Neun­ter Wer­tungs­tag der Deut­schen Segel­flug-Mei­ster­schaf­ten in Bayreuth

Flugzeugschlepp über den Gebäuden des Flugplatzes Bayreuth, Pilot Claus Triebel © Daniel Große Verspohl
Flugzeugschlepp über den Gebäuden des Flugplatzes Bayreuth, Pilot Claus Triebel © Daniel Große Verspohl

Hol­ger Karows Auf­hol­jagd geht mit einem drit­ten Tages­sieg weiter

Der mitt­ler­wei­le neun­te Wer­tungs­tag der Deut­schen Segel­flug-Mei­ster­schaf­ten hat die Wer­tung in Tei­len auf­ge­räumt, da durch die Wet­ter­ent­wick­lung vie­le den Hilfs­mo­tor benö­tigt haben. Der Welt­mei­ster von Bay­reuth 1999, Hol­ger Karow, setzt unter­des­sen sei­ne Auf­hol­jagd fort und gewinnt den Tag in der Offe­nen Klas­se. Doch an das Welt­mei­ster-Duo aus Micha­el Som­mer und Feli­pe Levin kommt er nicht her­an: Die Gesamt­füh­rung aller drei Klas­sen-Wer­tun­gen bleibt unverändert.

Der Mitt­woch hielt ein sehr span­nen­des Wet­ter für die Pilo­ten parat: Mor­gens war der Him­mel bedeckt und ange­sichts der Gewit­ter­war­nun­gen hät­te man­cher am Flug­platz nicht mehr viel auf das Statt­fin­den von Wer­tungs­flü­gen gewet­tet. Dann klar­te es sich auf und ent­wickel­te sich zu einem Him­mels­bild, wie es sich Segel­flie­ger nur wün­schen kön­nen. Ein­zig die Wol­ken­un­ter­gren­ze war anfangs noch nied­rig. Bis 12:45 Uhr hat Sport­lei­ter Hei­ko Her­trich den Start ver­zö­gert, um auf eine aus­rei­chen­de Arbeits­hö­he zu kom­men. Bei 1.300 m Wol­ken­ba­sis über dem Flug­platz ging es dann los. Kurz nach der Start­pha­se erreich­te jedoch der erste Schau­er den Flug­platz und gegen Abend stan­den immer noch die Gewit­ter­war­nun­gen im Raum. Die Pilo­ten muss­ten also recht­zei­tig zurück sein. Tat­säch­lich waren zur Anflug­pha­se ver­schie­de­ne Schau­er öst­lich und süd­lich des Flug­plat­zes unter­wegs, aber vor allem war die Ther­mik in der Anflug­rich­tung weit­ge­hend zum Erlie­gen gekom­men. Das hat vie­len Pilo­ten Pro­ble­me im Anflug berei­tet. Zwar haben erstaun­lich vie­le den Ziel­kreis (6 km rund um den Flug­platz) ohne Motor­hil­fe erreicht, eini­ge aber so tief, dass sie ihre Geschwin­dig­keits­punk­te voll­stän­dig ver­lo­ren haben. Auch für die letz­ten 6 km zum Flug­platz (außer­halb der Wer­tung) haben nicht weni­ge ihren Motor zur Hil­fe genommen.

Ins­ge­samt sie­ben Auf­ga­ben­va­ri­an­ten für jede Klas­se hat­te Sport­lei­ter Hei­ko Her­trich zwi­schen­zeit­lich vor­be­rei­tet, doch letzt­lich zeig­te sich die Wet­ter­ent­wick­lung zum Start­zeit­punkt gut genug für die A‑Aufgaben, alle­samt klas­si­sche Renn­auf­ga­ben Rich­tung Westen.

Für die Offe­ne Klas­se war dies eine 299,13 km lan­ge Strecke mit den Wen­de­punk­ten Grüns­feld (bei Lau­da an der Ost­gren­ze Baden-Würt­tem­bergs) und Hof­heim in Unter­fran­ken. Nur acht der 20 gestar­te­ten Flie­ger konn­ten die Auf­ga­be voll­stän­dig bewäl­ti­gen, fünf wei­te­re haben den Ziel­kreis im Segel­flug erreicht, beka­men wegen deut­li­cher Unter­schrei­tung der Min­dest­hö­he aber kei­ne Geschwin­dig­keits­punk­te mehr. Sie­ben muss­ten schon unter­wegs ihren Motor zur Hil­fe neh­men, Punk­te gibt es ent­spre­chend nur für die Strecke bis zum Punkt des Anlassens.

