Natur­schutz­ver­band LBV for­dert „Aus­bau der Wind­kraft nicht nur im Wald“

Drin­gend erfor­der­li­che Ener­gie­wen­de nicht zu Lasten von Wäl­dern und Naturschutz

Der Aus­bau der Wind­ener­gie ist aus Sicht des baye­ri­schen Natur­schutz­ver­bands LBV (Lan­des­bund für Vogel- und Natur­schutz) eine unver­zicht­ba­re und tra­gen­de Säu­le der Ener­gie­wen­de. In ihrem Koali­ti­ons­ver­trag hat­ten CSU und Freie Wäh­ler ange­kün­digt, 1.000 Wind­rä­der in Bay­ern bis zum Jahr 2030 errich­ten zu las­sen. „Der­zeit zeich­net sich ab, dass die Mehr­zahl der Stand­or­te in Wäl­dern geplant wer­den. Dadurch sind vie­ler­orts wert­vol­le Lebens­räu­me und wind­kraft­sen­si­ble Arten betrof­fen. Der LBV wird Wind­kraft­vor­ha­ben an sol­chen Stand­or­ten sorg­fäl­tig prü­fen und dar­auf ach­ten, dass aus natur­schutz­fach­li­cher Sicht kei­ne Roten Lini­en über­schrit­ten wer­den“, stellt der LBV-Vor­sit­zen­de Dr. Nor­bert Schäf­fer fest. Dar­über hin­aus brin­gen Mili­tär und Denk­mal­schutz oft gro­ße Ein­schrän­kun­gen bei der Wind­kraft­pla­nung mit sich. Der LBV for­dert, dass der Bereich Natur­schutz in der Abwä­gung genau­so stark gewich­tet wird, wie die­se bei­den Belange.

Um die Zie­le der Bun­des­re­gie­rung und der EU zum Umbau der Ener­gie­ver­sor­gung zu errei­chen, wer­den der­zeit im Frei­staat in allen bestehen­den Pla­nungs­re­gio­nen soge­nann­te Vor­rang­flä­chen für Wind­kraft­an­la­gen gesucht. Für den Aus­bau der Wind­kraft setzt die Baye­ri­sche Staats­re­gie­rung vor­ran­gig auf Flä­chen, die von den Staats­for­sten bewirt­schaf­tet wer­den. Doch wird der Staats­wald allein nicht aus­rei­chen, um die staat­lich vor­ge­ge­be­nen Aus­bau­zie­le für Wind­kraft in Bay­ern zu errei­chen. Dabei beun­ru­higt den LBV, dass Vor­rang­ge­bie­te für Wind­kraft­an­la­gen auch in wert­vol­le Misch- und Laub­wäl­der geplant wer­den. „Wenn Wald­ge­bie­te für Wind­kraft­an­la­gen in Betracht gezo­gen wer­den, soll­ten dafür nur inten­siv genutz­te Fich­ten- und Kie­fern-Mono­kul­tu­ren aus­ge­wählt wer­den. Die­se wei­sen in Bezug auf den Arten­schutz ein deut­lich gerin­ge­res Kon­flikt­po­ten­zi­al auf“, for­dert Nor­bert Schäffer.

Die Ergeb­nis­se einer neu­en Stu­die einer Arbeits­ge­mein­schaft ver­schie­de­ner Fach­in­sti­tu­te, dar­un­ter das Leib­nitz-Insti­tut, stüt­zen die­se For­de­rung des LBV. Die­se zeigt, dass Wind­kraft­anal­gen in Wirt­schafts­wäl­dern zum Rück­gang von Vogel­ar­ten beitragen.

Aus­wir­kun­gen von Wind­kraft im Wald

Durch den Bau von Wind­kraft­an­la­gen und der damit ein­her­ge­hen­den Infra­struk­tur wie Zufahr­ten, Park­plät­ze und Strom­tras­sen gehen Lebens­räu­me im Wald ver­lo­ren. Die Anla­gen ver­ur­sa­chen Stö­run­gen durch Bau- und Betriebs­lärm, Fol­ge­nut­zun­gen und War­tungs­zy­klen. Dies betrifft nicht nur dort brü­ten­de Vogel­ar­ten, son­dern vor allem auch Fle­der­mäu­se, da die mei­sten Arten den Wald als Jagd­ha­bi­tat und Fort­pflan­zungs- und Ruhe­stät­te nutzen.

