Bay­reu­ther Regio­nal­bi­schö­fin tritt auf dem Kir­chen­tag 2023 für Reli­gi­ons­frei­heit und Schutz des Lebens ira­ni­scher Chri­sten ein

Bayreuth/​Nürnberg. Regio­nal­bi­schö­fin Doro­thea Grei­ner aus Bay­reuth und Ober­kir­chen­rat Micha­el Mar­tin, zustän­dig für Öku­me­ne und kirch­li­ches Leben in der evan­ge­li­schen Lan­des­kir­che in Bay­ern, for­dern auf dem Evan­ge­li­schen Kir­chen­tag in Nürn­berg von den ver­ant­wort­li­chen Poli­ti­kern auf Lan­des- und Bun­des­ebe­ne Schutz der Reli­gi­ons­frei­heit und des Lebens für ira­ni­sche Chri­sten in Deutschland.

Doro­thea Grei­ner kennt zahl­rei­che ira­ni­sche Chri­sten und ihre Geschich­te per­sön­lich: „Eini­ge von ihnen konn­ten ihren christ­li­chen Glau­ben im Her­kunfts­land nur im Gehei­men in Haus­kir­chen und unter gro­ßer Gefahr für Leib und Leben prak­ti­zie­ren, ande­re haben ihn erst unter­wegs auf der Flucht oder in Deutsch­land ken­nen­ge­lernt und sich dann tau­fen las­sen. Lei­der wur­de vor Behör­den und Gerich­ten ihr Glau­be an Jesus Chri­stus als asyl­tak­tisch abge­tan, obwohl sie enga­gier­te, treue Mit­glie­der unse­rer Kir­chen­ge­mein­den sind.“

Micha­el Mar­tin ergänzt: „In Iran ist der Islam Staats­re­li­gi­on, ein Abfall kann mit dem Tod bestraft wer­den. Auch droht bei Rück­kehr Gefahr von Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen im Iran. Es gibt dort kei­ne Reli­gi­ons­frei­heit. Das gilt es auch bei Ver­fah­ren in unse­rem Land zu beachten.“

Wäh­rend des Kir­chen­tags in Nürn­berg brin­gen bei­de eine Reso­lu­ti­on zur Abstim­mung, die fol­gen­de For­de­run­gen enthält:

1. Reli­gi­ons- und Kul­tur­sen­si­bi­li­tät in Asyl-Anhö­run­gen vor dem Bun­des­amt und den Ver­wal­tungs­ge­rich­ten müs­sen gestärkt werden.
2. Nega­ti­ve Asyl­be­schei­de der o.g. Grup­pe müs­sen auf Antrag über­prüft bzw. wie­der­auf­ge­grif­fen werden.
3. Auf Straf­an­zei­gen wegen Pass­lo­sig­keit muss ver­zich­tet wer­den bzw. darf die Straf­hö­he im Asyl- und Aus­län­der­recht nicht berück­sich­tigt wer­den, wenn der Pass nach­träg­lich vor­ge­legt und die Iden­ti­tät damit geklärt wird.
4. Für Visums­ver­fah­ren darf die Rei­se in den Iran nicht gefor­dert wer­den, son­dern der Staat muss einen siche­ren, gang­ba­ren Weg finden.
5. Wei­ter­hin dür­fen kei­ne Abschie­bun­gen in den Iran statt­fin­den. Die Inte­gra­ti­on muss beför­dert werden.

Die Abstim­mung fin­det im Rah­men des Kir­chen­tags-Podi­um „Reli­gi­ons­frei­heit – alles ande­re als sicher. Ver­let­zun­gen, Anfor­de­run­gen, Chan­cen“ am Frei­tag, 9.6.2023, um 11.00 Uhr im Ger­ma­ni­schen Natio­nal­mu­se­um, Kar­täu­ser­gas­se 1, Nürn­berg, statt. Min­de­stens 500 Per­so­nen müs­sen anwe­send sein und mehr­heit­lich zustim­men, um die Reso­lu­ti­on zu ver­ab­schie­den. Sie rich­tet sich an Bun­des­in­nen­mi­ni­ste­rin Nan­cy Faeser, an die Vor­sit­zen­de der Innen­mi­ni­ster­kon­fe­renz Iris Spran­ger und an den baye­ri­schen Innen­mi­ni­ster Joa­chim Herr­mann. Regio­nal­bi­schö­fin Doro­thea Grei­ner und Micha­el Mar­tin laden daher herz­lich ein, zur Podi­ums­dis­kus­si­on zu kom­men und die Reso­lu­ti­on zu beschließen.

Zum Hin­ter­grund:

In zahl­rei­chen Asyl­ver­fah­ren wur­de ira­ni­schen Chri­sten vom Bun­des­amt für Migra­ti­on und Flücht­lin­ge und in Kla­ge­ver­fah­ren vor den Ver­wal­tungs­ge­rich­ten ihre christ­li­che, inne­re, iden­ti­täts­prä­gen­de Glau­bens­über­zeu­gung abge­spro­chen, obwohl sie in evan­ge­li­sche Kir­chen­ge­mein­den inte­griert sind, regel­mä­ßig zu Got­tes­dien­sten kom­men und sich am Gemein­de­le­ben aktiv betei­li­gen. Die pani­sche Angst vor dem Régime in Iran hin­der­te vie­le von ihnen dar­an, nach nega­ti­ver Asy­l­ent­schei­dung einen Pass zu bean­tra­gen. In Bay­ern stel­len die Aus­län­der­be­hör­den Straf­an­zei­gen wegen Pass­lo­sig­keit, es kommt dadurch zu hohen und wie­der­hol­ten Ver­ur­tei­lun­gen, teils ober­halb der Vor­stra­fen­gren­ze, auch Frei­heits­stra­fen sind ergangen.

Die­se Per­so­nen gel­ten damit als „Straf­tä­ter“, obwohl sie nicht kri­mi­nell sind. Die Stra­fen ver­hin­dern die Zuer­ken­nung eines Auf­ent­halts­ti­tels und bestehen fort, selbst wenn der Pass schließ­lich doch bean­tragt wird. Rück­kehr in den Iran für Visa­ver­fah­ren ist zu gefähr­lich. Hier besteht die Not­wen­dig­keit poli­ti­schen Entgegenkommens.