Zu den­je­ni­gen, wel­che die Strecke regu­lär geschafft haben, gehör­ten alle gro­ßen Namen. Der amtie­ren­de Welt­mei­ster Feli­pe Levin (LSV Hom­berg / Ohm) und Fünf­fach-Welt­mei­ster Micha­el Som­mer (LSV Regens­burg) flo­gen wie an den Tagen zuvor im Team und lie­ßen für 15 Sekun­den Unter­schied wie­der­um nur Platz für einen Punkt Dif­fe­renz. Mit 107,94 und 107,77 km/​h wur­den sie Tages­zwei­ter (Som­mer) und Drit­ter (Levin).

Schnel­ler war Hol­ger Karow (FG Wolf Hirth & LSV Lands­hut), Welt­mei­ster von 1999 und 2003. Nach­dem er am zwei­ten Tag sehr vie­le Punk­te ver­lo­ren hat­te, ist es mitt­ler­wei­le sein drit­ter Tages­sieg, der zwei­te in Fol­ge. In der Gesamt­wer­tung hat er sich wie­der bis auf Rang 6 vor­ge­kämpft (zwi­schen­zeit­lich 19.), dar­an hat der Tages­sieg vom Mitt­woch aller­dings erst­mal nichts mehr geän­dert. Vor ihm liegt Uwe För­ster (LSG Bay­reuth), der am Mitt­woch sieb­ter wur­de und damit sei­nen fünf­ten Gesamt­rang wei­ter­hin gegen Karow ver­tei­di­gen konn­te. Aller­dings ist der Abstand mit einem Schlag um 118 Punk­te klei­ner gewor­den und beträgt noch 31 Punk­te. An der Spit­ze steht unver­än­dert Som­mer (7.845 Punk­te) vor Levin (7.797 Punkte).

Für die 18-m-Klas­se ging es über 229,02 km mit den Wen­den Eibel­stadt im Süden von Würz­burg und Elt­mann an der Auto­bahn 70. Der Gesamt­füh­ren­de Simon Schrö­der (SFV Bad Wöris­ho­fen), amtie­ren­der Welt­mei­ster der Stan­dard­klas­se, ließ es etwas kon­ser­va­ti­ver ange­hen und kam mit 110,32 km/​h nur auf Tages­rang 11, womit er aber nur 55 Punk­te gegen­über Tages­sie­ger Chri­sti­an Mäx bzw. 28 gegen­über sei­nem Ver­fol­ger Mat­thi­as Sturm (LSV Schwarz­wald) ein­büß­te. Chri­sti­an Mäx konn­te mit 115,07 km/​h den drit­ten Tages­sieg für den LSC Burg Feu­er­stein nach einem sehr span­nen­den Ren­nen verbuchen.

Die 18-Meter-Klas­se stand beim Start hin­ten, hat­te also am wenig­sten Zeit vor dem schlech­ten Wet­ter. Den­noch sind 28 der 38 gestar­te­ten Pilo­ten mit Geschwin­dig­keits­wer­tung rum­ge­kom­men, dazu vier Pilo­ten, die den Ziel­kreis zu nied­rig durch­flo­gen haben.
Für die Dop­pel­sit­zer­klas­se ging es auf 291,63 km über Wer­bach im Tau­ber­tal und Unter­spies­heim bei Schwein­furt. Sie waren am Mitt­woch dran, als erste zu star­ten und hat­ten somit die mei­ste Zeit für ihre Auf­ga­be. Wäh­rend Tages­sie­ger Lukas Esser (FSV Sin­del­fin­gen, 115,28 km/​h) auch der mit Abstand erste Flie­ger zurück am Flug­platz war, haben sich vie­le ande­re offen­bar mehr Zeit mit dem Abflug gelas­sen und kamen dafür am Ende des Tages in Bedräng­nis. Mit 13 von 28 war der Anteil der Pilo­ten mit Geschwin­dig­keits­wer­tung ähn­lich nied­rig wie in der Offe­nen Klas­se. Acht wei­te­re haben den Ziel­kreis zu nied­rig durchflogen.

Esser war fast 3 km/​h bzw. rund vier Minu­ten schnel­ler als der Zweit­plat­zier­te David Nied­ziel­ski (LfV Gre­ven) – ein Abstand, der bei die­ser DM durch die ver­brei­te­te Team- und Pulk­flie­ge­rei bis­lang sel­ten beob­ach­tet wur­de. Der Gesamt­füh­ren­de Lau­renz Thei­sin­ger (DJK Land­au) kam auf Tages­platz 5, sein Onkel Mar­tin (eben­falls DJK Land­au) auf den drit­ten Tages­platz, so dass die Fami­lie Thei­sin­ger die Gesamt­füh­rung ver­tei­di­gen konn­te. Lau­renz führt mit nun 44 Punk­ten Vor­sprung vor Mar­tin Theisinger.

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