Wei­te­re ein­schrän­ken­de Faktoren

„Als LBV berei­tet uns Sor­ge, dass die aktu­el­len Bestim­mun­gen, die die Geneh­mi­gung zur Aus­wei­sung von Wind­kraft­ge­bie­ten ver­ein­fa­chen und beschleu­ni­gen sol­len, über­wie­gend zu Lasten des Natur­schut­zes gehen“, stellt der LBV-Vor­sit­zen­de fest. Der berech­tig­te Min­dest­ab­stand von 800 Metern zur Wohn­be­bau­ung sowie weit­räu­mi­ge Ein­schrän­kun­gen durch Mili­tär oder Denk­mal­schutz füh­ren oft dazu, dass Lebens­räu­me von wind­kraft­sen­si­blen Tier­ar­ten beplant wer­den. „Wir wer­den die­se unglei­che Bewer­tung nicht zulas­sen. Die Ener­gie­wen­de erfor­dert Kom­pro­mis­se von allen Nut­zungs­for­men in unse­rer Land­schaft. Sie dürf­ten nicht nur ein­sei­tig vom Natur­schutz erbracht wer­den“, so Nor­bert Schäf­fer weiter.


Über den LBV

1909 gegrün­det ist der LBV – Lan­des­bund für Vogel- und Natur­schutz in Bay­ern e. V. – der älte­ste Natur­schutz­ver­band in Bay­ern und zählt aktu­ell über 115.000 Unter­stüt­ze­rin­nen und Unter­stüt­zer. Der LBV setzt sich durch fach­lich fun­dier­te Natur- und Arten­schutz­pro­jek­te sowie Umwelt­bil­dungs­maß­nah­men für den Erhalt einer viel­fäl­ti­gen Natur und Vogel­welt im Frei­staat ein. Mehr Infos: www​.lbv​.de/​u​e​b​e​r​-​uns.

3 Antworten

  1. Reiner Pracht sagt:

    Wenn der LBV als erstes betont wie unver­zicht­bar der Aus­bau der Wind­kraft sei und ihn für die tra­gen­de Säu­le der Ener­gie­wen­de hält, dann hat man ein „inne­res“ Pro­blem die „roten Lini­en“ zu ver­tei­di­gen. Es gibt nur weni­ge Natur­schutz­ver­ei­ne wie die Natur­schutz­in­itia­ti­ve oder den Ver­ein für Land­schafts­pfle­ge, Arten­schutz und Bio­di­ver­si­tät (VLAB) die es klipp und klar sagen „Wind­kraft­in­du­strie und Natur­schutz sind nicht ver­ein­bar!“. Man soll­te wis­sen, dass erst vor kur­zer Zeit das Bun­des­na­tur­schutz­ge­setz geän­dert wur­de mit dem Ziel, Wind­kraft­an­la­gen in
    Land­schafts­schutz­ge­bie­ten und Wäl­der zu ermög­li­chen. Aspek­te wie Schutz von Flo­ra und Fau­na sind zweit­ran­gig gewor­den! Die schla­gen­den Argu­men­te hei­ßen nun „Über­ra­gen­des öffent­li­ches Inter­es­se der Ener­gie­er­zeu­gung und Sicher­heit“. Wenn der LBV wei­ter­hin einen Abstand von 800 Metern zwi­schen Wind­parks zur Wohn­be­bau­ung für aus­rei­chend hält, schei­nen ihn auch nicht die gesund­heits­ge­fähr­den­den Aspek­te für die Bevöl­ke­rung zu inter­es­sie­ren. Die wirt­schaft­li­chen Pro­ble­me wer­den erst gar nicht erwähnt. Denn wenn auch die Son­ne kosten­los scheint und der Wind kosten­los weht, wird der Aus­bau der Strom­net­ze und loka­len Strom­ver­tei­lung, sowie der Auf­bau der bis jetzt nicht vor­han­de­nen Ener­gie­spei­cher uns noch hun­der­te von Mil­li­ar­den Euro kosten. Selbst der Lei­ter des Ener­gie­kon­zerns E.ON Birn­baum erklärt öffent­lich, war­um die Netz­ent­gel­te stei­gen und stei­gen. Also nicht wun­dern, wenn wir in Zukunft noch mehr für den Strom zah­len müssen.

  2. Tiberius Sempronius Gracchus sagt:

    Die Strom­prei­se stei­gen mas­siv an, seit die Strom­erzeu­gung pri­vat­recht­lich orga­ni­sie­ret ist – und zwar weit­ge­hend unab­hän­gig von der immer kosten­gün­sti­ger gewor­de­nen Gewin­nung des Stroms aus Son­ne und Wind. Natür­lich gibt es nach dem rus­si­schen Angriff auf die Ukrai­ne Sondereffekte.

