Bahn­aus­bau in Bam­berg: Neue Aus­le­gungs­un­ter­la­gen mit Licht und Schatten

Der Stadt­rat beschäf­tig­te sich in einer Son­der­sit­zung mit den aktua­li­sier­ten Plan­un­ter­la­gen der DB Netz AG

Es waren gute und weni­ger gute Nach­rich­ten, die das Bau­re­fe­rat dem Stadt­rat bei der Son­der­sit­zung zum Bahn­aus­bau am Mitt­woch­abend (11. Okto­ber) prä­sen­tier­te. Am Ende stimm­te der Stadt­rat mit gro­ßer Mehr­heit dem umfang­rei­chen Kata­log an Ein­wen­dun­gen und For­de­run­gen zu, den die Stadt­ver­wal­tung bis zum 24. Okto­ber bei der Regie­rung von Ober­fran­ken ein­rei­chen muss. Zugleich gab es brei­tes Lob für die Arbeit des Bau­re­fe­rats und der betei­lig­ten Fachäm­ter, die bin­nen kür­ze­ster Zeit eine über 100 Sei­ten star­ke sorg­fäl­ti­ge Stel­lung­nah­me erar­bei­tet hatten.

Die Aus­gangs­la­ge: Bereits 1993 wur­de ein Plan­fest­stel­lungs­ver­fah­ren für den Bahn­aus­bau durch Bam­berg ein­ge­lei­tet. In den Fol­ge­jah­ren fan­den bereits Aus­le­gun­gen von Plan­un­ter­la­gen statt, ehe dann nach einem vor­über­ge­hen­den Pla­nungs­stopp im Früh­jahr 2021 die bereits 3. Plan­än­de­rung vor­ge­legt wur­de. Es folg­te ein vier­tä­gi­ger Erör­te­rungs­ter­min im Juli 2022. Auf­grund der Viel­zahl der Ein­wen­dun­gen und dar­auf­hin erfolg­ten zahl­rei­chen Plan­än­de­run­gen hat es das Eisen­bahn­bun­des­amt für erfor­der­lich erach­tet, das über­ar­bei­te­te „Gesamt­pa­ket“ erneut aus­zu­le­gen. Allen Betrof­fe­nen soll­te damit erneut die Gele­gen­heit gege­ben wer­den, Ein­sicht zu neh­men und gege­be­nen­falls Ein­wen­dun­gen zu erhe­ben. Die Ein­wen­dungs­frist endet am 24. Okto­ber 2023.

Damit war auch die Stadt Bam­berg wie­der gefor­dert, sich inten­siv mit dem umfang­rei­chen Unter­la­gen­ma­te­ri­al – 19 Ord­ner mit 27 Kilo­gramm Gesamt­ge­wicht und ein Daten­pa­ket mit über 1400 Ein­zel­da­tei­en –aus­ein­an­der­zu­set­zen. Wo wur­den Anlie­gen der Stadt Bam­berg berück­sich­tigt und wo nicht? Wel­che Aus­wir­kun­gen haben Plan­än­de­run­gen der Bahn auf die städ­ti­schen Belan­ge? Wel­che neue Ein­wen­dun­gen müs­sen frist­ge­recht ein­ge­reicht wer­den, wel­che alten For­de­run­gen auf­recht­erhal­ten werden?

Städ­ti­sche Anlie­gen für meh­re­re Kreu­zungs­bau­wer­ke erfüllt

Zunächst konn­te das Bau­re­fe­rat dem Stadt­rat durch­aus eini­ge gute Nach­rich­ten mit­tei­len: So fan­den die städ­ti­schen Anlie­gen bezüg­lich meh­re­rer Eisen­bahn­über­füh­run­gen Ein­gang in die neu­en Plan­un­ter­la­gen. Die Bahn beab­sich­tigt nun, die neue Bahn­un­ter­füh­rung Nürn­ber­ger Stra­ße / Geisfel­der Stra­ße wei­ter im Süden zu bau­en, sodass die Stadt im Anschluss ihre Pla­nun­gen für den Dop­pel­krei­sel west­lich und öst­lich der Glei­se rea­li­sie­ren kann. Auch die neue Eisen­bahn­brücke über die Forch­hei­mer Stra­ße soll so errich­tet wer­den, dass beid­seits der Stra­ße getrenn­te Geh- und Rad­we­ge in regel­kon­for­men Maßen mög­lich sind. Für den Bereich der ehe­ma­li­gen Anruf­schran­ke im Gleis­drei­eck sehen die neu­en Plä­ne wie von der Stadt gefor­dert eine Unter­füh­rung vor, die auch von land­wirt­schaft­li­chen Fahr­zeu­gen und der Feu­er­wehr befah­ren wer­den kann. Für die­se drei Kreu­zungs­bau­wer­ke waren im Herbst 2022 Pla­nungs­ver­ein­ba­run­gen zwi­schen der Stadt Bam­berg und der DB Netz AG getrof­fen worden.

