IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth: Die Rah­men­be­din­gun­gen für die ober­frän­ki­sche Indu­strie ver­schlech­tern sich zusehends

Ober­frän­ki­sche Indu­strie unter Druck

IHK-Prä­si­dent Dr. Waas­ner: Ver­liert Indu­strie­stand­ort Ober­fran­ken den Anschluss?

Die Rah­men­be­din­gun­gen für die ober­frän­ki­sche Indu­strie ver­schlech­tern sich zuse­hends, die Her­aus­for­de­run­gen neh­men zu, stellt die IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth bei einer Ana­ly­se der Indu­strie­um­sät­ze im ersten Halb­jahr 2023 fest.

IHK für Oberfranken Bayreuth: Die Rahmenbedingungen für die oberfränkische Industrie verschlechtern sich zusehends August 2023

Dr. Micha­el Waas­ner. Foto: Och­sen­pho­to – Thor­sten Ochs

„Zwar stieg der Umsatz im Ver­ar­bei­ten­den Gewer­be gegen­über dem ersten Halb­jahr 2022 um 7,5 Pro­zent, setzt man dem aber die Infla­ti­ons­ra­te von rund 6,4 Pro­zent ent­ge­gen, bleibt nicht viel mehr als ein Infla­ti­ons­aus­gleich übrig“, macht Dr. Micha­el Waas­ner deut­lich, Prä­si­dent der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth. Ganz anders die Situa­ti­on in Bay­ern, wo der Umsatz um 19,3 Pro­zent stieg. Nur in Schwa­ben lag der Umsatz­zu­wachs unter dem ober­frän­ki­schen Vergleichswert.

Die Umsatz­ent­wick­lung ver­lief dabei von Bran­che zu Bran­che sehr unter­schied­lich. Auf der einen Sei­te ver­zeich­ne­ten die Kfz-Her­stel­ler (+22 Pro­zent, aller­dings aus­ge­hend von einem schwa­chen Vor­jah­res­er­geb­nis), die Her­stel­ler von Beklei­dung, von opti­schen Erzeug­nis­sen, der Maschi­nen­bau sowie die Nah­rungs­mit­tel- und Geträn­ke­her­stel­ler zwei­stel­li­ge Zuwachs­ra­ten. Auf der ande­ren Sei­te muss­ten vor allem Drucke­rei­en und Möbel­her­stel­ler Umsatz­rück­gän­ge im zwei­stel­li­gen Bereich verkraften.

IHK für Oberfranken Bayreuth: Die Rahmenbedingungen für die oberfränkische Industrie verschlechtern sich zusehends August 2023

Mal­te Tie­de­mann. Foto: Och­sen­pho­to – Thor­sten Ochs

Schwa­ches Inlandsgeschäft

Ver­ant­wort­lich für die ver­hal­ten­de Umsatz­ent­wick­lung im ersten Halb­jahr ist vor allem das Inlands­ge­schäft mit einem Plus von nur 4,9 Pro­zent gegen­über dem Vor­jahr. „Wir ver­zeich­nen schon seit Beginn der Coro­na-Pan­de­mie eine unter­durch­schnitt­li­che Ent­wick­lung des Inlands­um­sat­zes. Wachs­tum wur­de zuletzt, wie in allen Teil­re­gio­nen Deutsch­lands, vor allem im Aus­land gene­riert“, so Kon­junk­tur­re­fe­rent Mal­te Tiedemann.

Hin­zu kommt, dass Ober­fran­ken der ein­zi­ge Regie­rungs­be­zirk Bay­erns ist mit einem Null­wachs­tum bei der Beschäf­tig­ten­ent­wick­lung im Ver­ar­bei­ten­den Gewerbe.

IHK für Oberfranken Bayreuth: Die Rahmenbedingungen für die oberfränkische Industrie verschlechtern sich zusehends August 2023

Wolf­ram Brehm. Foto: Och­sen­pho­to – Thor­sten Ochs

„Das ist besorg­nis­er­re­gend, arbei­tet in Ober­fran­ken ein doch weit über­durch­schnitt­li­cher Anteil der Beschäf­tig­ten im Ver­ar­bei­ten­den Gewer­be“, so Wolf­ram Brehm, Haupt­ge­schäfts­füh­rer der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth. Das bran­chen­mä­ßig breit auf­ge­stell­te Ver­ar­bei­ten­de Gewer­be ließ Ober­fran­ken in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten Kri­sen gut über­ste­hen und lie­fer­te für spä­te­re Auf­schwung­pha­sen eine gute Ausgangsposition.

Gefähr­li­che Gemenge­la­ge: Wirt­schaft braucht Handlungsspielräume

Aktu­ell herrscht eine gefähr­li­che Gemenge­la­ge aus schwä­cheln­der Inlands­nach­fra­ge, schlech­ten Markt­aus­sich­ten in Chi­na und ande­ren Län­dern, einem wach­sen­den Pro­tek­tio­nis­mus, wei­ter­hin hohen Prei­sen und die Not­wen­dig­keit, in eine betrieb­li­che Kli­ma­neu­tra­li­tät zu inve­stie­ren. „Eine effi­zi­en­te und digi­tal auf­ge­stell­te Ver­wal­tung ist ohne Zwei­fel eine der Stell­schrau­ben, die der Wirt­schaft schnell Hand­lungs­spiel­räu­me ver­schaf­fen wür­de: Ein Kon­junk­tur­pro­gramm, das den Staat nur wenig kostet mit dem posi­ti­ven Neben­ef­fekt, dass auch die öffent­li­che Ver­wal­tung selbst ent­la­stet wird“, ist sich Dr. Waas­ner sicher.

Ein Abbau der Büro­kra­tie, etwa durch weni­ger Berichts- und Doku­men­ta­ti­ons­pflich­ten oder den kon­se­quen­ten Aus­bau digi­ta­ler Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ka­nä­le, wür­de viel bewir­ken. „Regeln sind wich­tig und rich­tig, eine Über­prü­fung ihrer Ein­hal­tung not­wen­dig. Aber mit etwas weni­ger Amts­schim­mel, dafür mehr Effi­zi­enz, wäre unse­ren Unter­neh­me­rin­nen und Unter­neh­mern sehr gehol­fen“, so Brehm. Die IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth sam­melt des­halb über ihren IHK-Büro­kra­tie­mel­der wei­ter­hin posi­ti­ve und nega­ti­ve Bei­spie­le der Unter­neh­men, um der Poli­tik kon­kre­te Vor­schlä­ge für eine effi­zi­en­te­re und unter­neh­mens­freund­li­che­re Ver­wal­tung machen zu können.