Die Ern­te beginnt – Fang­fri­sche Karp­fen aus Oberfranken

Gut abgewachsene, dreijährige Karpfen © Alexander Krappmann
Gut abgewachsene, dreijährige Karpfen © Alexander Krappmann

Es ist wie­der soweit – mit Beginn des Sep­tem­bers ern­ten die Teich­wir­te in Ober­fran­ken wie­der fang­fri­sche Karp­fen aus den hei­mi­schen Tei­chen. Dabei ist die Sai­son in den Karp­fen­re­gio­nen in Ober­fran­ken ganz unter­schied­lich verlaufen.

„Unse­re Teich­wir­te pro­du­zie­ren mit dem hei­mi­schen Karp­fen ein beson­ders hoch­wer­ti­ges Nah­rungs­mit­tel, regio­nal und natur­nah“, so Bezirks­tags­prä­si­dent Hen­ry Schramm, „zusätz­lich prä­gen die Tei­che unse­re ober­frän­ki­sche Kul­tur­land­schaft und sind wich­ti­ge Bio­to­pe für vie­le hei­mi­sche Tier- und Pflan­zen­ar­ten. Mein beson­de­rer Dank gilt allen Teich­wir­ten, die trotzt wid­ri­ger Rah­men­be­din­gun­gen uns wei­ter­hin mit hei­mi­schen Fisch ver­sor­gen und mit ihrer Arbeit an den Tei­chen auch einen wert­vol­len Bei­trag für den Natur- und Land­schafts­haus­halt leisten.“

Im August wurde im Rahmen der Haider Teichgespräche ein Qualitätscheck an den Karpfenteichen durchgeführt: mit dabei (v.li.): Umweltminister Thorsten Glauber, Fachberater für Fischerei, Dr. Thomas Speierl und Bezirkstagspräsident Henry Schramm.

Im August wur­de im Rah­men der Hai­der Teich­ge­sprä­che ein Qua­li­täts­check an den Karp­fen­tei­chen durch­ge­führt: mit dabei (v.li.): Umwelt­mi­ni­ster Thor­sten Glau­ber, Fach­be­ra­ter für Fische­rei, Dr. Tho­mas Spei­erl und Bezirks­tags­prä­si­dent Hen­ry Schramm.

In die­sem Jahr gab es im Ver­gleich zu den Vor­jah­ren aus­rei­chend Nie­der­schlä­ge und meist war­me Tem­pe­ra­tu­ren, so dass die Tei­che weit­ge­hend gut besetzt wer­den konn­ten, wenn aus­rei­chend Satz­fi­sche zur Ver­fü­gung stan­den. Nach ersten Rück­mel­dun­gen aus den ver­schie­de­nen Karp­fen­re­gio­nen in Ober­fran­ken ist die Sai­son jedoch teil­wei­se unter­schied­lich ver­lau­fen. Wäh­rend die Karp­fen im Aisch­grund und im Bam­ber­ger Raum gut abge­wach­sen sind und auf Not­ab­fi­schun­gen dank der regen­rei­chen Mona­te Juli und August weit­ge­hend ver­zich­tet wer­den konn­te, brau­chen die Karp­fen im Lich­ten­fel­ser Raum noch etwas Zeit, um das gewünsch­te Ver­mark­tungs­ge­wicht zu erhalten.

„Mit den vie­len Som­mer­re­gen waren die Näch­te in den letz­ten Wochen schon zu kalt, so dass die Fische kaum gefres­sen haben. Die feh­len­den 100 – 200g bekom­men die Karp­fen in den näch­sten Wochen aber noch auf die Grä­ten“, so Alex­an­der Krapp­mann von der Fisch­zucht See­hof bei Lich­ten­fels. Ihn trei­ben jedoch noch ganz ande­re Pro­ble­me um, denn sei­ne gro­ßen Tei­che sind mitt­ler­wei­le per­ma­nent vom Fisch­ot­ter besie­delt. Die jähr­li­chen Erträ­ge sind um 2/3 zurück­ge­gan­gen. „Es feh­len nicht nur die Fische. An die­sen Tei­chen herrscht mitt­ler­wei­le eine Gra­bes­stil­le, denn auch die Was­ser­vö­gel sind weg. Vie­le wis­sen nicht, dass der Fisch­ot­ter auch Gele­ge und Jung­vö­gel und natür­lich alle Arten von Frö­schen nicht ver­schmä­hen“, erklärt Krappmann.