Neue Ver­sicke­rungs­becken geplant

Zudem neu die Pla­nun­gen der Bahn für ins­ge­samt sie­ben teils gro­ße Ver­sicke­rungs­becken und ‑grä­ben ent­lang der Aus­bau­strecke. Dies ist inso­fern eine gute Nach­richt, als in der ersten Aus­le­gung das auf der Bahn­tras­se anfal­len­de Sicker- und Ober­flä­chen­was­ser an vie­len Stel­len ins öffent­li­che Kanal­netz gelei­tet wer­den soll­te, was von der Stadt Bam­berg und ande­ren Behör­den kri­ti­siert wur­de. Die Neu­pla­nung ist aus öko­lo­gi­scher Sicht zu begrü­ßen und in Zei­ten des Kli­ma­wan­dels auch im Sin­ne einer „Schwamm­stadt“ sinnvoll.

Nicht berück­sich­tig­te städ­ti­sche Planungen

Gleich­zei­tig bringt die für die Ver­sicke­rungs­becken erfor­der­li­che Flä­chen­in­an­spruch­nah­me mit sich, dass eini­ge Stadt­ent­wick­lungs­pla­nun­gen der Stadt Bam­berg nicht mehr in der bis­her ange­streb­ten Aus­ge­stal­tung umsetz­bar sind. So ver­rin­gert sich durch ein neu­es Ver­sicke­rungs­becken das Poten­zi­al an neu­en Gewer­be­flä­chen zwi­schen Cobur­ger Stra­ße und „Am Gleis­drei­eck“, das durch den Bebau­ungs­plan 301D erschlos­sen wer­den soll­te. Nicht berück­sich­tigt wur­de auch die soge­nann­te Grün­brücke im Stadt­wald. Hier wur­de der ohne­hin unzu­rei­chen­de Wild­tier­durch­lass sogar noch­mals verkleinert.

Klein­gär­ten im Gleisdreick stark betroffen

Die Klein­gar­ten­an­la­ge des Klein­tier­zucht­ver­eins im Gleis­drei­eck muss zu einem gro­ßen Teil den Bahn­aus­bau­maß­nah­men wei­chen. Mit den Betrof­fe­nen wur­de bereits gespro­chen, um den Bedarf an wie­der­her­zu­stel­len­den bzw. nach Abschluss der Bau­maß­nah­men neu ein­zu­rich­ten­den Gär­ten zu eru­ie­ren. Sei­tens der Stadt Bam­berg exi­stie­ren bereits Ersatz­flä­chen, die für eine Ver­la­ge­rung der Klein­tier­zucht­an­la­ge vor­ge­se­hen sind.

Wo bleibt der Gestaltungswettbewerb?

Ein gro­ßes The­ma blei­ben die Lärm­schutz­wän­de. Wei­ter­hin sind kei­ne qua­li­ta­ti­ven Aus­sa­gen hin­sicht­lich deren Gestal­tung erkenn­bar. Auch der seit Jah­ren ange­kün­dig­te Rea­li­sie­rungs­wett­be­werb zeich­net sich immer noch nicht ab. Die­ser soll­te garan­tie­ren, dass inno­va­ti­ve und dem Welt­erbe ange­mes­se­ne Lösun­gen nach modern­stem Stan­dard gefun­den wer­den. Gegen­über der ersten Fas­sung der 3. Plan­än­de­rung ist bei die­sem The­ma sogar eine Pro­jekt­ver­schlech­te­rung fest­zu­stel­len, da eine direk­te Begrü­nung der Lärm­schutz­wän­de sei­tens der Bahn gestri­chen wurde.

