Akti­ons­grup­pe „Schluss mit Kli­nik­ster­ben“: Neue Kran­ken­haus­kar­te macht Kran­ken­haus­trans­pa­renz­re­gi­ster überflüssig

War­um die Akti­ons­grup­pe Schluss mit Kli­nik­ster­ben in Bay­ern in letz­ter Minu­te das Kran­ken­haus­trans­pa­renz­ge­setz stop­pen will

Die Akti­ons­grup­pe Schluss mit Kli­nik­ster­ben in Bay­ern hat 2 Wochen vor der abschlie­ßen­den Bera­tung des Kran­ken­haus­trans­pa­renz­ge­set­zes am 22. März im Bun­des­rat eine Blitz­pe­ti­ti­on „Stop­pen Sie in 2 Wochen im Bun­des­rat das Kran­ken­haus­trans­pa­renz­ge­setz“ gestar­tet.

Wir befra­gen Klaus Emme­rich aus Him­mel­kron, Akti­ons­grup­pe Schluss mit Kli­nik­ster­ben in Bay­ern und Kli­nik­vor­stand im Ruhe­stand über die Motive.

Redak­ti­on: Was ist der Grund, dass Sie nach der Zustim­mung des Kran­ken­haus­trans­pa­renz­ge­set­zes im Ver­mitt­lungs­aus­schuss noch eine Peti­ti­on starten?

Emme­rich: Wir waren schon immer gegen die­ses büro­kra­ti­sche Gesetz das klei­ne Kran­ken­häu­ser denun­ziert. Unse­re Peti­ti­on ist die letz­te Chan­ce, das irre­füh­ren­de Kran­ken­haus­trans­pa­renz­re­gi­ster noch zu verhindern.

Redak­ti­on: Wie sieht Ihre inhalt­li­che Kri­tik kon­kret aus?

Emme­rich: Das Kran­ken­haus­trans­pa­renz­re­gi­ster weist vor­ran­gig aus, was das Kran­ken­haus behan­delt, und wel­che Struk­tu­ren (z.B. Per­so­nal­res­sour­cen) vor­lie­gen. Es sagt jedoch nichts dar­über aus, in wel­cher Qua­li­tät die Behand­lung statt­fin­det. Das unaus­ge­spro­che­ne, aber ange­streb­te Ziel des auf Struk­tu­ren kon­zen­trier­ten Trans­pa­renz­re­gi­sters ist offen­sicht­lich, Kran­ken­häu­sern gerin­ge­rer Struk­tur­aus­stat­tung Pati­en­ten vor­zu­ent­hal­ten. Es geht um gesteu­er­te Schlie­ßung von Kran­ken­häu­sern bzw. radi­ka­le Begren­zung ange­bo­te­ner Klinikleistungen.

Redak­ti­on: Ist die Kran­ken­haus­grö­ße und Kran­ken­haus­struk­tur denn nicht wirk­lich ein Indi­ka­tor für bes­se­re Qua­li­tät, so wie das Gesund­heits­öko­no­men und Bun­des­ge­sund­heits­mi­ni­ster Karl Lau­ter­bach viel­fach bezeugen?

Emme­rich: Es gibt nach­weis­lich gute Qua­li­tät klei­ner länd­li­cher Kran­ken­häu­ser bei sta­tio­nä­ren kli­ni­schen Rou­ti­ne­be­hand­lun­gen, bei­spiels­wei­se bei der Behand­lung schwe­rer Lun­gen­ent­zün­dun­gen, mit­tel­schwe­rer Frak­tu­ren und in der kli­ni­schen Erst­ver­sor­gung lebens­be­droh­li­cher Erkran­kun­gen auf der Not­auf­nah­me. Dies ver­schweigt das Kran­ken­haus­trans­pa­renz­re­gi­ster und för­dert damit die Schlie­ßung bedarfs­not­wen­di­ger Kran­ken­häu­ser mit gut funk­tio­nie­ren­der Basisnotfallversorgung.

Redak­ti­on: Gibt es wei­te­re Kri­tik am Krankenhaustransparenzregister?

