Sech­ster Wer­tungs­tag der Deut­schen Segel­flug-Mei­ster­schaf­ten in Bayreuth

Landung von Martin Theisinger am 6. Wertungstag. © Daniel Große Verspohl
Landung von Martin Theisinger am 6. Wertungstag. © Daniel Große Verspohl

3,5 Stun­den ohne Motor mit über 130 km/​h

„End­lich Wol­ken­bil­dung“ wer­den sich vie­le Pilo­ten der Deut­schen Segel­flug-Mei­ster­schaf­ten am Sams­tag gedacht haben, als nach fünf Tagen guter Blau­ther­mik end­lich eine Aus­sicht bestand, die Auf­win­de durch die sich bil­den­den Wol­ken ein­fa­cher zu fin­den. Bis­lang war das nur sehr ver­ein­zelt der Fall. Die Auf­win­de waren auch bis dahin schon gut, doch Ther­mik mit Wol­ken macht die Flü­ge wegen der ein­fa­che­ren Suche noch ein­mal schnel­ler. Die Pro­fi­teu­re von die­ser Lage waren in zwei Klas­sen trotz­dem Pilo­ten, die bis­lang schon vor­ne in der Wer­tung stan­den. Das Ergeb­nis mit Wer­tun­gen von über 130 km/​h in 3,5 Stun­den in der Offe­nen Klas­se ist eine beein­drucken­de Lei­stungs­schau des­sen, was ganz ohne Motor­an­trieb und nur durch die Kraft der Natur mög­lich ist.

Da die Wol­ken­bil­dung vor­wie­gend im süd­li­chen Fran­ken erwar­tet wur­de, hat Sport­lei­ter Hei­ko Her­trich die Strecken­wahl rund um Nürn­berg gelegt. Wäh­rend der Start­vor­be­rei­tun­gen waren jedoch auch rund um Bay­reuth Wol­ken­bil­dun­gen erkennbar.

Die gro­ßen Flug­zeu­ge der Offe­nen Klas­se waren am Sams­tag dran, eine varia­ble Auf­ga­be zu flie­gen. Die­se hat­te die Wen­de­punk­te Wal­hal­la (bei Regens­burg), Har­burg am Ran­de des Nörd­lin­ger Rie­ses und das Auto­bahn­kreuz Bie­bel­ried bei Würz­burg. Hier war jeweils ein Kreis mit 25 km Radi­us zu tou­chie­ren, gewer­tet wer­den bei sol­chen Auf­ga­ben Geschwin­dig­keit und geflo­ge­ne Strecke. Die Wer­tungs­zeit die­ser Auf­ga­be wur­de von Sport­lei­ter Hei­ko Her­trich kurz vor dem Start von 4 auf 3,5 Stun­den ver­kürzt, da bei der erkenn­bar bes­se­ren Wet­ter­ent­wick­lung die Wahr­schein­lich­keit andern­falls sehr hoch war, dass alle die maxi­mal mög­li­chen Strecken flie­gen und damit die Kom­po­nen­te Strecken­län­ge in der Wer­tung kei­ne Rol­le spie­len würde.

Am besten kamen mit die­ser Auf­ga­be erneut die Welt­mei­ster-Team­part­ner Micha­el Som­mer (LSV Regens­burg) und Feli­pe Levin (LSV Hom­berg / Ohm) klar. Som­mer kam auf 137,9 km/​h und 516,6 km, Levin auf 0,05 km/​h und 40 Meter weni­ger Strecke.

Man mache sich ein­mal bewusst, was die­se Lei­stung tat­säch­lich bedeu­tet: 137 km/​h über 3,5 Stun­den sind selbst für sehr zügi­ge Fah­rer auf einer Auto­bahn mit nor­ma­len Ver­kehr als Durch­schnitts­ge­schwin­dig­keit nicht zu schaf­fen. Hier haben die Pilo­ten ihre Hilfs­mo­to­ren, mit denen sie gestar­tet sind, abge­schal­tet bevor die Berech­nung der 137 km/​h ein­setzt. Ledig­lich das Natur­phä­no­men, wonach sich Luft von unten nach oben durch­mischt, ermög­licht dem Segel­flug­zeug über­haupt län­ger als ein paar Minu­ten in der Luft zu blei­ben. Som­mer und Levin haben es geschafft, die­se Kräf­te so zu nut­zen, dass sie schnel­ler sind als ein Auto auf der Auto­bahn – und schaf­fen es, die­ses Tem­po über 3,5 Stun­den zu halten.

