Sonn­tags­ge­dan­ken: St. Martin

Symbolbild Religion

Gestern, wie auch schon die Tage zuvor, waren sie unter­wegs: unse­re Kin­der mit ihren Later­nen und vor ihnen her rei­tend, St. Martin.

Ist es für Sie auch immer so berüh­rend, die strah­len­den Kin­der­au­gen zu sehen, wenn der Hei­li­ge Mar­tin vom Pferd her­ab die Kin­der grüßt? Mir geht es immer noch so. Wenn ich auf dem Pferd sit­ze und den Kin­dern zuwin­ke und die­se mir zurück win­ken, dann bin ich inner­lich immer so ergrif­fen, dass ich wei­nen könn­te. St. Mar­tin hat doch auch auf uns Erwach­se­ne immer noch eine star­ke Anziehungskraft.

War­um? Ich weiß es nicht. Viel­leicht liegt es an sei­ner Geschich­te, dass er, der stol­ze Sol­dat, den armen Bett­ler, den so vie­le über­se­hen haben, ein­fach bemerkt hat. Viel­leicht liegt es dar­an, dass er von sei­nem hohen Ross her­un­ter­ge­stie­gen ist und ohne zu zögern das, was er hat­te, mit dem Bett­ler geteilt hat.

Aber wenn wir die­sen hei­li­gen Mann fei­ern, dann wür­de unser Geden­ken an ihn und sein Wir­ken sinn­los blei­ben, wenn wir nicht auch so han­deln wür­den wie St. Martin.

„Ein biss­chen wie St. Mar­tin, möch­te ich manch­mal sein…“ Aber sind wir nicht weit davon entfernt?

So vie­le sit­zen heu­te noch auf einem sehr hohen Ross und über­se­hen die, die wirk­lich Hil­fe bräuchten.

So vie­le sit­zen auf ihrem hohen Ross und ver­schlie­ßen die Augen vor der Not der ande­ren. Sie for­dern zwar Hil­fe, Mit­mensch­lich­keit, Barm­her­zig­keit, die Bereit­schaft zu tei­len von ande­ren ein, tun es aber sel­ber nicht. Allein schon das Ste­hen­blei­ben, dass auf Augen­hö­he Begeg­nen wür­de schon so man­chem Men­schen hel­fen. Denn dann wür­de ich schon Zeit mit dem ande­ren tei­len. Tei­len wie St. Mar­tin ist doch gar nicht so schwer. Vor allem wenn wir anfan­gen, wie St. Mar­tin zu tei­len, braucht kei­ner Angst zu haben, dass er mit sei­nem Tei­len den Kür­ze­ren zie­hen wird.

Tei­len kann man näm­lich mehr als nur den mate­ri­el­len Besitz.

Tei­len Sie doch ein­mal ihre Zeit mit ande­ren. Tei­len Sie Ihren Weg mit ihnen und gehen ein Stück des Weges mit ihnen.
Tei­len wir doch Freud und Leid mit ande­ren. Oder wie wäre es, einem ande­ren die Hand zum Frie­den zu rei­chen, ein­fach weil der Streit schon so lan­ge ange­dau­ert hat, dass man den Grund gar nicht mehr weiß? Wie wäre es denn, wenn wir nicht nur von ande­ren etwas for­dern, ja sie regel­recht aus­nüt­zen wür­den, son­dern sel­ber auch ein­mal für die­se da sind, wenn sie Hil­fe brauchen?
Wie wäre es, ein­fach wie­der zu ver­su­chen, dem ande­ren zu vertrauen?

„nur ein biss­chen, klit­ze­klein, möcht’ ich wie St. Mar­tin sein“, so heißt es in die­sem Lied weiter.

Aber so ganz sind wir es noch nicht, nicht ein­mal ein biss­chen klit­ze­klein wie St. Martin.

Aber wir kön­nen immer wie­der neu anfan­gen, es ein­fach ver­su­chen. Es fängt schon damit an, wenig­sten dem Mit­men­schen auf Augen­hö­he zu begegnen.

Das wür­de für unse­re gan­ze Gesell­schaft, unse­rer Kir­che und Gemein­den gel­ten. Wenn wir ein biss­chen wie St. Mar­tin wären, dann wür­de viel mehr Mensch­lich­keit herrschen.

Ich traue Ihnen zu, dass Sie so ein biss­chen wie St. Mar­tin sind und wün­sche Ihnen ganz viel Mut und Kraft dazu
und ein gutes Wochenende.

Klaus Weig­and


Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Infos zu Pfar­rer Klaus Weigand

  • Gebo­ren 1966 in Erlen­bach am Main (Unter­fran­ken)
  • Abitur am The­re­sia­num in Bam­berg 1989
  • Stu­di­um der Kath. Theo­lo­gie in Bam­berg und Wien
  • Prie­ster­wei­he 1998
  • Tätig­kei­ten:
  • Fürth, Christ­kö­nig von 1997 – 2010
  • Bucken­ho­fen als Pfarr­ad­mi­ni­stra­tor 2010 – 2015
  • seit 2015 in Herolds­bach und Hausen