Kli­ma­ent­scheid Bay­reuth lud zur Podiumsdiskussion

Symbol Bild Green Deal

Pres­se­mit­tei­lung des Kli­ma­ent­scheid Bayreuth:

Der Kli­ma­ent­scheid Bay­reuth hat anläss­lich der Land­tags­wah­len im Okto­ber zur Podi­ums­dis­kus­si­on ein­ge­la­den: Es herrscht zwar all­ge­mei­ner Kon­sens über die Dring­lich­keit von Kli­ma­schutz­maß­nah­men, jedoch Unei­nig­keit über das Wie.

Am Abend des 02.08.2023, am Tag der glo­ba­len Erd­über­la­stung, fand im Ham­mer­städ­ter Hof eine Podi­ums­dis­kus­si­on mit den Landtagskandidat*innen der dies­jäh­ri­gen bay­ri­schen Land­tags­wahl statt. Als Gäste waren Tim Par­gent (Grü­ne), Halil Tas­de­len (SPD), Ste­fan Früh­bei­ßer (Freie Wäh­ler), Lui­se Fun­ke-Bar­jak (FDP), Franc Dierl (CSU), sowie Rene Lie­ber­mann (Lin­ke) ver­tre­ten. An der Dis­kus­si­on nahm außer­dem Vik­to­ria Gaul als Stell­ver­tre­te­rin für den Kli­ma­ent­scheid und Stim­me einer jün­ge­ren Gene­ra­ti­on teil.

Als Mode­ra­tor ver­deut­lich­te Prof. Dr. Mios­ga in sei­ner Ein­lei­tung, die Dra­ma­tik und Aktua­li­tät des Kli­ma­wan­dels. Die über­ge­ord­ne­te Fra­ge des Abends lau­te­te: Was kann auf kom­mu­na­ler und Län­der­ebe­ne gegen die Kli­ma­kri­se getan werden?

Früh kri­stal­li­sier­te sich her­aus: Die Kandidat*innen der CSU und FDP set­zen im Kampf gegen die Kli­ma­kri­se vor allem auf Tech­no­lo­gie­of­fen­heit und Inve­sti­tio­nen in der Wis­sen­schaft, wel­che wie­der­um tech­ni­schen Fort­schritt brin­gen soll. Vor allem Frau Fun­ke-Bar­jak spricht sich gegen eine „Ver­bots­po­li­tik“ aus. Herr Früh­bei­ßer von den Frei­en Wäh­lern hebt die Not­wen­dig­keit der Zusam­men­ar­beit zwi­schen länd­li­chem und städ­ti­schem Raum her­vor, und wünscht sich mehr Mög­lich­kei­ten zur Selbst­be­stim­mung auf kom­mu­na­ler Ebe­ne, um die erneu­er­ba­re Ener­gie­ge­win­nung effi­zi­ent gestal­ten zu kön­nen. Herr Tas­de­len betont die Wich­tig­keit der poli­tisch gesetz­ten Rah­men­be­din­gun­gen und die Not­wen­dig­keit von Ein­wan­de­rung, um dem Fach­kräf­te­man­gel ent­ge­gen­wir­ken zu kön­nen, sowie auf inten­si­ve Kom­mu­ni­ka­ti­on mit den Bürger*innen. Denn man ist sich einig: „Es müs­sen alle abge­holt wer­den.“ Herr Lie­ber­mann und Herr Par­gent beto­nen bei­de wie wich­tig es ist jetzt schnell ins Han­deln zu kom­men und plä­die­ren neben stark ver­gün­stig­tem öffent­li­chem Per­so­nen­nah­ver­kehr für einen mas­si­ven Aus­bau der erneu­er­ba­ren Ener­gien. Wäh­rend sich Erste­rer sich für des­sen Finan­zie­rung durch eine höhe­re Unter­neh­mens­be­steue­rung von Fir­men wie Apple ein­setzt, stellt der Kan­di­dat der Grü­nen klar, dass Res­sour­cen­ver­brauch gene­rell zu wenig besteu­ert werde.

