„Zen­tral­stel­le Cyber­crime“ in Bam­berg nimmt Cyber­tra­ding-Betrü­gern die Beu­te ab

Symbolbild IT Security

Bay­erns Justiz­mi­ni­ster Eisen­reich: „Wir set­zen dort an, wo es den Tätern beson­ders weh tut: bei der Tatbeute.“

Rolex, Rolls Roy­ce und gan­ze Büro­eta­gen: Der Zen­tral­stel­le Cyber­crime Bay­ern (ZCB) ist es gelun­gen, kri­mi­nel­les Ver­mö­gen im Aus­land zu sichern. Bay­erns Justiz­mi­ni­ster Georg Eisen­reich: „Das gilt ins­be­son­de­re für den Bereich des ille­ga­len Cyber­tra­ding. Platt­for­men von fal­schen Bro­kern oder Anla­ge­be­ra­tern schie­ßen im Inter­net wie Pil­ze aus dem Boden. Hin­ter Fan­ta­sie­na­men wie FXIn­te­gra oder SolidCFD ver­birgt sich eine gan­ze Bran­che von Cyber­kri­mi­nel­len. Sie ope­rie­ren dabei aus Call­cen­tern im Aus­land.“ Die Cyber­be­trü­ger ver­spre­chen uto­pi­sche Gewin­ne durch Geheim­sy­ste­me. Sie wer­ben oft­mals damit, dass angeb­lich auch Pro­mi­nen­te die Finanz­pro­duk­te nut­zen. In einer Viel­zahl von Fäl­len kommt es nach angeb­li­chen (miss­glück­ten) Trades zu einem Total­ver­lust des ein­ge­setz­ten Kapi­tals. Mit die­sen Tricks erbeu­ten Täter allein in Deutsch­land mehr als eine Mil­li­ar­de Euro pro Jahr.

Die ZCB ist seit 2015 bei der Gene­ral­staats­an­walt­schaft Bam­berg ange­sie­delt. Sie geht ent­schlos­sen gegen die­se orga­ni­sier­te Ban­den­kri­mi­na­li­tät vor.

Die Erfolgs­bi­lanz der ZCB im Bereich Cyber­tra­ding in Zahlen:

  • Inzwi­schen wer­den bei der ZCB Ver­fah­ren im Hin­blick auf mehr als 1.400 ver­schie­de­ne betrü­ge­ri­sche Tra­ding-Platt­for­men geführt.
  • Bis­lang sind etwa 7.000 Anzei­gen von über­wie­gend baye­ri­schen Geschä­dig­ten mit einem geschätz­ten Gesamt­scha­den in Höhe von etwa 300 Mio. Euro bei der ZCB eingegangen.
  • Mehr als 110 Fest­nah­men im In- und Aus­land gab es seit Ende 2019 auf­grund von Ermitt­lungs­ver­fah­ren der ZCB zum Cyber­tra­ding. 70 Fest­nah­men davon erfolg­ten auf­grund von der ZCB erwirk­ten Haft­be­feh­len, die übri­gen Beschul­dig­ten wur­den im Rah­men von Ver­fah­ren aus­län­di­scher Koope­ra­ti­ons­part­ner festgenommen.
  • 36 Ver­ur­tei­lun­gen gab es in Bay­ern wegen gewerbs- und ban­den­mä­ßi­gen Betru­ges gegen Täter auf allen Hier­ar­chie­stu­fen bis hin zum „Top Manage­ment“. Die bis­lang ver­häng­te Höchst­stra­fe lag bei sechs Jah­ren und zehn Monaten.
  • Gegen 30 wei­te­re Per­so­nen wur­den Haft­be­feh­le im In- und Aus­land eröffnet.

