Joseph-Stiftung spendet 50.000 Euro für Quartiersarbeit im Erzbistum Bamberg

Alle Quartiersstützpunkte und Vereine, die Geld erhalten haben bedankten sich mit einem Foto. Daraus wurde diese Collage erstellt.
Alle Quartiersstützpunkte und Vereine, die Geld erhalten haben bedankten sich mit einem Foto. Daraus wurde diese Collage erstellt.

2023 feiert die Joseph-Stiftung ihr 75-jähriges Jubiläum. Das kirchliche Wohnungsunternehmen schüttet im Rahmen des Jubiläumsjahres insgesamt 50.000 Euro an über zehn Projekte der Quartiersarbeit und der innovativen Sozialarbeit in Ober- und Mittelfranken aus. Mit diesem Engagement will die Joseph-Stiftung die Wichtigkeit von Quartiersarbeit betonen und diese stärker in den öffentlichen Fokus rücken.

 

Ein mobiles Quartierszentrum, ein Friedhofs-Café, Unterstützung von Wohngruppen für Kinder und Jugendliche oder Schulungen beim Umgang mit Demenz und eine ehrenamtlich betriebene Fahrradwerkstatt: Das sind nur einige Projekte von Hollfeld im Landkreis Bayreuth bis nach Nürnberg, die Menschen auf vielfältige Weise helfen sollen. Finanziert oder teilweise finanziert werden diese von der Joseph-Stiftung. Die Joseph-Stiftung hat im Rahmen Ihres 75-jährigen Jubiläums einen Spendentopf von 50.000 Euro aufgelegt, um der Quartiersarbeit im Raum des Erzbistums Bamberg Geldmittel für vielfältige Projekte zur Verfügung zu stellen.

 

Wertschätzung und Unterstützung

„Durch die Erfahrungen aus der engen Zusammenarbeit mit dem Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg und dem gemeinsamen Wohnmodell ‚In der Heimat wohnen‘ wissen wir um die Bedeutung von Quartiersarbeit für das soziale Miteinander. Ebenso sind uns die Finanzierungsprobleme der Quartiersarbeit bekannt. Deshalb haben wir uns entschieden, zum 75-jährigen Jubiläum 50.000 Euro für diese wertvolle und leider oft unterschätze Aufgabe bereitzustellen. Es geht auch um mehr Aufmerksamkeit für die wichtige Arbeit der unterschiedlichen Standorte, die für die Menschen vor Ort einen echten Mehrwert bieten“, erläutert Dr. Klemens Deinzer, Vorstand der Joseph-Stiftung. Die Joseph-Stiftung unterstützt Quartiersarbeitsstandorte in der ganzen Diözese Bamberg. Unabhängig davon, ob es sich um einen Standort in einer Kooperation mit der Joseph-Stiftung handelt oder nicht.

 

Jeweils 3.200 Euro für 12 Standorte

Aufbauend unter anderem auf den Erfahrungen von „In der Heimat wohnen“ haben sich in der Diözese Bamberg inzwischen 16 Standorte für Quartiersarbeit entwickelt, im großstädtischen und im ländlichen Bereich. Nicht alle davon sind „In der Heimat Wohnen“-Standorte. 12 dieser Standorte haben eine Spende in Höhe von 3200 Euro erhalten. „Der Mehrwert, den Quartiersarbeit für die Stärkung des Quartiers, die Integration von Wohnraum und den Bewohnern und Bewohnerinnen leistet, ist unbestreitbar“, sagt Rochus Münzel, Referent Sozialraumorientierung und Engagementförderung beim Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg. „Für uns setzt die Joseph-Stiftung in ihrem Jubiläumsjahr mit der Förderung dieser Projekte ein Zeichen, dass gutes Wohnen mehr braucht als prestigeträchtige Eintagsfliegen-Projekte und dafür, dass gelingende Quartiersarbeit einen bedeutenden Anteil an einem guten Leben vor Ort leistet“, so Münzel weiter.

 

Unterstützung für innovative Sozialarbeit

Den Verein iso ev, der sich auf innovative Sozialarbeit in der Region Bamberg und Nürnberg spezialisiert hat, unterstützt die Joseph-Stiftung mit insgesamt 11.600 Euro und der kostenfreien Bereitstellung von Räumlichkeiten. Profitieren von dieser Unterstützung werden ein Projekt für Menschen mit Fluchthintergrund zu Integration in den Arbeitsmarkt, eine heilpädagogische Wohngruppe für Kinder und Jugendliche und ein Projekt zur mobilen und ortsunabhängigen Quartiersarbeit.

 

Bedeutung von Quartiersarbeit früh erkannt

Die Wichtigkeit von Quartiersarbeit hat die Joseph-Stiftung schon früh erkannt. Seit 2006 gibt es gemeinsam mit dem Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg das Wohnmodell und Konzept „In der Heimat wohnen“. Gemeinsam entwickelt, liegt die Besonderheit in der engen Zusammenarbeit eines Wohnungsunternehmens und eines Wohlfahrtsverbandes. Immobilienmanagement und soziale Arbeit (Quartiersarbeit) werden zusammen gedacht und umgesetzt. Ziel von „In der Heimat wohnen“ ist es, Menschen, die aufgrund ihrer veränderten Lebensbedingungen in eine barrierefreie Wohnung ein- beziehungsweise umziehen müssen, vor Ort zu integrieren und möglichst lange selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden leben zu können.

