Hel­fer auf vier Pfo­ten – The­ra­pie­hun­de im Bezirks­kli­ni­kum Ober­main und Bezirks­kli­nik Hochstadt

Freuen sich, dass ihre Hunde bei den Patienten so gut ankommen: Nicole Schön mit Dino (links) und Anna-Lena Rosenzweig mit Nala (rechts). Foto: Privat
Freuen sich, dass ihre Hunde bei den Patienten so gut ankommen: Nicole Schön mit Dino (links) und Anna-Lena Rosenzweig mit Nala (rechts). Foto: Privat

Sie hei­ßen Teo, Nala und Dino, sind aus­ge­bil­de­te The­ra­pie­hun­de und gehö­ren erst seit weni­gen Mona­ten zum Per­so­nal­stamm der Gesund­heits­ein­rich­tun­gen des Bezirks Ober­fran­ken: Teo hat sei­ne Arbeits­ein­sät­ze in der Bezirks­kli­nik Hoch­stadt, Nala und Dino im Bezirks­kli­ni­kum Ober­main. Als The­ra­pie­hun­de haben sie eine Spe­zi­al­aus­bil­dung erhal­ten, die aus zahl­rei­chen Modu­len besteht und die sie auf den Kon­takt mit psy­chisch kran­ken Pati­en­ten vor­be­rei­tet hat. Dabei hat­ten alle drei auch ihre cha­rak­ter­li­che Eig­nung in einem Wesens­test nach­zu­wei­sen. Denn wer als Hund in der tier­ge­stütz­ten The­ra­pie arbei­ten will, muss einen ruhi­gen, gedul­di­gen und gut­mü­ti­gen Grund­cha­rak­ter mit­brin­gen und ger­ne mit Men­schen zusam­men sein.

Für ihre Hal­te­rin­nen war es Lie­be auf den ersten Blick, als sie ihre Hun­de das erste Mal ken­nen­ge­lernt haben. Nico­le Schön ent­schied sich für den lang­bei­ni­gen Dino, einen Hund aus dem grie­chi­schen Tier­schutz, Anna-Lena Rosen­zweig und Ali­sa Mül­ler ver­lo­ren ihr Herz an Nala und Teo, die bereits als Hun­de­wel­pen zu ihren Frau­chen kamen. Bei­de sind rein­ras­si­ge Labra­dor­hun­de. Allen drei Hun­den ist das gemein­sam, wodurch sich auch ihre Hal­te­rin­nen aus­zeich­nen: Sie haben ein Herz für ihre Mit­men­schen. Nico­le Schön lei­tet pfle­ge­risch die psych­ia­tri­schen Tages­kli­ni­ken des Bezirks­kli­ni­kums Ober­main in Kut­zen­berg, Kro­nach und Coburg, Anna-Lena Rosen­zweig ist in der Wei­ter­bil­dung der psych­ia­tri­schen Fach­pfle­ge und Ali­sa Mül­ler arbei­tet als Ergo­the­ra­peu­tin in der Bezirks­kli­nik Hoch­stadt, einem auf Abhän­gig­keits­er­kran­kun­gen spe­zia­li­sier­ten Therapiezentrum.

„Der Umgang mit frem­den Per­so­nen und mit Men­schen, die Hilfs­mit­tel wie Roll­stuhl, Rol­la­tor oder Geh­hil­fen ver­wen­den, ist ein Schwer­punkt in der The­ra­pie­hun­de­aus­bil­dung“, erläu­tert Anna-Lena-Rosen­zweig. „Dabei wer­den sie auch künst­li­chen Stress-Situa­tio­nen aus­ge­setzt und ent­spre­chen­de Lern­pro­zes­se im Hund aus­ge­löst“, ergänzt Nico­le Schön. Zuhau­se bear­bei­te­ten sie dann mit ihren Hun­den Haus­auf­ga­ben und übten Ver­hal­tens­mu­ster ein, die einen Hund zum The­ra­pie­hund machen. So war es auch beim Labra­dor­rü­den Teo, des­sen sta­bi­ler und robu­ster Grund­cha­rak­ter sich auf die­se Wei­se noch wei­ter festig­te. Ali­sa Mül­ler erklärt: „Unse­re Pati­en­ten freu­en sich und sind teil­wei­se fast eupho­risch, wenn sie mit einem The­ra­pie­hund zusam­men sein dür­fen. Es ist dabei wich­tig, dass der Hund schritt­wei­se und wohl­do­siert an sei­nen The­ra­pie­ein­satz her­an­ge­führt wird und auch die not­wen­di­gen Ruhe­pha­sen hat.“ Bis­her habe sie es nur ein­mal erlebt, dass ein Pati­ent auf­grund eige­ner leid­vol­ler Vor­er­fah­run­gen und bio­gra­fi­scher Erleb­nis­se kei­nen Kon­takt zu Teo woll­te. Aller­dings ist das die gro­ße Ausnahme.

