„Grals­glocken-Kla­vier“ in der Hal­le von Haus Wahn­fried in Bayreuth

Gralsglocken-Klavier © Nationalarchiv der Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth
Gralsglocken-Klavier (links) © Nationalarchiv der Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth

Ab Sams­tag, den 5. August 2023, zeigt das Richard Wag­ner Muse­um Bay­reuth ein histo­ri­sches „Grals­glocken-Kla­vier“ in der Hal­le von Haus Wahn­fried, wo es jeden Tag um 12:00 Uhr auch gespielt wird.

Im Jahr der Neu­in­sze­nie­rung des Par­si­fal und sei­ner Erwei­te­rung in den vir­tu­el­len Raum erzählt die­ses Instru­ment von der klang­li­chen Erwei­te­rung des aku­sti­schen Raums, den Richard Wag­ner für die musi­ka­li­sche Dar­stel­lung der beson­de­ren mysti­schen und sakra­len Atmo­sphä­re des Gral­stem­pels und des dra­ma­ti­schen Gesche­hens der Grals­fei­er anstrebte.

Schon zuvor hat­te Wag­ner sei­ne Klang­räu­me immer wie­der durch neu­ar­ti­ge Instru­men­te erwei­tert, wie die „Wag­ner­tu­ba“, die „Beck­mes­ser-Har­fe“ oder Bass‑, Holz- und „Lohen­grin­trom­pe­ten“. Für die Urauf­füh­rung des Par­si­fal 1882 gab er bei der Bay­reu­ther Kla­vier­fa­brik Edu­ard Stein­grae­ber dann ein „Grals­glocken-Kla­vier“ in Auftrag.

Gralsglocken-Klavier im Haus Wahnfried. Foto Nationalarchiv der Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth

Grals­glocken-Kla­vier im Haus Wahn­fried. Foto Natio­nal­ar­chiv der Richard-Wag­ner-Stif­tung Bayreuth

Für die vier Grals­glocken in C – G – A – E, die im Par­si­fal bei den Ver­wand­lun­gen im 1. und 3. Auf­zug erklin­gen, wünsch­te sich Richard Wag­ner einen mäch­ti­gen, aber nicht metal­li­schen Klang von erha­be­ner Grö­ße. Alle vier Glocken soll­ten noch tie­fe­re Töne erzeu­gen als das tie­fe C der Jose­phi­ni­schen Glocke, die soge­nann­te alte „Pum­me­rin“, die tief­ste Glocke des Wie­ner Ste­phans­doms. Die­se besteht indes­sen bereits aus 22 Ton­nen gegos­se­nem Eisen und hat einen Durch­mes­ser von über 3 Metern. Eine Glocke, die das gewünsch­te Kontra‑E pro­du­zie­ren wür­de, hät­te dem­nach einen Durch­mes­ser von 8 Metern und ein Gewicht von 280 Tonnen.

Das erste Glock­en­kla­vier von Edu­ard Stein­grae­ber glich noch einem Kla­vier mit einem hohen schma­len Klang­kör­per, in dem die 220 Zen­ti­me­ter lan­gen, stark über­spann­ten Sai­ten durch vier Häm­mer über sie­ben Zen­ti­me­ter brei­te Tasten ange­schla­gen wur­den. Eine wei­ter­ent­wickel­te Ver­si­on wur­de ab 1914 wie ein Hack­brett gespielt.

1926 bau­te Burk­hard Stein­grae­ber ein Glock­en­kla­vier für Sieg­fried Wag­ner und Karl Muck, das wei­ter­hin wie ein Hack­brett ange­schla­gen wur­de, jedoch als auf­recht ste­hen­des Instru­ment aus­ge­führt wurde.

Es ist die­ses drit­te „Grals­glocken-Kla­vier“, das auf den älte­sten Schall­plat­ten­auf­nah­men aus dem Bay­reu­ther Fest­spiel­haus im Jahr 1927 zu hören ist. Heu­te befin­det sich das Instru­ment in Privatbesitz.