Nach der ersten Run­de, in der die Fra­gen vom Mode­ra­tor gestellt wur­den, herrscht Einig­keit sowohl bei der Fra­ge der Dring­lich­keit als auch bei der Pro­ble­ma­tik der unzu­rei­chen­den Finan­zie­rung in den Kom­mu­nen. All­ge­mei­ner Kon­sens besteht dar­in, dass Kli­ma­schutz zur kom­mu­na­len Pflicht­auf­ga­be gemacht wer­den müs­se, um das Finan­zie­rungs­pro­blem zu lösen, sowie bezüg­lich der not­wen­di­gen stär­ke­ren Zusam­men­ar­beit zwi­schen Bund und Län­dern. Für Dis­kus­si­ons­stoff dage­gen sorg­te die Fra­ge, inwie­fern tech­ni­sche Inno­va­tio­nen die Lösung für die Kli­ma­kri­se sein können.

Gegen­über der Kan­di­da­tin der FDP stellt Frau Gaul klar: tech­ni­scher Fort­schritt, vor allem im Bereich Was­ser­stoff rei­che 2023 nicht mehr aus, um Kli­ma­neu­tra­li­tät recht­zei­tig zu errei­chen. Viel­mehr müs­se Ener­gie ein­ge­spart und mög­lichst schnell aus erneu­er­ba­ren Quel­len gewon­nen wer­den. Was­ser­stoff soll­te dabei eher für die Indu­strie als für Pri­vat­per­so­nen genutzt werden.

Eben­so dis­ku­tiert wur­de im Zusam­men­hang von sozia­ler Gerech­tig­keit das Gebäu­de­en­er­gie­ge­setz. Durch die­ses sei­en, argu­men­tiert Tas­de­len gro­ße finan­zi­el­le Ver­un­si­che­run­gen inner­halb der Bevöl­ke­rung auf­ge­tre­ten, da sich höhe­re Ener­gie­prei­se sofort auf öko­no­misch schwä­che­re Haus­hal­te aus­wir­ken. Dage­gen müs­se man laut Lie­ber­mann mit einer Preis­decke­lung vorgehen.

Im Ver­lauf der offe­nen Dis­kus­si­ons­run­de wird vom Publi­kum nicht nur der poli­ti­sche Opti­mis­mus bezüg­lich Tech­no­lo­gie­of­fen­heit als Lösungs­weg kri­ti­siert, son­dern auch die man­geln­den Maß­nah­men für kli­ma­freund­li­che Mobi­li­tät. Außer­dem wur­den der Fach­kräf­te­man­gel, der Aus­bau der Fahr­rad­in­fra­struk­tur, und gesell­schaft­li­che Umver­tei­lung the­ma­ti­siert, eben­so wie das Pro­blem der feh­len­den poli­ti­schen Ent­schlos­sen­heit kon­kre­te Maß­nah­men zu ergrei­fen. Gene­rel­le Hür­den in Bezug auf die­se Punk­te lie­gen bei den Inter­es­sen­kon­flik­ten zwi­schen Bürger*innen, einem zu hohen büro­kra­ti­schen Auf­wand, man­geln­der finan­zi­el­len Unter­stüt­zung der Kom­mu­nen, sowie feh­len­der Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen poli­ti­schen Ebenen.

Für die Ant­wort auf die Fra­ge, ob Kli­ma­ent­scheid­mit­glied Vik­to­ria Gaul nach die­ser Dis­kus­si­on Ver­trau­en in die eta­blier­ten Par­tei­en im Kampf gegen die Kli­ma­kri­se hat, muss sie eine Wei­le über­le­gen. Zunächst hebt sie posi­tiv her­vor, dass die Dring­lich­keit des Han­delns von allen anwe­sen­den Par­tei­en aner­kannt wird. Aller­dings betont sie wie kom­plex sich das The­ma Kli­ma­kri­se gestal­tet, weil „ver­schie­de­ne gesell­schaft­li­che Kräf­te an den Par­tei­en zie­hen“. Ihr feh­len Visio­nen der Poli­tik für ein tief­grei­fen­des Umden­ken in der Gesell­schaft, denn das sei es, was wir im Kampf gegen die Kli­ma­kri­se brauchen.