Pres­se­mit­tei­lung der Jusos Ober­fran­ken zur Prä­si­dent­schafts­wahl in der Türkei

Am ver­gan­ge­nen Sonn­tag­abend stand das Ergeb­nis fest: Auch die Stich­wahl um die Prä­si­dent­schaft der Tür­kei geht an den Amts­in­ha­ber Recep Tayyip Erdoğan. Mit ca. 52% der Stim­men ist der alte und neue Prä­si­dent gewählt wor­den. Die Jusos Ober­fran­ken sehen hier­bei die Zukunft der Tür­kei und ihrer Bür­ger und Bür­ge­rin­nen gefähr­det. Der Vor­sit­zen­de der Jusos Ober­fran­ken Ali-Cemil Sat zeigt sich sicht­lich ent­täuscht vom Aus­gang der Wahl: „Die Bür­ger und Bür­ge­rin­nen in der Tür­kei wol­len einen Rich­tungs­wech­sel in ihrer Poli­tik, das haben sie deut­lich gezeigt. Zum ersten Mal in der Geschich­te des Lan­des kam es zu einer Stich­wahl um die Prä­si­dent­schaft. Zwei span­nen­de und ner­ven­auf­rei­ben­de Wahl­aben­de, zwei Kopf-an-Kopf-Ren­nen um den Sieg. Dass am Ende der Amts­in­ha­ber in sei­nem Amt bestä­tigt wird, stimmt mich per­sön­lich sehr trau­rig. Ich bin besorgt um die Zukunft der Tür­kei und das Wohl­erge­hen ihrer Bür­ger und Büergerinnen.“
Die Wah­len in der Tür­kei stan­den dabei nicht voll­stän­dig unter dem Dach der Demo­kra­tie. Dila­ra Su Giray, stell­ver­tre­ten­de Vor­sit­zen­de der Jusos Ober­fran­ken, sagt hier­zu: „Erdoğan kon­trol­liert nahe­zu alle Medi­en und Pres­se­or­ga­ne. Somit ist die Wahl von Beginn an unde­mo­kra­tisch, wenn die Reprä­sen­ta­ti­on der Kan­di­die­ren­den in der Hand einer Per­son bzw. Par­tei liegt“.
Wenn immer noch Jour­na­li­sten, Jour­na­li­stin­nen und Medi­en­schaf­fen­de, Oppo­si­tio­nel­le und Anders­den­ken­de in tür­ki­schen Gefäng­nis­sen sit­zen, fast die kom­plet­te tür­ki­sche Medi­en­land­schaft in der Hand der Regie­rung ist und die­se auch den öffent­li­chen Dis­kurs und die öffent­li­che Mei­nung kon­trol­liert, dann ist dies weit von einer Demo­kra­tie ent­fernt. Öffent­li­che Dämo­ni­sie­rung und Dif­fa­mie­rung von poli­ti­schen Geg­nern und Geg­ne­rin­nen, das Ver­tei­len von Geld vor Wahl­lo­ka­len und auch gewalt­tä­ti­ge Über­grif­fe auf Wahl­hel­fer und Wahl­hel­fe­rin­nen sind ein Affront gegen demo­kra­ti­sche Prinzipien.

Sharepic-PM-Türkeiwahl

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Die Tür­kei hat vie­le Pro­ble­me zu bewäl­ti­gen. Eine Kri­se nach der ande­ren bedroht die Zukunft des Lan­des und begräbt stück­chen­wei­se einen Teil Sicher­heit der Bür­ger und Bür­ge­rin­nen. Die Wirt­schaft ist am Boden und selbst nach Bekannt­ga­be des Wahl­er­geb­nis­ses ist der tür­ki­sche Lira noch wei­ter im Kurs gesun­ken. Die Infla­ti­on steigt ste­tig und lässt Men­schen in die Armut stür­zen. Auch die Fol­gen des gro­ßen Erd­be­bens ver­gan­ge­nen Febru­ar bestehen wei­ter­hin: Zer­stör­te Leben, zer­stör­te Häu­ser, zer­stör­te Infra­struk­tur. Aktu­ell gibt es wenig bis kei­ne zukunfts­träch­ti­gen Aus­sich­ten für die Opfer. Dane­ben sind auch das Leben und die Frei­heit von Frau­en, quee­ren Men­schen und u.a. auch reli­giö­sen Min­der­hei­ten in der Tür­kei wei­ter­hin gefähr­det. Stän­dig wer­den Grund- und Men­schen­rech­te mit den Füßen getre­ten, Demon­stra­tio­nen gewalt­sam auf­ge­löst. Der radi­ka­le Kurs von Erdoğan und sei­ner Regie­rung zur Unter­drückung die­ser Min­der­hei­ten muss ein Ende haben!
Umso erstaun­ter zeigt sich Vor­sit­zen­der Sat von der Reak­ti­on vie­ler Deutsch-Tür­ken und ‑Tür­kin­nen in Deutsch­land zur Wahl Erdoğans: „Es ist für mich äußerst frag­lich, wie sich in Deutsch­land leben­de Tür­ken und Tür­kin­nen stolz fei­ernd zei­gen kön­nen, Fah­nen schwin­gend und hupend durch die Stra­ßen zu düsen, wäh­rend sie die Kon­se­quen­zen ihrer Stimm­ab­ga­be nicht tra­gen müs­sen und wer­den. All den­je­ni­gen, die auf der Stra­ße und in Auto­kor­sos den Wahl­aus­gang am Sonn­tag gefei­ert haben, kann ich nur sagen: Ihr habt den Unter­gang der Zukunft der Tür­kei mitzuverantworten.“
Die Jusos Ober­fran­ken bedau­ern die Nie­der­la­ge der tür­ki­schen Oppo­si­ti­on und spre­chen ihr unse­ren tief­sten Respekt für ihre erbrach­te Lei­stung und ihr star­kes Ergeb­nis aus! Durch die­sen Aus­gang der Prä­si­dent­schafts­wah­len in der Tür­kei geht nun auch der letz­te Schim­mer Hoff­nung auf einen Wan­del in der Tür­kei ver­lo­ren. Die ange­spann­te poli­ti­sche Lage wird sich nach die­ser Wahl wei­ter zuspit­zen. Daher for­dern die Jusos Ober­fran­ken, dass sich die poli­ti­schen Kräf­te in Deutsch­land mit der tür­ki­schen Oppo­si­ti­on soli­da­ri­sie­ren und auch an der Sei­te der Unter­drück­ten in der Tür­kei stehen!