Land- und gartenbauliche Betriebe stellen sich den aktuellen Herausforderungen

Gruppenfoto einer gelungenen und lehrreichen Rundfahrt. Foto: Jula Reiter

Die rund 50 TeilnehmerInnen der jährlichen Lehrfahrt des Kreisberatungsausschusses am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bamberg nahmen vielfältiges Wissen und neue Erkenntnisse mit. Die Fahrt ging zu vier unterschiedlichen Stationen in den Landkreisen Bamberg und Forchheim.

Die Lehrfahrt beginnt in Neudorf bei Scheßlitz im Landkreis Bamberg auf dem Milchviehbetrieb von Tanja und Markus Richter. Die Familie bewirtschaftet ihren Hof im Haupterwerb mit ca. 40 Milchkühen, die Aufzucht der weiblichen Rinder bis zur ersten Kalbung ist an einen benachbarten Betrieb ausgelagert. In den letzten drei Jahren hat die Familie von Anbinde- auf Laufstallhaltung umgestellt und im laufenden Betrieb den Stall in der Ortsmitte umgebaut. Entstanden ist ein moderner, zukunftsfähiger Stall mit umfangreichen Maßnahmen zum Thema Tierwohl, aber auch mit einer größtmöglichen Arbeitseffizienz für die Landwirtsfamilie. Das zeigt sich zum Beispiel durch eine automatisierte Fütterung mittels Futterförderband oder die Mistabsaugung in den Laufgängen durch einen Roboter. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bamberg hat den Umbau allumfassend begleitet und stand vor allem bei den Themen Förderung und Emissionsschutz beratend zur Seite.

Nur wenige hundert Meter weiter hat Familie Deinlein am Ortsrand von Neudorf einen breit gefächerten Betrieb aufgebaut.

Deinlein‘s betreiben eine Biogasanlage mit 400 KW Leistung, die neben der Einspeisung ins öffentliche Netz wesentlich als Energielieferant für die Haltung von rund 170 Muttersauen dient. Die Sauen sind in einem von der Hofstelle ausgelagerten Stall mehrere Hundert Meter vom Ort entfernt untergebracht. Dieser wird noch im Laufe dieses Jahres umgebaut, um den neuesten Anforderungen an die artgerechte Tierhaltung zu entsprechen. Durch den damit verbundenen höheren Platzbedarf pro Tier verringert sich jedoch die Zahl der gehaltenen Muttersauen und damit auch das erzielbare Einkommen deutlich. Zur Befüllung der Biogasanlage und zur Futtererzeugung bewirtschaftet Familie Deinlein rund 280 ha Acker- und Grünland. Neben Mais werden Triticale, Weizen, Raps und Ackerfutter angebaut. Besonderes Augenmerk liegt im Ackerbau auf der Reduktion von chemischen Pflanzenschutzmitteln verbunden mit dem Einsatz alternativer Möglichkeiten zur Unkrautreduktion. Außerdem nutzt der Betriebsleiter seit vielen Jahre modernste Technik zur Ausbringung von Saatgut und Düngemitteln, wie auch bei der Ernte zur Ertragskartierung. Als vom AELF Bamberg gelisteter Demonstrationsbetrieb für Boden-, Klima- und Gewässerschutz führt er regelmäßig Versuche durch und präsentiert zusammen mit dem AELF Bamberg
am Acker seine Ergebnisse.

Nicht zuletzt bewirtschaftet Frau Deinlein ein Bauernhof-Café, den Franzenhof.

Die Besichtigung der Streuobstwiese in Schlammersdorf im Landkreis Forchheim wurde vom ortsansässigen Gartenbauverein und von Bürgermeister Gerhard Bauer begleitet. Am Ortsrand von Schlammersdorf wurde 2019 durch das AELF Bamberg, die Gemeinde Hallerndorf, den örtlichen Kindergarten und den Gartenbauverein eine Streuobstwiese angelegt. Seitdem wird sie vom örtlichen Gartenbauverein gehegt und gepflegt und um weitere Elemente wie z.B. Nisthilfen und Hochbeete erweitert. Die Abteilung Gartenbau am AELF Kitzingen-Würzburg stand bei der Auswahl der Obstbäume beratend zur Seite, das AELF Bamberg hat diese dann im Rahmen des Projekts „Biodiversität“ zur Verfügung gestellt. Der Gemeinde-Kindergarten unternimmt mehrmals im Jahr Ausflüge dorthin. Die Kinder haben dieses Jahr mehrere Hochbeete bepflanzt und Insektenhotels aufgehängt. Im Rahmen des 2021 geschlossenen Streuobst-Paktes der bayerischen Staatsregierung bietet sich hier eine umfangreiche Demonstrationsfläche für interessierte und engagierte BürgerInnen an.

Den Abschluss der Rundfahrt bildet der Betrieb der Obstbaumschule Johannes Schmitt aus Poxdorf. Herr Schmitt bewirtschaftet mit seiner Familie entlang der Regnitz eine der größten Obstbaumschulen Bayerns und ist als ausgewiesener Experte maßgeblich an der Ausarbeitung des Streuobst-Paktes der Staatsregierung beteiligt. Die Familie produziert auf rund 16 ha Freilandfläche pro Jahr zwischen 300.000 und 350.000 wurzelnackte Pflanzen, bzw. Ballenware und auf 4 ha rund 50.000 Containerpflanzen pro Jahr. Dabei entscheidend ist die Lage direkt an der Regnitz, die mittels Wasserrechts eine optimale und vor allem wirtschaftliche Bewässerung der Pflanzen garantiert. Die Pflanzen werden als 2-jährige zugekauft und dann für weitere 3 bis 4 Jahre auf den, meist zugepachteten, Flächen kultiviert. Obstbäume, welche der Förderung durch den Streuobst-Pakt Bayern unterliegen sollen, werden als Hochstämme kultiviert. Des Weiteren bietet die Obstbaumschule auch Halbstämme, Buschbäume und Säulenobst an. Seit einigen Jahren bewirtschaftet Johannes Schmitt seine Flächen nicht mehr nur konventionell, sondern zum Teil auch ökologisch. Um die körperlich schwere Arbeit auf der Freifläche zu erleichtern, setzt Johannes Schmitt auf moderne Technik. Aktuell läuft in Zusammenarbeit mit der LWG ein Pilotprojekt zum Thema Robotik in der Baumschule.

Die Lehrfahrt wurde vom AELF Bamberg mit der Unterstützung der Kreisverbände Bamberg und Forchheim des vlf und des BBV organisiert und durchgeführt. Auch für Nicht-Landwirte und Lokalpolitiker eine gelungene lehrreiche Fahrt. Vielen Dank für die Organisation und die Teilnahme.