Sobald Nala, Dino und Teo in the­ra­peu­ti­schen Ein­zel- oder Grup­pen­sit­zun­gen ein­ge­bun­den sind, reicht oft bereits ihre Prä­senz im Raum aus, um eine posi­ti­ve Wir­kung beim Pati­en­ten zu erzie­len. Und erst recht die Kon­takt­auf­nah­me zwi­schen Mensch und Tier, das Strei­cheln des Hun­des, das Ein­üben von Tricks wie Pföt­chen geben oder gemein­sa­me Spa­zier­gän­ge haben wei­te­re nach­ge­wie­se­ne the­ra­peu­ti­schen Effek­te. Und davon gibt es eine gan­ze Men­ge: Zie­le sind in allen Sit­zun­gen die Stär­kung des Selbst­wert­ge­fühls der Pati­en­ten in der Psych­ia­trie und Psy­cho­the­ra­pie, die psy­chi­sche Auf­hel­lung des All­ge­mein­zu­stan­des, der Abbau von Äng­sten und Ein­sam­keit sowie die Befrie­di­gung der Bedürf­nis­se nach Zuwen­dung, Nähe oder Gebor­gen­heit. Aber auch kogni­ti­ve und sozia­le Ele­men­te, wie etwa die Akti­vie­rung des Gedächt­nis­ses, die För­de­rung der sprach­li­chen Fähig­kei­ten, das Erler­nen von sozia­len Ver­hal­tens­wei­sen wie Ver­ant­wor­tung, Rück­sicht­nah­me und Zuver­läs­sig­keit oder die För­de­rung von sozia­len Kon­tak­ten wer­den durch den Ein­satz des The­ra­pie­hun­des trai­niert. Schließ­lich wer­den moto­ri­sche Fähig­kei­ten mobi­li­siert, die kör­per­li­che Wahr­neh­mung ver­bes­sert und die Bewe­gungs­fä­hig­keit ange­regt. Alle drei Hun­de arbei­ten in The­ra­pie­be­gleit­hun­de-Teams. Denn der Hund allei­ne ersetzt kei­nen The­ra­peu­ten; die Bezie­hungs- und Pro­zess­ge­stal­tung fin­det immer im Bezie­hungs­drei­eck Pati­ent – Tier – Bezugs­per­son statt.

Wenn Pati­en­ten mit Nala, Dino und Teo Gas­si gehen wol­len, tun sie dies nicht allei­ne. Immer ist die Hal­te­rin als Bezugs­per­son dabei. Aus Für­sor­ge für den eige­nen Hund und aus Für­sor­ge für den Pati­en­ten. Und natür­lich ist es wich­tig, die Bedürf­nis­se des Hun­des zu berück­sich­ti­gen, näm­lich Ein­sät­ze ange­mes­sen zu dosie­ren und Ruhe­zei­ten aus­ge­wo­gen ein­zu­tak­ten. „Unse­re The­ra­pie­hun­de haben ihre Schutz­zei­ten und Rück­zugs­räu­me. Und natür­lich auch begrenz­te Ein­satz­zei­ten, denn Arbeit macht auch müde. Dar­auf legen wir gro­ßen Wert“, stel­len Anna-Lena-Rosen­zweig, Nico­le Schön und Ali­sa Mül­ler fest. Und wenn eine Pati­en­tin mit einer Hun­de­angst­stö­rung sich dann in die Grup­pen­sit­zung wagt, Labrador­dame Nala beob­ach­tet und sich sogar für die näch­ste Sit­zungs­run­de anmel­det, sind das die klei­nen Schrit­te auf dem Weg zur Krank­heits­be­wäl­ti­gung und zu mehr Lebens­qua­li­tät. Teo, Dino und Nala bewer­ten den kran­ken Men­schen nicht. Sie neh­men ihn so an wie er ist und sor­gen auf die­se Wei­se dafür, dass eine Bezie­hung ent­steht und sich Pati­en­ten öff­nen. Und damit hel­fen Teo, Dino und Nala psy­chisch kran­ken Men­schen, sich selbst und das Leben unter einem ande­ren, näm­lich einem posi­ti­ven Blick­win­kel zu betrachten.

Aus­ge­wählt, aus­ge­bil­det und geprüft, dazu bestens geführt, auf ihre Auf­ga­ben vor­be­rei­tet und regel­mä­ßig gesund­heit­lich durch­ge­checkt: So kön­nen alle Pati­en­ten in Hoch­stadt und Kut­zen­berg sicher sein, dass ihnen die The­ra­pie­hun­de Dino, Nala und Teo rund­um gut tun.