Leser­brief zur Demo der West­um­ge­hungs­be­für­wor­ter Neun­kir­chen a. Br. am 24. Mai

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Der BUND Natur­schutz erin­nert zum wie­der­hol­ten Male, aktu­ell mit Unter­stüt­zung eines erfah­re­nen und unab­hän­gi­gen Ver­kehrs­pla­nungs­bü­ros, an kon­struk­tiv und detail­liert aus­ge­ar­bei­te­te Lösun­gen am Forch­hei­mer Tor. Die­se sinn­vol­len und vor allem auch zeit­nah umset­zen­den bau­li­chen Maß­nah­men wer­den den Kfz- vom Rad- und Fuß­gän­ger­ver­kehr wir­kungs­voll trennen.

Lei­der hat die Initia­ti­ve Pro-West­um­ge­hung außer Falsch­aus­sa­gen bzw. ‑inter­pre­ta­tio­nen und dem immer wie­der ger­ne ange­wand­ten Mit­tel des Schü­rens von Angst (hier: Kin­der-Sicher­heit) in gewohn­ter Wei­se nichts Kon­struk­ti­ves an Lösun­gen ent­ge­gen­zu­set­zen. So wird ganz frei am ein­fach­sten Mit­tel, der zer­stö­re­ri­schen Orts­um­ge­hung, fest­ge­hal­ten. Und mit an Bord, ein baye­ri­scher Bür­ger­mei­ster, der sich sei­ne Pro-Posi­ti­on nur all­zu ger­ne von der auf­ge­brach­ten „Demo-Men­ge“ bestä­ti­gen ließ. Aber das kennt man in sol­chen Fäl­len ja von „ver­ant­wor­tungs­vol­len“ CSU-Ortsvorstehern.

Nur, das zei­gen Unter­su­chun­gen, sind Orts­um­ge­hun­gen rei­ne „Schein­lö­sun­gen“. Sie füh­ren zumeist nicht zu Ver­bes­se­run­gen, son­dern zu neu­en Pro­ble­men. Lärm, Abga­se, Trenn­wir­kung und Unfall­ri­si­ken – das sind die Pro­ble­me, die gelöst wer­den sol­len. Doch unterm Strich bleibt es meist bei den Erwar­tun­gen oder Kon­tra­pro­duk­ti­ves ent­steht. Selbst das Bun­des­ver­kehrs­mi­ni­ste­ri­um muss­te ein­ge­ste­hen: Orts­um­ge­hun­gen ent­la­sten zu mehr als 50 % kaum. Denn sie ver­la­gern die Pro­ble­me nur an ande­re Stel­len. Oft ver­stär­ken sie sich – wie bei Lärm, Abga­sen und schwe­ren Unfäl­len – auf­grund höhe­rer Geschwin­dig­keit. Haben dies die Befür­wor­ter ein­kal­ku­liert? Sicher ist, dass die öko­lo­gi­schen, sozia­len und öko­no­mi­schen Fol­gen einer Orts­um­ge­hung enorm sind und in kei­nem Ver­hält­nis zu den gerin­gen Ent­la­stun­gen stehen.

Die Zer­schnei­dung und hohe Ver­sie­ge­lung wert­vol­ler Natur und (Naherholungs-)Landschaft durch immer neue Stra­ßen ist nicht nur für den Kli­ma­schutz, son­dern auch für die Bio­di­ver­si­tät äußerst nega­tiv. Ver­kann­tes Natur­ka­pi­tal, das für Men­schen wie selbst­ver­ständ­lich vie­le wich­ti­ge und unschätz­ba­re Öko­sy­stem­lei­stun­gen bie­tet, ist ein für alle Mal ver­lo­ren. Auch ist die von allen Sei­ten gefor­der­te Ein­däm­mung des viel zu hohen baye­ri­schen Flä­chen­ver­brau­ches mit die­ser ver­ant­wor­tungs­lo­sen und den ein­fach­sten Weg gehen­den Poli­tik eben­falls illusorisch.