 

Was ist Quartiersarbeit?

Quartiersarbeit trägt dafür Sorge, dass Menschen in neuen Lebenssituationen vor Ort gut Fuß fassen, Kontakte aufbauen und ihre Selbstständigkeit erhalten können. Anders als in betreuten Wohnformen betreut Quartiersarbeit nicht die Bewohnerinnen und Bewohner eines Hauses, sondern wirkt im Lebensumfeld des gesamten Quartiers.

 

Finanzierungsprobleme

Trotz des belegbaren Mehrwertes gibt es keine gesetzliche Rahmenfinanzierung oder einen Leistungsanspruch für quartiersbezogene soziale Arbeit. Die Gründe dafür fasst Münzel so zusammen: Vor allem die Kernkompetenz von quartiersbezogener Arbeit, nämlich die Ergebnisoffenheit der Arbeit, macht einen gesetzlichen Förderrahmen schwierig. Denn oft sind Fördergelder an einen engen Maßnahmenplan und konkrete Ergebnisse gekoppelt. Damit steht die Quartiersarbeit mit ihrem auf Stärkung von Selbstverantwortung und Selbstbestimmung basierenden Ansatz, der die Ergebnisse wenig vorhersehbar macht, in einem starken Spannungsfeld zu vielen Fördermöglichkeiten. Die meisten Quartiersstandorte sind deshalb finanziell abhängig von Eigenleistungen der Träger, die wiederum als gemeinnützige Vereine nur über sehr begrenzte Ressourcen verfügen. Andere Finanzierungstöpfe von Quartiersarbeit sind freiwillige Leistungen der Kommunen oder Projekt-Mischfinanzierungen externer Geldgeber. Um als Teil der Strukturen vor Ort wirken zu können, braucht Quartiersarbeit aber Planungssicherheit und damit Zeit und Verlässlichkeit. Die Finanzierungswirklichkeit besteht gegenwärtig fast immer aus einer Mischung.

 

Folgende Projekte werden an verschiedenen Standorten gefördert:

 

Altenkunstadt (Landkreis Lichtenfels)

In Altenkunstadt wird vor Ort ein Rikscha-Projekt unterstützt, bei dem Senioren und Menschen mit Behinderung Ausflüge in die nähere Umgebung ermöglicht werden. Zudem soll ein „Friedhofs-Café“ etabliert werden, das einsamen und trauernden Menschen Kontakt und Austausch bietet. Hierfür stellt die Joseph-Stiftung 3200 Euro zur Verfügung.

 

Bad Staffelstein (Landkreis Lichtenfels)

Senioren haben spezielle Fragen rund um Ihren Alltag oder zu speziellen Themen wie Pflege. Oft fehlt aber durch mangelnde Mobilität oder Unsicherheit im Umgang mit digitalen Informationskanälen der Zugang zu Information und Beratung. Hier setzt der Quartiersstützpunkt in Bad Staffelstein mit einem mobilen Beratungsangebot in den Ortsteilen an. Die Joseph-Stiftung unterstützt das Projekt mit 3200 Euro.

 

Bamberg Südwest (Stadt Bamberg)

Im Bamberger Stadtteil Südwest werden mehrere Projekte mit 3200 Euro unterstützt. Dazu zählt eine Werkstatt für Fahrräder, die durch Ehrenamtliche betrieben wird. Sprachkurse für Deutsch und Kosten für zusätzliches Personal.

 

Bamberg

Für das Programm „Aktiv“ von iso ev stellt die Joseph-Stiftung kostenfrei Räumlichkeiten im Haus in Bamberg-Gaustadt zur Verfügung. Bei diesem Programm steht die Vermittlung der Teilnehmenden in eine langfristige Beschäftigung sowie die Begleitung während der Beschäftigung im Fokus. Die vom Jobcenter vermittelten Frauen und Männer mit Fluchthintergrund oder schwer zu erreichende junge Menschen bis 25 erhalten umfangreiche und individuelle Unterstützung von Sozialpädagoginnen mit dem Ziel der Integration in den Arbeitsmarkt

 

Bamberg

Mit 5000 Euro unterstützt die Joseph-Stiftung die Anschaffung von speziellen Lastenrädern durch iso ev, die als mobiles Quartierszentrum dienen. Hintergrund des Konzeptes ist ein moderner und ortsunabhängiger Ansatz von Quartiersarbeit. Gerade nach und während der Coronapandemie sind gesellschaftliche Risse und Lücken entstanden, die es mithilfe gezielter Sozialer Arbeit wieder zu schließen gilt. Mit dem mobilen Quartierszentrum sollen dezentrale Angebote der Informationsarbeit, Kinder- und Jugendarbeit und des bürgerschaftlichen Engagements flexibel an verschiedenen Orten stattfinden. Durch ein Verleihsystem können die Ausstattungsgegenstände auch von Vereinen, Initiativen und Gruppierungen zur eigenen Ehrenamtsförderung genutzt werden.