Emme­rich: Defi­ni­tiv, das geplan­te Kran­ken­haus­trans­pa­renz­re­gi­ster bela­stet die Kran­ken­häu­ser mit immenser Büro­kra­tie, erhöht die Bei­trags­zah­lung der gesetz­lich Kran­ken­ver­si­cher­ten, und lie­fert den Pati­en­tin­nen kei­ne sub­stan­zi­el­len neu­en Informationen.

Redak­ti­on: Bun­des­ge­sund­heits­mi­ni­ster Karl Lau­ter­bach spricht von einer Krankenhausrevolution!

Klaus Emme­rich: Das wirk­lich Neue an Bun­des­ge­sund­heits­mi­ni­ster Karl Lau­ter­bachs Kran­ken­haus­trans­pa­renz­re­gi­ster sind die Level, die nahe­zu iden­tisch durch die gesetz­li­chen Not­fall­stu­fen 1 bis 3 der Kran­ken­häu­ser aus­ge­tauscht wer­den kön­ne, dann brau­chen wir kein auf­wen­di­ges, büro­kra­ti­sches und kosten­in­ten­si­ves Krankenhaustransparenzregister.

Redak­ti­on: Was wäre die Alternative?

Deutschlandkarte "Kliniken in Gefahr"

Deutsch­land­kar­te „Kli­ni­ken in Gefahr“

Emme­rich: Es geht auch anders! Kran­ken­haus­qua­li­tät bun­des­weit bereits ver­füg­bar! Die Akti­ons­grup­pe Schluss mit Kli­nik­ster­ben in Bay­ern prä­sen­tiert die neue Deutsch­land­kar­te „Kli­ni­ken in Gefahr“ von Medi­en­be­ra­ter Manu­el Jokiel. Sie lei­stet einen Bei­trag zur umfas­sen­den Infor­ma­tio­nen der Bür­ger über ver­füg­ba­re Kran­ken­häu­ser, ihren Ver­sor­gungs­um­fang und ihre Erreich­bar­keit. Unse­re Kran­ken­haus­kar­te und Kran­ken­haus­li­ste ist kosten­los und erhöht nicht die Bei­trä­ge der Kran­ken­ver­si­cher­ten. Sie ist unbü­ro­kra­tisch und ohne Bela­stung der Kran­ken­häu­ser mit Ver­wal­tungs­auf­ga­ben. Sie ist über­sicht­lich, denn Kran­ken­häu­ser wer­den per Kran­ken­haus­kar­te oder per Kran­ken­haus­li­ste bzw. Wohn­ort gefun­den. Und das Wich­tig­ste: Sie ist bereits ver­füg­bar und muss nicht auf­wen­dig ent­wickelt werden.

Redak­ti­on: Wel­che Infor­ma­tio­nen fin­det der poten­zi­el­le Patient?

Emme­rich: Wir bil­den die Struk­tur­qua­li­tät ab: Was lei­stet mein Kran­ken­haus? Wir ver­zwei­gen auf die Wei­ße Liste der Ber­tels­mann Stif­tung: „Wie gut wird die Behand­lung durch­ge­führt?“ Wir ermit­teln die Ver­sor­gungs­dich­te an belie­bi­gen Stand­or­ten in Deutsch­land: „Wie vie­le Ein­woh­ne­rIn­nen errei­chen kein All­ge­mein­kran­ken­haus bin­nen 30 Fahr­zeit­mi­nu­ten?“ Das ist mehr, als sich Lau­ter­bach für das Kran­ken­haus­trans­pa­renz­re­gi­ster vor­ge­nom­men hat.

Redak­ti­on: Zurück zur Peti­ti­on „Stop­pen Sie in 2 Wochen im Bun­des­rat das Kran­ken­haus­trans­pa­renz­ge­setz“. Rech­nen Sie sich noch Chan­cen aus?

Emme­rich: Es geht hier nicht um Chan­cen. Es geht um ein letz­tes Signal an alle Mini­ster­prä­si­den­tIn­nen und ihre Ver­ant­wor­tung für ihre Kran­ken­häu­ser: Sagen Sie „Nein!“ zum Kran­ken­haus­trans­pa­renz­ge­setz. Schüt­zen Sie Ihre Kran­ken­häu­ser vor büro­kra­ti­schen Ver­wal­tungs­auf­ga­ben. Sor­gen Sie für eine Kran­ken­haus­re­form mit aus­kömm­li­cher Finan­zie­rung der Krankenhäuser.

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