Dirk Peter­sen, Kleinsendelbach

2 Antworten

  1. Ferenc sagt:

    Die Pro­ble­ma­tik des viel zu hohen Flä­chen­ver­brauchs auch durch den wei­te­ren Aus­bau des bereits heu­te dich­te­sten Stra­ßen­net­zes aller Flä­chen­staa­ten der Erde hat eine bis­lang kaum beach­te­te Dimension:

    Schon die Kli­ma­er­wär­mung wird welt­weit vie­le land­wirt­schaft­li­che Flä­chen zer­stö­ren bzw. in ihrer Pro­duk­ti­vi­tät deut­lich ein­schrän­ken. Und jetzt hat uns der Angriffs­krieg gegen die Ukrai­ne in aller Deut­lich­keit vor Augen geführt, wie unsi­cher die Ver­sor­gung auch mit Lebens­mit­teln bei zu star­ker Abhän­gig­keit von Impor­ten ist, wenn poli­tisch-mili­tä­ri­sche „Macht­spiel­chen“ die Agrar­pro­duk­ti­on gefährden.

    Ange­sichts der­ar­ti­ger Risi­ken kann der rück­sichts­lo­se Raub­bau, wie er in Deutsch­land, unge­ach­tet aller Lip­pen­be­kennt­nis­se, unver­min­dert fort­ge­setzt wird, nicht anders als ver­ant­wor­tungs­los bezeich­net wer­den. Der Frei­staat Bay­ern nimmt auch hier eine ver­häng­nis­vol­le Spit­zen­po­si­ti­on ein, was ange­sichts des selbst­herr­li­chen Ver­hal­tens vie­ler der poli­tisch Ver­ant­wort­li­chen nicht wirk­lich mehr verwundert.

    Daß Orts­um­fah­run­gen in der Regel nicht geeig­net sind, Ver­kehrs- und damit ver­bun­de­ne Sicher­heits­pro­ble­me nach­hal­tig zu lösen, ist im vor­ste­hen­den Bei­trag bereits hin­rei­chend dargestellt.

  2. Christian Reh sagt:

    Sehr geehr­ter Herr Petersen,
    auf wel­che angeb­li­che Falsch­aus­sa­ge bei der Demo bezie­hen Sie sich denn? Bit­te sei­en Sie kon­kret und nicht all­ge­mein wie im Leser­brief. Eben­so beim Welt­un­ter­gangs­sze­na­rio wel­ches Sie auf­zei­gen, soll­te die Umge­hung gebaut werden.
    Ich bin mir sicher, dass wir in Koope­ra­ti­on gute Lösun­gen ent­wickeln könn­ten, wel­che auch die Arten­viel­falt und Bio­di­ver­si­tät sowie Kli­ma­schutz sicher­stel­len. Das wür­de aber eine ehr­li­che Zusam­men­ar­beit erfor­dern, um sol­che Lösun­gen gemein­sam für unse­re Umwelt auszuarbeiten.
    Eine Orts­um­ge­hung wür­de enor­me Ver­bes­se­run­gen für fast ALLE Ein­woh­ner in Neun­kir­chen erzie­len. Das wis­sen wir alle – man­che wol­len die Rea­li­tät aber wohl nicht akzeptieren.
    Bereits im Dezem­ber hat­te ich Sie per­sön­lich mehr­fach um einen Dia­log am Forch­hei­mer Tor gebe­ten. Ich fin­de es scha­de, dass Sie sich nicht die Zeit neh­men konn­ten, mit den Betrof­fe­nen die Situa­ti­on zu erör­tern und statt­des­sen von angeb­lich „Kon­struk­ti­ven Lösun­gen“ spre­chen, wel­che die Neun­kirch­ner vor den Kopf sto­ßen. Mei­ne Ein­la­dung steht. Email: 4nk@​mail-​reh.​de
    Vie­le Grüße
    Chri­sti­an Reh