 

Creidlitz (Stadt Coburg)

Vielfältige Nutzergruppen wie etwa ein Bürgercafé oder eine Krabbelgruppe benötigen eine entsprechende Ausstattung. Um hier allen Anforderungen gerecht zu werden, will der Quartiersstützpunkt neben speziellem Mobiliar auch viele kleinere Sachgegenstände anschaffen und verschiedene kleinere Aktion begleiten. Hier unterstützt die Joseph-Stiftung mit 3200 Euro.

 

Forchheim (Stadt Forchheim)

Bei der Mehrgenerationen-Begegnungsstätte „Am Walberla“ sollen der Innenhof und der Vorplatz gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern gestaltet werden. Dazu werden benötigte Sitzgelegenheiten, Geräte, Pflanzen und Ähnliches von der Joseph-Stiftung mit 3.200 Euro mitfinanziert.

 

Forchheim und Trunstadt

Mit 6.660 Euro unterstützt die Joseph-Stiftung das Projekt „CrossOver“. Hinter dem Begriff verbergen sich bei iso ev heilpädagogische Wohngruppen für Kinder und Jugendliche zwischen 7 und 16 Jahren, die längerfristig nicht mehr bei ihren Familien leben können. In den Häusern in Trunstadt und Forchheim können bis zu acht junge Menschen wohnen. Die Hilfe verfolgt immer das Ziel der Rückführung in die Herkunftsfamilie mit der Perspektive einer fortwährenden Integration in die Gesellschaft.

 

Fürth (Stadt Fürth)

Es soll vor Ort eine Wohnwerkstatt etabliert werden. Dabei sollen sich junge und ältere Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils treffen können, um über die Gestaltung Ihres Stadtraums zu beraten und dies umzusetzen. Dafür wird multifunktionales Mobiliar benötigt, dessen Anschaffung die Joseph-Stiftung mit 3.200 Euro unterstützt.

 

Hersbruck (Landkreis Nürnberger Land)

Das Sebastian Fackelmann Haus ist wichtiger Anlaufpunkt für verschiedene Menschen im Quartier. Gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie Nachbarn soll außen sichtbar werden, was drinnen stattfindet. Dafür wird unter anderem die Mauer vor dem Haus entsprechend umgestaltet. Auch bewegliche Elemente im Außenbereich und verschiedene Banner sollen nach außen wirken. Die Joseph-Stiftung unterstützt das Projekt mit 3.200 Euro.

 

Hollfeld (Landkreis Bayreuth)

Wie an vielen Orten hat die Corona-Pandemie auch hier den sozialen Austausch stark eingeschränkt. Deshalb soll es spezielle Kinonachmittage für Seniorinnen und Senioren geben, die durch ein Jugendprojekt organisiert werden. In Kombination mit einem Fahrservice sollen so möglichst viele Menschen die Möglichkeit zur Teilhabe bekommen. Junge und alte Menschen sollen so die Gelegenheit zum Austausch erhalten. Hier unterstützt die Joseph-Stiftung mit 3.200 Euro.

 

Lauf an der Pegnitz (Landkreis Nürnberger Land)
Das „grüne Haus“ in Lauf an der Pegnitz will in verschiedenen kleineren Projekten Menschen miteinander vernetzen und die Würde des Einzelnen stärken. Dafür sollen unter anderem Lebensmittelregale für Menschen in finanziellen Notlagen geschaffen werden und Personen im Alltag begleitet und unterstützt werden. Hier unterstützt die Joseph-Stiftung mit 3.200 Euro. 

 

Nürnberg (Nordstadt)

Mit dem Projekt „Andere Zeiten“ will die Caritas-Sozialstation und Tagespflege in Nürnberg Nord in gewisser Weise die gesellschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie aufarbeiten. Die psychische Gesundheit der Menschen vor Ort fördern und einen bewussteren Umgang mit Arbeit und Alltag unterstützen. Greifbar soll dies unter anderem durch einen umgebauten Verteilerkasten werden. Hier unterstützt die Joseph-Stiftung mit 3.200 Euro. 

 

Teuschnitz/Steinwiesen (Landkreis Kronach)

Die beiden Quartiersstützpunkte im Landkreis Kronach wollen gemeinsam etwas für Menschen unternehmen, die im näheren Umfeld von Demenz betroffen sind. An mehreren Terminen wird es eine „Demenz-Sprechstunde“ für alle Fragen rund um dieses Thema geben. Hier unterstützt die Joseph-Stiftung mit 6.400 Euro.

Eine Jubiläums-Webseite informiert mit 75 spannenden Geschichten über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Joseph-Stiftung: https://75-jahre.joseph-stiftung.de/