„ICH RED MIT.“ in Kulm­bach – Bay­erns Gesund­heits- und Pfle­ge­mi­ni­ster dis­ku­tier­te mit Bür­ge­rin­nen und Bürgern

Minister Holetschek mit Moderatorin Eva Grünbauer. © Andi Frank/ StMGP
Minister Holetschek mit Moderatorin Eva Grünbauer. © Andi Frank/ StMGP

Holet­schek pocht auf eine ech­te Pfle­ge­re­form der Bundesregierung

Bay­erns Gesund­heits- und Pfle­ge­mi­ni­ster Klaus Holet­schek pocht bei der Bun­des­re­gie­rung auf eine ech­te Pfle­ge­re­form. Holet­schek beton­te am Sams­tag im Nach­gang zu sei­nem Dia­log „ICH RED MIT.“ mit Bür­ge­rin­nen und Bür­gern in Kulm­bach am Vor­abend (16. Juni): „Die Bun­des­re­gie­rung muss beim The­ma Pfle­ge­re­form end­lich aus dem Schlaf­wa­gen aus­stei­gen und in den Hoch­ge­schwin­dig­keits­zug ein­stei­gen! Das soge­nann­te Pfle­ge­un­ter­stüt­zungs- und ‑ent­la­stungs­ge­setz, das gestern den Bun­des­rat pas­sier­te, kann kei­ner ernst­haft als Reform bezeich­nen. Der Bund muss end­lich eine ech­te Struk­tur- und Finanz­re­form der Pfle­ge­ver­si­che­rung auf den Tisch legen und das The­ma Pfle­ge zur Chef­sa­che machen.“

Der Mini­ster ergänz­te: „Ich blei­be dabei: Wir brau­chen einen gro­ßen Wurf, der Pfle­ge­be­dürf­ti­ge ent­la­stet, die pfle­gen­den Ange­hö­ri­gen ange­mes­sen unter­stützt und die Arbeits­be­din­gun­gen der Pfle­ge­kräf­te wirk­lich ver­bes­sert. Pfle­ge­be­dürf­ti­ge müs­sen ange­sichts der erheb­li­chen Kosten­stei­ge­run­gen in der Pfle­ge finan­zi­ell ent­la­stet wer­den. Arbeits­zu­frie­den­heit von Pfle­ge­kräf­ten gibt es nur in einem soli­de finan­zier­ten System. Wir müs­sen auch drin­gend die Struk­tu­ren ver­ein­fa­chen: Anbie­ter sol­len sich nicht an Abrech­nungs­mög­lich­kei­ten, son­dern am Bedarf der Pfle­ge­be­dürf­ti­gen ori­en­tie­ren und Pfle­ge­kräf­te müs­sen wie­der mehr Zeit für die Pfle­ge haben als für Bürokratie.“

Holet­schek unter­strich: „Wir brau­chen auch eine deut­li­che Stär­kung der häus­li­chen Pfle­ge – das gilt für Pfle­ge­dien­ste und Pfle­ge­geld­emp­fän­ger. Schließ­lich wer­den rund 80 Pro­zent der Pfle­ge­be­dürf­ti­gen zu Hau­se ver­sorgt. Bay­ern hat mit der För­de­rung von Kurz­zeit­pfle­ge­plät­zen auch die Men­schen im Blick, die Ange­hö­ri­ge zu Hau­se pfle­gen. Denn damit kann pfle­gen­den Ange­hö­ri­gen gele­gent­lich eine Aus­zeit ermög­licht wer­den.“ Der Mini­ster ergänz­te: „In Bay­ern stär­ken wir die häus­li­che wohn­ort­na­he Pfle­ge unter ande­rem mit dem erfolg­rei­chen För­der­pro­gramm ‚Pfle­ge­so­Nah‘. In den drei Pro­gramm­jah­ren von ‚Pfle­ge­so­Nah‘ konn­ten wir bereits mehr als 4.000 Pfle­ge­plät­ze mit rund 200 Mil­lio­nen Euro för­dern – davon 215 Kurz­zeit­pfle­ge­plät­ze, allein 155 im ver­gan­ge­nen Jahr. In den kom­men­den fünf Jah­ren wol­len wir die Zahl der geför­der­ten Pfle­ge­plät­ze ver­dop­peln und ins­ge­samt 8.000 neue Pfle­ge­plät­ze fördern.“

Holet­schek beton­te: „In Bay­ern gab es kürz­lich auch ein Spit­zen­ge­spräch mit den Ver­bän­den der baye­ri­schen Pfle­ge­wirt­schaft über geeig­ne­te Maß­nah­men, wie bei­spiels­wei­se Pfle­ge­kräf­te im Beruf gehal­ten wer­den kön­nen und noch mehr Men­schen für den Pfle­ge­be­ruf gewon­nen wer­den kön­nen. Wich­tig sind ins­be­son­de­re attrak­ti­ve­re Arbeits­be­din­gun­gen in der Pfle­ge. Gefor­dert sind aber auch die Kom­mu­nen, damit bezahl­ba­rer Wohn­raum und Kin­der­be­treu­ungs­mög­lich­kei­ten für Pfle­ge­kräf­te geschaf­fen werden.“

