Neu­en­markt-Wirsberg: Thea­ter­päd­ago­gisch das Mit­ein­an­der stärken

People´s Thea­ter in der Mit­tel­schu­le Neuenmarkt-Wirsberg

„Respekt ist, dass wir ande­re gut behan­deln“, ant­wor­tet ein Fünft­kläss­ler auf die Fra­ge, ob jemand wüss­te, was das Wort bedeu­tet. Sei­ne Mit­schü­ler stim­men ihm mit einem leich­ten Kopf­nicken zu. Aber wie genau sieht das in der Pra­xis aus? Freund­schaft, Ermu­ti­gung, Ehr­lich­keit und Zusam­men­ar­beit sind Wer­te, die für ein gutes Mit­ein­an­der wich­tig sind. Durch das thea­ter­päd­ago­gi­sche Pro­jekt „Will­kom­men im WIR!“ des People´s Thea­ter sol­len die­se Eigen­schaf­ten anhand von gespiel­ten Sze­nen den Schü­le­rin­nen und Schü­lern der fünf­ten bis ach­ten Klas­sen der Mit­tel­schu­le Neu­en­markt-Wirsberg näher­ge­bracht wer­den. An jedem der vier Tage steht einer die­ser Wer­te im Mit­tel­punkt des Mit­mach-Thea­ters. Am ersten Tag ist es die Freund­schaft, die im Fokus steht. Nach zwei Auf­wärm-Spie­len wird eine kur­ze Sze­ne vor­ge­spielt: Der elf­jäh­ri­ge Lars (gespielt von Tom Ehman) ist nie­der­ge­schla­gen, weil sich sei­ne Eltern gestrit­ten haben. Sein guter Freund Ole (gespielt von Alfon­so Lara) trö­stet und lobt ihn dafür, dass er sich für ande­re ger­ne ein­setzt. Um ihn abzu­len­ken, bie­tet er Lars an, am Sams­tag eine Bastel­ak­ti­on zu star­ten, um sich dar­auf zu kon­zen­trie­ren, wel­che posi­ti­ven Sei­ten man an sei­nen Eltern am mei­sten schätzt. Plötz­lich kommt eine Mit­schü­le­rin namens Nora (gespielt von Toni Buch­wald) hämisch lachend in den Raum. „Habt ihr schon Olgas neue Fri­sur gese­hen? Das sieht ja so komisch aus! Aber bei der Mut­ter ja kein Wun­der“, spot­tet sie. Lars freut sich, sie zu sehen, steht auf, geht auf sie zu, wäh­rend Ole sie auf­for­dert, sie sol­le auf­hö­ren so zu reden. „Denkst du etwa, du bist was Bes­se­res?“, fragt Nora Ole rhe­to­risch, zer­reißt sein geba­stel­tes Papier und lässt die Schnip­sel über sei­nen Kopf run­ter­fal­len. Dann wen­det sie sich Lars zu und lädt ihn für Sams­tag ins Schwimm­bad ein – zur sel­ben Zeit, in der auch die Bastel­ak­ti­on statt­fin­det. Wofür ent­schei­det sich Lars?

Nach der Sze­ne fragt Mode­ra­tor Tom Ehman die Schü­le­rin­nen und Schü­ler, wie sich die ein­zel­nen Per­so­nen wohl fühl­ten und war­um Noras Ver­hal­ten nicht in Ord­nung sei? „Weil Ole sich trau­rig, aus­ge­schlos­sen und ver­letzt gefühlt hat“, sind sich die Kin­der der Klas­se 5aG einig. Außer­dem wür­den sie lie­ber zum Basteln gehen statt ins Schwimm­bad, weil Ole ande­ren hel­fen möch­te, wäh­rend Nora es „cool“ fin­det, über ande­re zu lästern. Schü­ler Con­ner und Schü­le­rin Mile­na dür­fen dar­auf­hin selbst in Akti­on tre­ten und es zusam­men mit den Schau­spie­lern prak­tisch zei­gen. „War­um willst du mit die­sem Loser sol­chen Kin­der­kram machen?“, sti­chelt Nora dies­mal. Bei­de Kin­der reagie­ren ähn­lich und beto­nen, wie wich­tig es ihnen ist, Ver­spre­chen zu hal­ten und für ihren Freund da zu sein.

Danach stellt Tom Ehman die Fra­ge in die Run­de: „Was macht einen guten Freund für euch aus?“ Respekt­voll mit­ein­an­der umzu­ge­hen, offen zu sei­nen Freun­den zu ste­hen, für­ein­an­der da zu sein, Geheim­nis­se für sich zu behal­ten – sind nur eini­ge Ant­wor­ten, die die Schü­ler sofort äußer­ten. Eine Schü­le­rin betont: „Mei­ne Freun­din muss ehr­lich zu mir sein!“ Und weil sich das im Grun­de jeder wünscht, ist das auch genau das, was die Kin­der an dem ersten Tag des Thea­ter-Pro­gramms gelernt haben: Wenn man ande­re respekt­voll behan­delt, kommt man leich­ter mit­ein­an­der aus.

Das Pro­jekt „Will­kom­men im WIR!“ wur­de von der Part­ner­schaft für Demo­kra­tie Land­kreis Kulm­bach zusam­men mit dem People‘s Thea­ter, der Schu­le, dem AWO Kreis­ju­gend­werk und der AWO Jugend­so­zi­al­ar­beit koor­di­niert. Das thea­ter­päd­ago­gi­sche Pro­jekt wur­de von drei bzw. vier jun­gen Dar­stel­le­rin­nen und Dar­stel­ler im Frei­wil­li­gen­dienst (FSJ/BFD/EFD) umge­setzt. Das People’s Thea­ter aus Offen­bach ist Trä­ger des hes­si­schen Prä­ven­ti­ons­prei­ses und wur­de als eines der erfolg­ver­spre­chend­sten sozia­len Ver­ei­ne in Deutsch­land aus­ge­zeich­net (Bun­des­sie­ger start social).

Finan­ziert wird das Pro­jekt durch die För­de­rung im Rah­men des Bun­des­pro­gramms „Demo­kra­tie leben!“ vom Bun­des­fa­mi­li­en­mi­ni­ste­ri­um. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen fin­den Sie unter www​.demo​kra​tie​-leben​.de. Die Ver­öf­fent­li­chung stellt kei­ne Mei­nungs­äu­ße­rung des BMFS­FJ oder des BAF­zA dar. Für inhalt­li­che Aus­sa­gen tra­gen die Autorin­nen und Autoren die Verantwortung.

Das Pro­gramm „Jugend­so­zi­al­ar­beit an Schu­len“ wird aus Mit­teln des Baye­ri­schen Staats­mi­ni­ste­ri­ums für Fami­lie, Arbeit und Sozia­les gefördert.