Das vor­he­ri­ge Patt zwi­schen bei­den in der Gesamt­wer­tung schlägt nun ent­spre­chend um einen Punkt zu Gun­sten von Som­mer aus. Dass der Unter­schied aber nur 0,018 % der Gesamt­punkt­zahl beträgt, zeigt, wie eng die­ses Ren­nen wei­ter­hin ist.

Der Bay­reu­ther Uwe För­ster kam auf einen fünf­ten Tages­platz mit 456,7 km und 129,0 km/​h. Dadurch konn­te er sich auf Gesamt­platz 5 ver­bes­sern. Die ersten drei, das Duo Som­mer / Levin ergänzt um Oli­ver Bin­der (SFG Ost­heim) ist aber inzwi­schen um 444 Punk­te den näch­sten Ver­fol­gern enteilt.

Der ande­re Lokal­ma­ta­dor Alex­an­der Mül­ler (LSG Bay­reuth) hat die tech­ni­schen Pro­ble­me an sei­nem Flug­zeug noch nicht gelöst und wird die­se DM wohl abschrei­ben kön­nen. Selbst wenn er in der zwei­ten Woche noch ein­mal ein­stei­gen kön­nen soll­te, dann wohl nur noch „aus Spaß“, wie er sein Wett­be­werbs­ziel vor­ab ohne­hin schon defi­niert hat­te. Sport­lich sind die drei ver­lo­re­nen Tage für ihn nicht mehr einzuholen.

Für die 18-Meter-Klas­se gab es kei­ne voll­stän­di­ge Run­de rund um Nürn­berg. Mit der klas­si­schen Renn­auf­ga­be mit den Wen­de­punk­ten Grüns­feld (bei Lau­da im frän­ki­schen Teil Baden-Würt­tem­bergs, knapp hin­ter der baye­ri­schen Gren­ze), Bad Brücken­au und Klo­ster Ebrach im Stei­ger­wald ergab die Strecke auf der Kar­te ein Drei­eck durch Unter­fran­ken mit zusätz­li­cher An- und Abflug­strecke von und nach Bay­reuth mit ins­ge­samt 373,5 km Länge.

Als Sie­ger aus die­sem Ren­nen ging jemand her­vor, der sei­ne flie­ge­ri­sche Hei­mat in der Mit­te die­ses Bereichs hat: Micha­el Streit vom LSC Burg Feu­er­stein mit 129,7 km/​h. Vor genau zwan­zig Jah­ren war Streit Junio­ren-Welt­mei­ster, ist aber logi­scher­wei­se dem Junio­ren-Alter inzwi­schen ent­spre­chend ent­wach­sen. Für den LSC Burg Feu­er­stein ist es der zwei­te Tages­sieg auf die­ser DM.

Mit 129,3 km/​h knapp dahin­ter bleibt der Welt­mei­ster der Stan­dard­klas­se, Simon Schrö­der (SFV bad Wöris­ho­fen), der damit die Gesamt­füh­rung der 18-Meter-Klas­se ver­tei­di­gen konn­te und sei­nen Anspruch unter­streicht auch in die­ser Klas­se zu reüssieren.

Die Dop­pel­sit­zer beka­men mit einer 520,9 km lan­gen Strecke über Furth im Wald, das Klo­ster Nere­s­heim auf der Schwä­bi­schen Alb und das Auto­bahn­kreuz Bie­bel­ried wie die Offe­nen eine Strecke groß­räu­mig rund um Nürnberg.

Die Fami­lie Thei­sin­ger von der DJK Land­au konn­te sich mit ihren zwei Dop­pel­sit­zern die Füh­rung der Dop­pel­sit­zer­klas­se zurück­ho­len. Die­ses Mal hat­te Mar­tin Thei­sin­ger mit 119,3 km/​h die Nase vor sei­nem Nef­fen Lau­renz mit 117,4 km/​h. Da der bis­he­ri­ge Füh­ren­de Kai Lin­den­berg (FCS Aschaf­fen­burg) nur auf Rang 11 lan­de­te, holt sich Lau­renz Thei­sin­ger die Gesamt­wer­tung der Dop­pel­sit­zer zurück, gefolgt von Mar­tin Theisinger.

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