Fach­tag der Mal­te­ser Bam­berg zum assi­stier­ten Suizid

Pfle­ge­kräf­te aus Bel­gi­en berich­ten über ihre dra­ma­ti­schen Erfahrungen

Tötung auf Ver­lan­gen oder beglei­te­tes Ster­ben? Die Mög­lich­keit eines assi­stier­ten Sui­zids wird von vie­len lebens­mü­den Men­schen in Betracht gezo­gen. In Bel­gi­en wie in Deutsch­land wird Tötung auf Ver­lan­gen bzw. assi­stier­ter Sui­zid auf­grund des indi­vi­du­el­len Auto­no­mie­an­spruchs von der Gesell­schaft grund­sätz­lich posi­tiv gese­hen. Dage­gen wird in der öffent­li­chen Dis­kus­si­on die Rol­le der Ärz­tin­nen und Ärz­te sowie Pfle­ge­kräf­te bei Sui­zid­as­si­stenz fast gar nicht beachtet.

Bei dem Fach­tag von Mal­te­sern und Cari­tas (7. Novem­ber) in der Katho­li­schen Aka­de­mie für Pfle­ge- und Sozi­al­be­ru­fe Regens­burg ermög­lich­ten bel­gi­sche Kol­le­gen aus Pfle­ge und Rechts­wis­sen­schaft den 75 Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mern einen Ein­blick in eine Gesell­schaft und ihr Gesund­heits­sy­stem, das bereits 20 Jah­re Erfah­rung mit einer gesetz­li­chen Rege­lung für Tötung auf Ver­lan­gen als Lei­stung des Gesund­heits­sy­stems hat. Der bel­gi­sche Kran­ken­pfle­ger Fran­çois Tru­fin berich­te­te ein­drucks­voll von sei­nen Erfah­run­gen im Umfeld mit Tötung auf Ver­lan­gen: „Ich ken­ne Ärz­te mit lan­ger Berufs­er­fah­rung, die mir erzähl­ten, dass sie manch­mal im Traum die Gesich­ter der Men­schen, die durch ihre Hand­lung getö­tet wur­den, vor sich sehen. Die Ärz­te haben in ihrer pro­fes­sio­nel­len Rol­le gehan­delt und den Anspruch der Ster­be­wil­li­gen erfüllt, doch als Men­schen tra­gen sie enor­me psy­chi­sche Bela­stun­gen mit sich.“

Jan Phil­ipp Ger­hartz vom Mal­te­ser Hilfs­dienst betont: „Wir brau­chen in unse­ren Ein­rich­tun­gen einen ehr­li­chen Umgang mit Todes­wün­schen, denn vie­le betag­te Men­schen haben das Bedürf­nis, über ihr Lebens­en­de und den Tod zu spre­chen. Es ist unse­re Auf­ga­be als Trä­ger, unse­re Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter gut zu schu­len und zu beglei­ten, wenn sich ein Mensch mit sei­nen Nöten ihnen anver­traut.“ Denn Tru­fin berich­tet auch von Pati­en­ten, hin­ter deren Todes­wunsch ein bis­her unaus­ge­spro­che­ner Wunsch steht, als Mensch gese­hen zu werden.

Am Nach­mit­tag stell­ten ver­schie­de­ne Trä­ger aus Deutsch­land ihre Arbeits­hil­fen vor, die sie Pfle­ge­kräf­ten und Hos­piz­dien­sten für die Begeg­nung mit Men­schen mit Todes­wün­schen zur Ver­fü­gung stel­len. Anna Pabst, Refe­ren­tin für Hos­piz und Pal­lia­tiv­ver­sor­gung beim Lan­des-Cari­tas­ver­band Bay­ern, zeig­te sich erfreut, wie gut die Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer über die gemach­ten Erfah­run­gen und vor­ge­stell­ten Kon­zep­te in den Aus­tausch kamen: „Es ist uns gelun­gen, durch den Fach­tag heu­te die Sprach­fä­hig­keit zum The­ma Sui­zid­as­si­stenz ein­zu­üben. Das The­ma und der gesell­schaft­li­che Wan­del, der damit ein­her­geht, wer­den uns aber auf Dau­er beschäf­ti­gen. Wir als Cari­tas und Mal­te­ser neh­men die Sor­gen der Men­schen, die in unse­ren Ein­rich­tun­gen leben und arbei­ten, ernst. Das Wich­tig­ste ist, mit­ein­an­der im Gespräch zu sein und in einer Hal­tung der Offen­heit und des Zuhö­rens ver­ste­hen zu lernen.“