Uni­ver­si­tät Bay­reuth: Neu­es Wis­sen zur Bedeu­tung von Baum­blät­tern für die CO2-Speicherung

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In einer groß­an­ge­leg­ten Stu­die mit fast 400 Partner*innen haben Forscher*innen welt­weit Daten über Baum­ar­ten zusam­men­ge­tra­gen. Bay­reu­ther Wissenschaftler*innen haben ihr Wis­sen über die Kili­man­ja­ro-Regi­on bei­gesteu­ert. Die jetzt in der Fach­zeit­schrift Natu­re Plants ver­öf­fent­lich­te Stu­die ver­bes­sert das Ver­ständ­nis von unter­schied­li­chen Blatt­ty­pen der Bäu­me und ermög­licht so Rück­schlüs­se auf Öko­sy­ste­me und den CO2-Kreislauf. 

Wel­chem Zweck dient die Studie?

Vor­her­sa­gen über die Ent­wick­lung von Öko­sy­ste­men und des CO2-Kreislaufs.

Durch die Quan­ti­fi­zie­rung der Ver­tei­lung von Baum­blatt­ty­pen und ihrer ent­spre­chen­den Bio­mas­se sowie die Iden­ti­fi­zie­rung von Regio­nen, in denen der Kli­ma­wan­del einen stär­ke­ren Druck auf die der­zei­ti­gen Blatt­ty­pen aus­üben wird, ermög­li­chen die­se Erkennt­nis­se bes­se­re Vor­her­sa­gen über das zukünf­ti­ge Funk­tio­nie­ren ter­re­stri­scher Öko­sy­ste­me und über den Koh­len­stoff­kreis­lauf. Der CO2-Kreis­lauf spielt eine wich­ti­ge Rol­le für den Zustand der Atmo­sphä­re, der Bio­sphä­re und damit unse­res Kli­mas. Wich­tig­ster Koh­len­stoff­sen­ker sind Bäu­me, da sie über ihre Blät­ter CO2 auf­neh­men und spei­chern. Der Mensch dage­gen stößt durch die Nut­zung fos­si­ler Brenn­stof­fe vor allem CO2 aus und ver­schärft die Ent­wick­lung durch Rodung von CO2-spei­chern­den Bäumen.

Das Ver­ständ­nis der unter­schied­li­chen Blatt­ty­pen von Bäu­men ist ent­schei­dend für das Ver­ständ­nis ihrer Rol­le in ter­re­stri­schen Öko­sy­ste­men, ein­schließ­lich der Kohlenstoff‑, Was­ser- und Nähr­stoff­dy­na­mik. Nadel­blät­ter unter­schei­den sich durch ihre was­ser­spa­ren­de, dadurch aber gerin­ge­re Pro­duk­ti­vi­tät von Bio­mas­se durch Laub­blät­ter. Laub­wer­fen­de Bäu­me haben sich an sai­so­na­le Kli­ma­be­din­gun­gen ange­passt. Sie kön­nen dort wach­sen, wo immer­grü­ne Bäu­me es nicht schaf­fen, näm­lich in frost- oder dür­re­ge­fähr­de­ten Gebieten

„Unser Wis­sen über die Fak­to­ren, die die Blatt­ty­pen der Wäl­der beein­flus­sen, ist jedoch nach wie vor begrenzt, sodass wir nicht genau wis­sen, wie groß der Anteil der nadel- und blatt­ra­gen­den sowie der immer­grü­nen und laub­ab­wer­fen­den Bäu­me welt­weit ist“, sagt PD Dr. Andre­as Hemp vom Lehr­stuhl für Pflan­zen­sy­ste­ma­tik der Uni­ver­si­tät Bay­reuth. Um die­se Lücke zu schlie­ßen, haben fast 400 Forscher*innen welt­weit Daten bei­gesteu­ert. So kam eine glo­ba­le, boden­ge­stütz­te Bewer­tung der Varia­ti­on von Wald­blatt­ty­pen zustan­de, indem die Daten von fast 10.000 Wald­in­ven­tur­flä­chen mit den Daten­sät­zen der inter­na­tio­na­len Plant Trait Data­ba­se TRY zu Blatt­form (Laub- vs. Nadel­blatt) und Habi­tus (immer­grün vs. laub­ab­wer­fend) zusam­men­ge­führt wur­den. „Wir fan­den her­aus, dass die glo­ba­le Varia­ti­on der Blatt Lebens­dau­er (LEAF HABIT) in erster Linie vom Aus­maß der sai­so­na­len Tem­pe­ra­tur­schwan­kun­gen und den Boden­ei­gen­schaf­ten abhängt, wäh­rend die Blatt­form in erster Linie von der Tem­pe­ra­tur bestimmt wird“, sagt Hemp. Damit Blät­ter ihre im Öko­sy­stem wich­ti­ge Funk­ti­on erfül­len kön­nen, müs­sen die­se Bedin­gun­gen stimmen.

Das Ergeb­nis die­ser Forstin­ven­tur: Die Forscher*innen gehen davon aus, dass 38 % der glo­ba­len Baum­in­di­vi­du­en immer­grü­ne Nadel­bäu­me sind, 29 % immer­grü­ne Laub­bäu­me, 27 % laub­ab­wer­fen­de Laub­bäu­me und 5 % laub­ab­wer­fen­de Nadel­bäu­me. Damit ent­spre­chen die­se Baum­ty­pen 21%, 54%, 22% bzw. 3% der ober­ir­di­schen Bio­mas­se in Wäl­dern – das sind zwi­schen 18 und 335 Giga­ton­nen! „Dar­über hin­aus gehen wir davon aus, dass bis zum Ende des Jahr­hun­derts min­de­stens 17% und bis zu 38 % der bewal­de­ten Gebie­te Kli­ma­be­din­gun­gen aus­ge­setzt sein wer­den, die der­zeit einen ande­ren Wald­typ als den aktu­ell vor­han­de­nen begün­sti­gen, was die Ver­schär­fung des kli­ma­ti­schen Stres­ses für Bäu­me bestimm­ten Regio­nen ver­deut­licht“, gibt Hemp zu beden­ken: „In Natur­wald­ge­bie­ten muss und kann man auf die Anpas­sungs­fä­hig­keit der Natur set­zen, in Kul­tur­wäl­dern wie in Euro­pa muss man sich teil­wei­se Gedan­ken über einen Wald­um­bau machen, der hier auch aus ande­ren Grün­den gebo­ten ist, wenn man z.B. an Mono­kul­tu­ren von nicht stand­ort­ge­rech­ten Baum­pflan­zun­gen mit der Fich­te denkt.“

Quel­le: Ma, H., Crow­ther, T.W., Mo, L. et al. The glo­bal bio­geo­gra­phy of tree leaf form and habit. Nat. Plants (2023). DOI: https://doi.org/10.1038/s41477-023–01543‑5

Hin­ter­grund: