Vor­trag „Track­ing, Daten­han­del und Daten­schutz“ im Eber­mann­stadter Gymnasium

Referent Dr. Götz, Foto: Janina Gebelein
Referent Dr. Götz, Foto: Janina Gebelein

Gehen wir zu arg­los mit unse­ren Daten um und wel­che Fol­gen kann dies mit sich brin­gen? Wel­che Daten erzeu­gen wir über den Tag hin­weg eigent­lich, wer inter­es­siert sich dafür und was geschieht damit? Mit die­sen und wei­te­ren span­nen­den Fra­gen beschäf­tig­ten sich die elf­ten Klas­sen am ver­gan­ge­nen Mitt­woch am Gym­na­si­um Frän­ki­sche Schweiz in Eber­mann­stadt. Auf Ein­la­dung von Jani­na Gebel­ein, Leh­re­rin für Wirt­schaft und Recht, besuch­te Dr. Chri­sti­an Götz von der Tech­ni­schen Fakul­tät der FAU Erlan­gen-Nürn­berg das GFS. Sein Vor­trag „Goog­le, Whats­App, die Algo­rith­men und Du!“ star­te­te mit einem fast schon furcht­ein­flö­ßen­den Film­clip über eine alter­na­ti­ve Zukunft – eine Zukunft, in der es kei­ne Pri­vat­sphä­re mehr gibt und selbst die intim­sten per­sön­li­chen Daten ein­zu­se­hen sind: zu jeder Zeit und für alle abrufbar.

Doch so abstrus und weit ent­fernt es auch wir­ken mag, ist es nach Dr. Götz wohl eher eine Pro­gno­se. Ein Blick nach Chi­na zei­ge, dass dies bereits mit­tels des soge­nann­ten „Social-Cre­dit Systems“ prak­ti­ziert wer­de: Die Bür­ger wür­den über­wacht und jeder Schritt aus­ge­wer­tet, um ihn dann öffent­lich zu machen und jeman­den an den Pran­ger zu stel­len, der bei­spiels­wei­se mit dem Fahr­rad über den Zebra­strei­fen gefah­ren ist.

Die dazu benö­tig­ten Daten pro­du­ziert jeder selbst – in Mas­sen. So kann allei­ne aus dem auf­ge­zeich­ne­ten Tages­ab­lauf der Whats­App-Akti­vi­tät abge­le­sen wer­den, wann eine Per­son auf­steht, wann sie wie vie­le Per­so­nen wie lan­ge kon­tak­tiert und wann sie ver­mut­lich schläft. Aber auch nahe­zu alle ande­ren popu­lä­ren Apps sam­meln Daten wie bei­spiels­wei­se das per­sön­li­che Surf­ver­hal­ten und geben die­se an Dritt­an­bie­ter wei­ter. Aus die­sen gesam­mel­ten Infor­ma­tio­nen gene­rie­ren Algo­rith­men im Hin­ter­grund abge­lei­te­te Daten wie Per­sön­lich­keits­merk­ma­le und ver­trau­li­che Details, die man auf der Stra­ße wohl kaum preis­ge­ben wür­de. Die Vor­her­sa­ge­qua­li­tät ist hier­bei erstaun­lich gut. Das größ­te Daten­han­dels­un­ter­neh­men ist die US-Fir­ma Acxi­om. Nach eige­nen Anga­ben ver­fügt sie über bis zu je 3000 Eigen­schaf­ten von etwa 700 Mil­lio­nen Men­schen: dar­un­ter bei­spiels­wei­se Aus­bil­dung, Ein­kom­men, Eigen­tum, Kon­sum­ver­hal­ten, Inter­es­sen und Freizeitaktivitäten.

Des Wei­te­ren erläu­ter­te Dr. Götz den gespannt Zuhö­ren­den die Fol­gen, wenn es kei­ne Pri­vat­sphä­re mehr gibt, wenn jede Akti­on am Smart­phone und jeder Web­sei­ten­be­such ana­ly­siert wird. Wenn jemand beob­ach­tet wird, dann ändert er näm­lich oft­mals sein Ver­hal­ten. Er will nicht, dass sein Surf­ver­hal­ten spä­ter nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf sein Leben hat: des­halb schränkt er sein Online- und Sozi­al­ver­hal­ten ein. Man nennt die­ses Phä­no­men „Social Coo­ling“. Denn Pri­vat­sphä­re ist das Recht, nicht per­fekt sein zu müs­sen, son­dern mensch­lich sein zu dürfen.

Nach die­sen vie­len Infor­ma­tio­nen, die in der Aula doch irgend­wie eine beklem­men­de Atmo­sphä­re erzeug­ten, erklär­te Dr. Götz den Jugend­li­chen, wie sie ihre Pri­vat­sphä­re schüt­zen kön­nen. Durch wer­be- und track­ing­blocken­de Tools, die durch Plug-Ins in den Brow­ser inte­griert wer­den, kann man den Daten­samm­lungs­wahn des Inter­nets näm­lich etwas ein­däm­men. Die­se kön­nen auf der Web­sei­te (www​.auf​schrittund​klick​.de) des Refe­ren­ten nach­ge­le­sen wer­den. All­ge­mein soll­te man sich aber immer selbst fra­gen: „Muss ich die­se App denn über­haupt down­loa­den?“ Zudem emp­fiehlt Dr. Götz die App „Exodus Pri­va­cy“, mit­hil­fe derer sich man die Berech­ti­gun­gen und Tracker von vie­len bereits instal­lier­ten Apps auf sei­nem Han­dy anzei­gen las­sen kann.

Nach die­sen ein­ein­halb Stun­den hat­ten die Schü­le­rin­nen und Schü­ler auf­grund des infor­ma­ti­ven Vor­trags genug zum Nach- und Über­den­ken. Der stän­di­ge Beglei­ter der Jugend­li­chen wird wei­ter­hin das Smart­phone sein – sie sind sich der „digi­ta­len Daten­samm­lung“ nun aber bewuss­ter und kön­nen an der einen oder ande­ren Stel­le aktiv etwas für den Schutz ihrer per­sön­li­chen Daten tun.

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