Ethik-Semi­nar am Kli­ni­kum Forch­heim-Frän­ki­sche Schweiz

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Vom Stolz, eine Pfle­ge­kraft zu sein

Pro­fes­sio­nel­le Pfle­ge­kräf­te erzie­len mit hoher Fach­kom­pe­tenz, Ein­füh­lungs­ver­mö­gen und ethi­scher Ver­ant­wor­tung täg­lich beein­drucken­de Erfol­ge bei der För­de­rung und pfle­ge­risch-medi­zi­ni­schen Betreu­ung hilfs­be­dürf­ti­ger Men­schen – dar­auf sind sie zu Recht stolz, und das ist gut so. Das dabei stän­dig auch Ent­schei­dun­gen zu mora­lisch-ethi­schen Aspek­ten zu tref­fen sind liegt auf der Hand. Der Aus­bil­dungs­ver­bund Pfle­ge der Regi­on Forch­heim e.V. betont die Not­wen­dig­keit zur stän­di­gen Ent­wick­lung ethi­scher Kom­pe­tenz wäh­rend der Aus­bil­dung in den Pfle­ge­be­ru­fen und unter­stütz­te dazu jetzt am Kli­ni­kum Forch­heim-Frän­ki­sche Schweiz ein ganz beson­de­res Seminar.

Es geht gleich zum Auf­takt des Ethik-Semi­na­res am 22.02.2024 auf den Punkt: Die 30 Azu­bis zur Pfle­ge­fach­frau / zum Pfle­ge­fach­mann sehen auf dem Moni­tor Fotos von ver­stö­ren­den Situa­tio­nen: Ein Gelän­de in Asi­en, auf dem Sel­te­ne Erden abge­baut wer­den; eine rie­si­ge Flä­che Müll, soweit das Auge reicht; die Über­re­ste eines Wal­des nach einem Brand und ein Kind, wel­ches sich auf dem Boden vor der Gewalt­an­dro­hung eines Erwach­se­nen zu schüt­zen ver­sucht. Die Teil­neh­mer sind nun auf­ge­ru­fen, zu den Bil­dern drei lei­ten­den Fra­gen nach­zu­ge­hen, wie sie sich auch für die Dis­kus­si­on mora­lisch-ethi­scher Aspek­te im Pfle­ge­all­tag anbie­ten: „Was sehe ich? Was füh­le ich? Wie urtei­le ich?“

Durch das Semi­nar führt an die­sem Tag der renom­mier­te Anthro­po­lo­ge und Ethi­ker Pro­fes­sor Dr. theol. habil. Arne Man­zesch­ke. Er lei­tet u.a. das Insti­tut für Pfle­ge­for­schung, Geron­to­lo­gie und Ethik an der Evan­ge­li­schen Hoch­schu­le Nürn­berg. Er kennt das Span­nungs­feld, in dem sich Ärz­te und Pfle­ge­kräf­te in der Pra­xis oft befin­den, aus sei­ner Erfah­rung bestens. Mit sei­ner Unter­stüt­zung bekom­men die jun­gen Men­schen heu­te eine kon­kre­te Idee davon, dass jeder Mensch über Moral­vor­stel­lun­gen ver­fügt, die er nicht erst müh­sam ler­nen muss, und dass die der Aus­gangs­punkt für ein mora­li­sches Urteil („Das ist schlecht“ „Da hat jemand Schuld auf sich gela­den“) sein kön­nen. Mit die­sem „Affekt“ kann dann ein guter, struk­tu­rier­ter Dia­log über die ethi­schen Aspek­te einer Pfle­ge­si­tua­ti­on mit allen Betei­lig­ten erfol­gen und eine kon­kre­te Ent­schei­dung her­bei­ge­führt wer­den. Man­zesch­ke: „Dia­log im Team hilft zur Klä­rung – und Dia­log braucht Zeit.“

Und es wird reich­lich dis­ku­tiert an die­sem Tag – an Pra­xis­bei­spie­len herrscht kein Man­gel: Ein Aus­zu­bil­den­der schil­dert die Situa­ti­on eines Men­schen mit Demenz, den er im Senio­ren­zen­trum betreu­te. Er fragt sich heu­te, ob die Art der Kom­mu­ni­ka­ti­on mit die­sem Bewoh­ner ethisch ver­ant­wort­bar war. Es zeigt sich schnell, dass erst eine sau­be­re, wert­freie Ana­ly­se der Situa­ti­on nötig ist und dass es lei­der oft zu rasch auf die Fra­ge „Was ist in die­sem Fall gut und rich­tig?“ ver­schie­de­ne Ant­wor­ten gibt.

Auch die tech­ni­schen The­men zur Zukunft der pfle­ge­ri­schen Ver­sor­gung wur­den aus ethi­scher Per­spek­ti­ve beleuch­tet. Robo­ti­sche Assi­stenz­sy­ste­me und künst­li­che Intel­li­genz wer­den aktu­ell im Rah­men von Pro­jek­ten in der Pfle­ge­pra­xis ein­ge­setzt und fort­lau­fend eva­lu­iert. Wel­che „ethi­schen Leit­plan­ken“ erfor­dert das, auch im Rah­men des Fach­kräf­te­man­gels? Dahin­ter steckt eine genu­in ethi­sche Fra­ge: Wie soll ich leben?

Andre­as Schnei­der, Vor­stand des Aus­bil­dungs­ver­bund Pfle­ge der Regi­on Forch­heim e.V. und Schul­lei­ter der Berufs­fach­schu­le für Pfle­ge am Kli­ni­kum Forch­heim-Frän­ki­sche Schweiz, resü­miert den Tag: „Wir haben heu­te ein rich­tig kom­pli­zier­tes und so wich­ti­ges, emo­ti­ons­ge­la­de­nes The­ma behan­delt. Es ist zu spü­ren, dass es die Aus­zu­bil­den­den in der Pfle­ge mit Stolz erfüllt, im Pro­zess der ethi­schen Ent­schei­dungs­fin­dung mit­zu­spre­chen und ein gefrag­ter Exper­te zu sein. Pfle­ge ist eben so viel mehr als eine blo­ße Dienst­lei­stung und des­halb so bereichernd.“

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