Bay­ern setzt beim The­ma Pfle­ge auf den direk­ten Dia­log mit den Bürgern

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek bei der Veranstaltung „ICH RED MIT.“ am Freitagabend (16. Juni) in Kulmbach. © Andi Frank/ StMGP

Bay­erns Gesund­heits­mi­ni­ster Klaus Holet­schek bei der Ver­an­stal­tung „ICH RED MIT.“ am Frei­tag­abend (16. Juni) in Kulm­bach. © Andi Frank/​StMGP

Holet­schek ver­wies dar­auf, dass Bay­ern beim The­ma Pfle­ge auch auf den direk­ten Dia­log mit den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern setzt. Der Mini­ster erläu­ter­te: „Der Dis­kus­si­ons­be­darf der Men­schen beim The­ma Pfle­ge ist enorm! Die akti­ve Betei­li­gung der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger ist ein wich­ti­ger Schlüs­sel­fak­tor zur Lösung die­ser gesell­schaft­li­chen Auf­ga­be. Die Bür­ger­dia­lo­ge laden zum Mit­dis­ku­tie­ren ein und bie­ten neue Gestal­tungs­an­sät­ze für die Pfle­ge vor Ort.“

Unter den Teil­neh­men­den in Kulm­bach waren unter ande­rem vie­le Beschäf­tig­te aus dem Bereich Pfle­ge. Holet­schek unter­strich: „Wir hat­ten eine sehr span­nen­de, kon­struk­ti­ve, aber auch emo­tio­na­le Debat­te – das ist für mich geleb­te Demo­kra­tie. Es ging etwa um die Finan­zie­rung der Pfle­ge­ko­sten, , die Arbeits­be­din­gun­gen und Leih­ar­beit in der Pfle­ge, , den Fach­kräf­te­man­gel, die als über­bor­dend emp­fun­de­ne Büro­kra­tie, die Digi­ta­li­sie­rung und die Ver­bes­se­rungs­mög­lich­kei­ten bei Kon­trol­len durch den Medi­zi­ni­schen Dienst und die Heimaufsicht.“

Der Mini­ster erläu­ter­te: „Wir waren uns alle einig, dass die Arbeits­be­din­gun­gen in der Pfle­ge ver­bes­sert wer­den müs­sen – und zwar schnell! Das müs­sen wir gemein­sam mit dem Bund, den Kom­mu­nen und den Arbeit­ge­bern umset­zen. Denn in der Pfle­ge ist es schon Vier­tel nach Zwölf! In Bay­ern wird die Zahl der Pfle­ge­be­dürf­ti­gen von der­zeit rund 580.000 auf bis zu eine Mil­li­on im Jahr 2050 stei­gen. Bis dahin wer­den wir vor­aus­sicht­lich 76.000 Pfle­ge­kräf­te mehr brauchen.“

Holet­schek füg­te hin­zu: „Eine gute Betreu­ung und Ver­sor­gung die­ser stei­gen­den Zahl von Pfle­ge­be­dürf­ti­gen ist die gro­ße gesell­schaft­li­che Her­aus­for­de­rung der kom­men­den Jah­re. Wir haben dar­auf mit der Stra­te­gie ‚Gute Pfle­ge. Daheim in Bay­ern‘ reagiert. Damit lie­fern wir Lösungs­an­sät­ze zum Auf- und Aus­bau einer zukunfts­fä­hi­gen pfle­ge­ri­schen Ver­sor­gungs­struk­tur. Bay­ern wird zudem ein Modell­pro­jekt zu Sprin­ger­kon­zep­ten in der Lang­zeit­pfle­ge för­dern, um die Arbeit­ge­ber bei der Eta­blie­rung ver­läss­li­cher Arbeits­zei­ten zu unter­stüt­zen. Hier­für ste­hen ins­ge­samt bis zu 7,5 Mil­lio­nen Euro zur Verfügung.“

Holet­schek stell­te sich vor und nach der von der Fern­seh­jour­na­li­stin Eva Grün­bau­er mode­rier­ten Dis­kus­si­on auch im Vier-Augen-Gespräch den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern. Der Bür­ger­dia­log in Kulm­bach war die drit­te und vor­erst letz­te Ver­an­stal­tung der Rei­he „ICH RED MIT.“ von Gesund­heits­mi­ni­ster Holet­schek. Rund 50 Bür­ge­rin­nen und Bür­ger haben in Kulm­bach mit dem Mini­ster dis­ku­tiert. Der Auf­takt der Rei­he fand am 15. März in Regens­burg statt und der zwei­te Dia­log am 28. April in Augsburg.