Ech­te Bar­rie­re­frei­heit für S‑Bahn-Halt Süd

Die aktu­el­le Pla­nung für den neu zu schaf­fen­den S‑Bahn-Halt Süd sieht bei den Zugän­gen „Nürn­ber­ger Stra­ße“ und „Distel­weg“ nach wie vor Auf­zü­ge vor. Die Stadt Bam­berg for­dert wei­ter­hin eine bar­rie­re­freie Erschlie­ßung mit Rampen.

Kri­tik an Unterlagen

Bemän­gelt wird sei­tens der Stadt die teils unzu­rei­chen­de Qua­li­tät der Plan­un­ter­la­gen, die es an ver­schie­de­nen Stel­len nicht erlau­be, die­se abschlie­ßend zu prü­fen und zu bewer­ten. Ins­be­son­de­re für was­ser­recht­li­che Ver­fah­ren ent­spre­chen die Unter­la­gen nicht den gesetz­li­chen Anfor­de­run­gen. Unzu­rei­chend sind auch die Unter­la­gen und Kon­zep­te zum The­ma Brand- und Katastrophenschutz.

Ver­kehrs­kon­zept und Baustellemanagement

Das Sperr- und Umlei­tungs­kon­zept der Bahn muss zwin­gend aktua­li­siert wer­den, da neue Bau­ab­läu­fe und Bau­vor­ha­ben in das Bau­pha­sen­kon­zept der DB Netz AG ein­ge­ar­bei­tet wer­den müs­sen. Eine wich­ti­ge For­de­rung bleibt daher, dass das Sperr- und Umlei­tungs­kon­zept der Bau­pha­sen im Detail mit der Stadt Bam­berg sowie den Ver­kehrs­be­trie­ben und wei­te­ren Betrof­fe­nen abzu­stim­men ist. Mit Kopf­schüt­teln regi­strier­ten die Stadt­rä­te den Ver­such der DB Netz AG, die fest­ge­leg­te Nacht­ru­he für die Bau­maß­nah­men ent­ge­gen gel­ten­der Vor­schrif­ten zu ver­kür­zen und zwar von 20.00 – 7.00 Uhr auf 23.00 Uhr bis 05.00 Uhr. Hier wird die Stadt ein deut­li­ches Veto einlegen.

Wie geht es weiter?

Die Stadt Bam­berg wird nun frist­ge­recht bis zum 24. Okto­ber 2023 ihre Ein­wen­dun­gen und For­de­run­gen bei der Regie­rung von Ober­fran­ken als Anhö­rungs­be­hör­de ein­brin­gen. Die­se wer­den an die DB Netz AG zur Wür­di­gung wei­ter­ge­ge­ben. Ob es vor einem Plan­fest­stel­lungs­be­schluss durch das Eisen­bahn­bun­des­amt noch einen wei­te­ren Erör­te­rungs­ter­min geben wird, steht noch nicht fest.


Ein­wen­dungs­frist endet am 24.10. – Ser­vice-Ange­bot der Stabs­stel­le Bahnausbau

Die Ein­wen­dungs­frist für die Öffent­lich­keit endet mit Ablauf des 24. Okto­ber 2023. Jeder, des­sen Belan­ge durch das Vor­ha­ben berührt wer­den, kann bei der Regie­rung von Ober­fran­ken, Lud­wig­stra­ße 20, 95444 Bay­reuth, Zim­mer K 249, Stel­lung­nah­men oder Ein­wen­dun­gen gegen den Plan schrift­lich oder zur Nie­der­schrift vor­brin­gen. Die Ein­wen­dung muss den gel­tend gemach­ten Belang und das Maß sei­ner Beein­träch­ti­gung erken­nen lassen.

Wer bereits 2021 eine Ein­wen­dung vor­ge­bracht hat und die­se erneu­ern oder ergän­zen will, soll­te erneut sei­ne voll­stän­di­ge Ein­wen­dung einbringen.

Schrift­li­che Ein­wen­dun­gen kön­nen auch elek­tro­nisch mit ein­fa­cher E‑Mail unter der Adres­se Einwendungen-​PFA-​22@​reg-​ofr.​bayern.​de erho­ben werden.

Die Stabs­stel­le Bahn­aus­bau im Bau­re­fe­rat der Stadt Bam­berg, Unte­re Sand­stra­ße 34, steht Bür­ge­rin­nen und Bür­gern, die Ein­wen­dun­gen erhe­ben möch­ten, für Aus­künf­te zur Verfügung