    Die hohen Kosten für Netz­ent­gel­te fin­den ihre Ursa­che in (gewoll­ten) poli­ti­schen Fehl­ent­schei­dun­gen, in deren Hin­ter­grund nicht zuletzt die beab­sich­tig­te Behin­de­rung der Ener­gie­wen­de stand (und steht).

    Natür­lich bedeu­ten Solar- und Wind­ener­gie wie auch Was­ser­kraft bedeu­ten­de Ein­grif­fe in und Fol­gen für die Natur und Land­schaft. Aber sie müs­sen gegen­ge­rech­net wer­den gegen das, was Koh­le­ab­bau, Öl- und Gas­för­de­rung, Kli­ma­wan­del sowie die Pro­ble­me mit Uran­berg­bau und über hun­dert­tau­sen­de von Jah­ren erfor­der­li­che siche­re Lage­rung der nuklea­ren Abfäl­le bedeuten.

    Auch ich bin nicht mit allen Ent­schei­dun­gen zur Stand­ort­wahl der Sonnen‑, Wind- und Was­ser­kraft­an­la­gen sowie Wahl der Lei­tungs­tras­sen ein­ver­stan­den – und man­ches ist auch hier eher poli­tisch-öko­no­mi­schen Lob­by­ver­flech­tun­gen als sach­ge­rech­ten Erwä­gun­gen zu ver­dan­ken. Aber letzt­lich gibt es zur Umstel­lung der Strom- und Nutz­wär­me­ge­win­nung kei­ne Alter­na­ti­ve, wenn­gleich man­ches bes­ser gemacht wer­den könnte.

    Die Erkennt­nis, daß auch die „öko­lo­gi­schen“ For­men der Nutz­ener­gie­ge­win­nung nega­ti­ve öko­lo­gi­sche Nach­wir­kun­gen haben, kann nur eine Kon­se­quenz nach sich zie­hen: Effi­zi­en­te Nut­zung. Sinn­lo­se Ener­gie­ver­schwen­dung muß been­det wer­den. Dazu zäh­len die Ver­kehrs­wen­de eben­so wie der letzt­li­che Ver­zicht auf ener­gie­auf­wen­dig pro­du­zier­te Weg­werf­pro­duk­te bei­spiels­wei­se aus Glas oder Alu­mi­ni­um, um nur eini­ge Bei­spie­le zu nen­nen. (Ein umfas­sen­des Mehr­weg­sy­stem im Bereich der Ver­packun­gen wäre bei­spiels­wei­se auch öko­no­misch sinn­vol­ler und schaff­te wie auch eine nicht auf dem indi­vi­du­el­len Kraft­fahr­zeug als Mas­sen­ver­kehrs­mit­tel beru­hen­de Mobi­li­tät im Sal­do mehr Arbeits­plät­ze als das bes­he­ri­ge System.)

    Ein „Wei­ter so!“ im Sinn des beden­ken­lo­sen Res­sour­cen­ver­brauchs kann jeden­falls kei­ne Opti­on sein. Und nach wie vor gilt, was in Teil­be­rei­chen der öko­lo­gi­schen Neu­aus­rich­tung bereits zu spü­ren ist, aber auch bei wirt­schaft­li­chen Ver­än­de­run­gen der Ver­gan­heit immer wie­der zu beob­ach­ten war: Je län­ger ein not­wen­di­ger Wan­del ver­zö­gert wird, desto här­ter wer­den die Umbrü­che, desto schmerz­haf­ter die sozia­len Fol­gen sein. Wer bremst, macht sich an der Zukunft der Men­schen schuldig.

  3. Martin Leipert sagt:

    „Wenn der LBV wei­ter­hin einen Abstand von 800 Metern zwi­schen Wind­parks zur Wohn­be­bau­ung für aus­rei­chend hält, schei­nen ihn auch nicht die gesund­heits­ge­fähr­den­den Aspek­te für die Bevöl­ke­rung zu interessieren.“ 

    Es gibt an Wind­rä­dern kei­ne „gesund­heits­ge­fähr­den­den Aspek­te für die Bevöl­ke­rung“, die angeb­li­che Gefahr durch Infra­schall ist eben so wider­legt wie die Behaup­tung MMR Imp­fun­gen ver­ur­sach­ten Autismus.

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