteln gefördert werden würde, als auch sämtliche Mittel für Stresstests und Maßnahmenumsetzungen aus dem Haushalt zu streichen! Wir sind durch diese Empfehlung sehr beunruhigt. Es ist abzusehen, dass ein Verzicht auf Anpassungsmaßnahmen die Region und die Menschen hier teuer zu stehen kommen wird und Leben gefährden kann. Neuere Studien legen erstens nahe, dass Europa besonders stark von den Veränderungen im Klimasystem betroffen sein wird und dass zweitens gerade unsere Region  Oberfranken-Ost unter gravierendem Temperaturanstieg und Wassermangel leiden wird. Gleichzeitig werden desaströse Starkregen/Hagel-Ereignisse immer wahrscheinlicher. Gegen beides gilt  es Vorkehrungen zu treffen, um Leben zu schützen und die lokale Wirtschaft- und Landwirtschaft zu erhalten.
Ganz aktuell hat diesen Montag, 11.03.2024, die europäische Umweltagentur EEA ihren stark warnenden ersten Bericht zur Klimarisikobewertung vorgelegt. Die globale Erwärmung werde extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen, Dürren, Waldbrände und Überschwemmungen selbst „in optimistischen Szenarien verschlimmern und die Lebensbedingungen auf dem gesamten  Kontinent beeinträchtigen“, heißt es im Bericht der EU-Agentur, siehe https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2024-03/klimarisiken-europaeische-union-berichteuropaeische-umweltagentur. Die EEA-Chefin sagt laut ZEIT: Die (…) politischen Verantwortlichen müssen jetzt handeln, „damit die Klimarisiken sowohl durch rasche Emissionssenkungen als auch durch entschlossene Anpassungsstrategien und -maßnahmen verringert werden“. Den Entscheidungsträgern vor Ort kommt hier eine besondere Verantwortung zu, weil über viele klimarelevante Maßnahmen in den  Kommunen und Landkreisen entschieden wird.

Welche Auswirkungen im Landkreis Bayreuth zu erwarten sind und welche Maßnahmen dagegen ergriffen werden müssen, wurde vom Landkreis in langjähriger Arbeit und mit Hilfe externer  Experten in Form eines Klimaanpassungskonzeptes und einer Strategieentwicklung erarbeitet. Soll diese Mühe für den Papierkorb gewesen sein? Soll es niemand geben, der unseren  Bürgerinnen und Bürgern kompetent zur Seite steht? Niemand, um Förderanträge für Maßnahmen auszufüllen, von deren Umsetzung am Ende v. a. auch die lokale Wirtschaft profitiert hätte?  Sollen bereits bewilligte EU-Gelder in Höhe von etwa 100–120 Mio. Euro am Landkreis Bayreuth vorbei gehen, da sie als Voraussetzung die Schaffung der Stelle gehabt hätten, die nun wegen  Knausrigkeit nicht kommen soll? Sollen andere, smartere Regionen sagen: Danke lieber Landkreis Bayreuth, die EU-Gelder nehmen wir gerne? Das kann doch nicht wahr sein!

Klimaschutz ist eine parteiübergreifende Aufgabe. Es ist nichts, was lediglich uns angeht – einen Zusammenschluss von 17 überparteilichen Initiativen und Vereinen, die sich für Klima- und Artenschutz = Menschenschutz einsetzen. Nicht allein die Umweltbewegten, die Grünen, nein! Jede Fraktion im Kreistag und darüber hinaus muss sich dieser Mammut-Aufgabe stellen. Entsprechend haben wir alle Kreisrätinnen und Kreisräte persönlich angeschrieben und eindringlich aufgefordert, das abschlägige Votum des Kreisausschusses zu überdenken. Bayreuth muss  sich gegen künftige Klima-Herausforderungen wappnen, indem es jetzt die nötigen Maßnahmen einleitet. Wir fordern: Der Kreistag möge auf seiner Sitzung kommenden Freitag die Mittel für das Klimaanpassungsmanagement im Haushalt 2024 einplanen. Zum anderen laden wir alle Bürgerinnen und Bürger aus Stadt und Landkreis Bayreuth ein, die Kreisrätinnen und Kreisräte zu  erinnern, ihrer Verantwortung nachzukommen und ihre Stimme PRO Klimaanpassung einzusetzen!
Wir treffen uns direkt vor der Kreistagssitzung am 15. März ab 12:15 Uhr vor dem Landratsamt Bayreuth auf der Demo „Klimafolgen kann man nicht streichen!“

Unterzeichnende Vereine und Initiativen des Bündnis für Klima- und Artenschutz Bayreuth:
Bund Naturschutz in Bayern e. V. Kreisgruppe Bayreuth, Die Summer e. V., forum1.5, Greenpeace Ortsgruppe Bayreuth, Hamsterbacke Bayreuth e. V., Klimabaumhaus Bayreuth, Klimaentscheid
Bayreuth, Labortheater, LBV Hochschulgruppe Bayreuth, LBV-Kreisgruppe Bayreuth, Letzte Generation Bayreuth, NAJU Bayreuth, Parents for Future Bayreuth, Scientist Rebellion Bayreuth, Scientists4Future Bayreuth, Students for Future Bayreuth, TransitionHaus Bayreuth e. V.

Hintergrundinformation zum Bündnis für Klima- und Artenschutz Bayreuth:
Die menschengemachte, stete Erderwärmung und der ebenfalls von uns Menschen verursachte rapide Rückgang der Artenvielfalt gefährden unsere Existenzgrundlagen und unser geregeltes  Zusammenleben – die Herausforderung ist tatsächlich groß und wird jeden Tag, an dem wir nicht gegensteuern, größer. Nur wenn sich noch viel mehr Menschen für Nachhaltigkeit einsetzen,  werden wir unsere Sicherheit und guten Lebensbedingungen erhalten können. Siebzehn in Bayreuth und Region vorwiegend ehrenamtlich tätige Vereine und Initiativen haben sich darum seit  Sommer 2023 zusammengeschlossen, um sich gemeinsam auf vielfältige Art und Weise für die Aufklärung und Information der Bevölkerung sowie entschlossene Klima- und Artenschutzmaßnahmen einzusetzen.