Die Spe­zia­li­stin­nen und Spe­zia­li­sten der ZCB kom­men nicht nur immer mehr Tätern auf die Spur und brin­gen die­se vor deut­sche Gerich­te. Sie stell­ten auch Ver­mö­gens­wer­te in Höhe von mehr als 20 Mio. Euro in ver­schie­de­nen Ver­fah­ren sicher. Beispielsweise

  • gelang es, beim mut­maß­li­chen Kopf einer Betrü­ger­ban­de (u. a. ver­ant­wort­lich für die Web­sites „Nobel Trade“ und „Trade Capi­tal“) in der Ukrai­ne Luxus­au­tos (Lam­bor­ghi­ni und Rolls Roy­ce) im Gesamt­wert von einer Mio. Euro sicherzustellen.
  • sicher­ten geor­gi­sche Behör­den in enger Zusam­men­ar­beit mit der ZCB u.a. den 36. und 37. Stock eines sehr bekann­ten Büro­hoch­hau­ses in Tif­lis. Die Stock­wer­ke wur­den von der sog. „Mil­ton Group“ als Call­cen­ter genutzt und las­sen sich ein­zel­nen Mit­glie­dern die­ser bis­her mit Abstand größ­ten kri­mi­nel­len Grup­pie­rung, die der ZCB im Bereich Cyber­tra­ding bekannt ist, zuordnen.
  • konn­ten bei den soge­nann­ten „Rolex Guys“ in Bul­ga­ri­en drei hoch­wer­ti­ge Schwei­zer Uhren im Gesamt­wert von 45.000 Euro sicher­ge­stellt werden.

Mini­ster Eisen­reich: „Mit der Ver­mö­gens­ab­schöp­fung set­zen wir dort an, wo es den Tätern beson­ders weh tut: bei der Tat­beu­te. Damit bekom­men die Opfer nach rechts­kräf­ti­gem Abschluss der Straf­ver­fah­ren zumin­dest einen Teil des erlit­te­nen Ver­lu­stes zurück. In den ver­gan­ge­nen Mona­ten haben ein­zel­ne Beschul­dig­te über ihre Anwäl­te der ZCB sogar eigen­in­itia­tiv die Rück­zah­lung erheb­li­cher Sum­men ange­bo­ten, um vor Gericht eine mil­de­re Stra­fe zu erhalten.“

Das Team der Zen­tral­stel­le wur­de in den ver­gan­ge­nen Jah­ren kon­ti­nu­ier­lich ver­grö­ßert und wird zudem von vier IT-Foren­si­kern unter­stützt. Nach­dem das ZCB-Team bereits im ver­gan­ge­nen Jahr auf 22 Staats­an­wäl­tin­nen und Staats­an­wäl­te auf­ge­stockt wur­de, kom­men in die­sem Jahr noch drei wei­te­re Stel­len hin­zu. Eine zusätz­li­che Stel­le dient dabei dazu, den Kampf gegen ille­ga­les Cyber­tra­ding in Zukunft noch inten­si­ver zu füh­ren. Eisen­reich: „Die Inve­sti­ti­on in die Zen­tral­stel­le Cyber­crime Bay­ern zahlt sich aus. Die ZCB arbei­tet sehr erfolg­reich und genießt höch­stes Anse­hen im In- und Aus­land. Ich möch­te allen Ermitt­le­rin­nen und Ermitt­lern für ihren groß­ar­ti­gen Ein­satz dan­ken. Die kom­ple­xen und umfang­rei­chen Ermitt­lun­gen sind nur auf­grund ihres gro­ßen Enga­ge­ments erfolgreich.“

Hin­weis:

Pri­vat­an­le­gern rät der baye­ri­sche Justiz­mi­ni­ster: „Es gibt schwar­ze Scha­fe im hoch­spe­ku­la­ti­ven Invest­ment-Bereich. Schau­en Sie genau hin, wem Sie Ihr Geld anver­trau­en und zei­gen Sie Betrugs­fäl­le an. Wenn der ange­prie­se­ne Gewinn zu hoch ist, um wahr zu sein, dann stimmt mei­stens etwas nicht.“