Extre­mer stellt sich die Situa­ti­on nur noch im Wun­sied­ler Becken dar, dem tra­di­tio­nel­len Teich­ge­biet im Fich­tel­ge­bir­ge. „Wir hät­ten die­ses Jahr in unse­rer Regi­on sehr gün­sti­ge Bedin­gun­gen für den Karp­fen gehabt“, erläu­tert Dr. Peter Tho­ma, Vor­sit­zen­der der Teich­ge­nos­sen­schaft Ober­fran­ken. „In vie­len Tei­chen hat der Fisch­ot­ter jedoch schon vor­her abge­fischt und vie­le Teich­wir­te bekla­gen die wei­ter­hin hohen Ver­lu­ste. Selbst ein­jäh­ri­ge Karp­fen mit etwa 100 g wer­den schon gefres­sen“, so Tho­ma. Daher gäben mitt­ler­wei­le vie­le Teich­wir­te ihre Bewirt­schaf­tung auf, was sich auch in den rück­läu­fi­gen Mit­glie­der­zah­len der Teich­ge­nos­sen­schaft deut­lich zeige.

So sorgt der Fisch­ot­ter wei­ter­hin in der Teich­wirt­schaft für Sor­gen­fal­ten. Die Staats­re­gie­rung hat vor kur­zem die recht­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen geschaf­fen, um ihn in man­chen Regio­nen auch ent­neh­men zu kön­nen: in Nie­der­bay­ern und der Ober­pfalz ist dies bereits mög­lich, für Ober­fran­ken feh­len noch die aktu­el­len Bestands­zah­len, denn trotz Ent­nah­men soll der Erhal­tungs­zu­stand des Fisch­ot­ters gewährt blei­ben. „Nach aktu­el­ler Aus­kunft des Staats­mi­ni­ste­ri­ums für Ernäh­rung Land­wirt­schaft und For­sten rech­nen wir bis Ende des Jah­res mit einem Bestands­über­blick für Ober­fran­ken“ so Dr. Tho­mas Spei­erl von der Fach­be­ra­tung für Fische­rei beim Bezirk Oberfranken.

„Wenn unse­re Teich­wir­te ihre Tei­che auf­ge­ben, hat dies dra­ma­ti­sche Kon­se­quen­zen. Dadurch gibt es nicht nur weni­ger Satz- und Spei­se­fi­sche auch die Arten­viel­falt lei­det dar­un­ter, denn Tei­che sind ein Lebens­raum für vie­le bedroh­te Tier­ar­ten“, so Bezirks­tags­prä­si­dent Hen­ry Schramm. „Daher wer­den wir beim Bezirk Ober­fran­ken zusam­men mit den Ver­bän­den alles tun, um unse­re Teich­wirt­schaft zu schüt­zen und zu erhal­ten“, bekräf­tig­te der Bezirkstagspräsident.

Trotz der her­vor­ra­gen­den Wachs­tums­be­din­gun­gen rech­nen die Fische­rei­ex­per­ten bay­ern­weit mit einer deut­lich unter­durch­schnitt­li­chen Ern­te an Spei­se­karp­fen. Sie dürf­te bei ledig­lich 4.000 bis 4.800 Ton­nen lie­gen. Eine wesent­li­che Ursa­che dafür sind die hohen Ver­lu­ste durch fisch­fres­sen­de Wild­tie­re wie Fisch­ot­ter, Kor­mo­ran und Rei­her. Bay­ern ist Deutsch­lands größ­tes Karp­fen-Erzeu­ger­land. Schwer­punkt der baye­ri­schen Karp­fen­er­zeu­gung sind Mit­tel­fran­ken und die Ober­pfalz. Jeweils über ein Drit­tel der Karp­fen stam­men von dort, etwa fünf­zehn Pro­zent aus Ober­fran­ken. Nach Ein­schät­zung der Teich­ge­nos­sen­schaft Ober­fran­ken und der Fach­be­ra­tung für Fische­rei wird die dies­jäh­ri­ge Karp­fen­ern­te in Ober­fran­ken nur etwa 600 – 700 Ton­nen betra­gen. Von den in der Ver­gan­gen­heit regel­mä­ßig erziel­ten 900 bis 1.100 Ton­nen liegt man mitt­ler­wei­le weit entfernt.