Ab jetzt: „30-Minu­ten-Takt“ auf der Ach­se Heinersreuth/​Neudrossenfeld

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Nach Eckers­dorf (Start: Dezem­ber 2021) und dem gesam­ten Hum­mel­gau (Start: Sep­tem­ber 2022) star­tet der Land­kreis Bay­reuth auf der Nah­ver­kehrs­ach­se Neu­dros­sen­feld – Hein­ers­reuth – Bay­reuth die näch­ste Umset­zungs­stu­fe des Nah­ver­kehrs­for­ma­tes „30-Minu­ten-Takt im Stadt-Umland“.

Fabian Müller (VGN, Nahverkehrsplan-Experte), Ina Ott (OVF, Linienmanagerin), Jörg Konrad (OVF, Geschäftsführer), Landrat Florian Wiedemann, Heinersreuther Bürgermeisterin Simone Kirschner und Michael Beck (ÖPNV-Manager, Landkreis Kulmbach) freuen sich an der Haltestelle Unterwaiz über die Erweiterung des „30-Minuten-Takts“.

Fabi­an Mül­ler (VGN, Nah­ver­kehrs­plan-Exper­te), Ina Ott (OVF, Lini­en­ma­na­ge­rin), Jörg Kon­rad (OVF, Geschäfts­füh­rer), Land­rat Flo­ri­an Wie­demann, Hein­ers­reu­ther Bür­ger­mei­ste­rin Simo­ne Kirsch­ner und Micha­el Beck (ÖPNV-Mana­ger, Land­kreis Kulm­bach) freu­en sich an der Hal­te­stel­le Unter­waiz über die Erwei­te­rung des „30-Minu­ten-Takts“.

Land­rat Flo­ri­an Wie­demann, der den offen­si­ven Aus­bau des öffent­li­chen Per­so­nen­nah­ver­kehrs (ÖPNV) ganz oben auf sei­ne poli­ti­sche Agen­da gesetzt hat, unter­streicht die Not­wen­dig­keit die­ses Pla­nungs­an­sat­zes: „Wer Mobi­li­täts­wen­de will, der muss in das Ange­bot inve­stie­ren. Und damit frei­wil­li­ge Ange­bo­te für ver­än­der­te Ver­kehrs­ver­hal­tens­wei­sen set­zen.“ Das For­mat „30-Takt“ im Stadt-Umland des Ober­zen­trums Bay­reuth setzt hier ein star­kes Zeichen.

Gemein­sam mit dem Land­kreis Kulm­bach (Neu­dros­sen­feld ist fest in den 30-Minu­ten- Takt inte­griert) ist eine Fahr­plan­struk­tur ent­wickelt wor­den, die für die Nah­ver­kehrs­be­die­nung städ­ti­scher Umland-Berei­che mitt­ler­wei­le bay­ern­weit gro­ße Beach­tung fin­det. Kon­se­quent wird das Pla­nungs­prin­zip nun in sei­ner drit­ten Umset­zungs­stu­fe Rea­li­tät. Wie­demann: „Unse­re Mar­ke­ting­stra­te­gie, dass die ‚30‘ in die Köp­fe der Umland­be­woh­ner Ein­gang fin­det, geht bis­lang voll auf.“ Das Ziel, durch attrak­ti­ve Tak­te den einen oder ande­ren zum Umstieg auf ein öffent­li­ches Ver­kehrs­mit­tel zu bewe­gen, ist ein­ge­löst, ins­be­son­de­re weil der Ver­gleich mit dem pri­va­ten PKW bes­ser aus­fällt als vermutet:

  • preis­lich zeigt sich das ÖPNV-System zuneh­mend gün­sti­ger; Stich­wort: 49 €-Ticket, EGON (der rabat­tier­te VGN-Tarif), aber auch: die stei­gen­den Sprit­ko­sten und die Park­ge­büh­ren in Bayreuth
  • zeit­lich ist das ÖPNV-System mit Ein­füh­rung des 30-Minu­ten-Tak­tes noch kon­kur­renz­fä­hi­ger als zuvor. Bei­spie­le: mit den öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­teln von Dürr­wie­sen zur Lorenz­kir­che in Nürn­berg in 1 Stun­de 28 Minu­ten; im Ver­gleich mit dem PKW (nach Goog­le Maps) in 1 Stun­de 20 Minu­ten: „nur noch ein Wim­pern­schlag“, so der Bay­reu­ther Land­rat, der selbst von die­sem Rei­se­zeit­ver­gleich über­rascht war. Und noch ein Bei­spiel: Von Hein­ers­reuth nach Treucht­lin­gen (Aus­gangs­punkt für den Alt­mühl­rad­weg) beträgt die Fahr­zeit mit den „Öffent­li­chen“ 2 Stun­den und 8 Minu­ten, im Ver­gleich dazu mit dem PKW mit 2 Stun­den nur unwe­sent­lich weniger.

Die Rei­se­zeit­ver­glei­che ver­blüf­fen. Und: Mit dem 30-Minu­ten-Takt wird das Gan­ze noch viel fle­xi­bler. Die durch­schnitt­li­che War­te­zeit an der jewei­li­gen Hal­te­stel­le beträgt jetzt nur noch 15 Minu­ten – eine Qua­li­tät, die der Wohn- und Arbeits­platz­dy­na­mik der Umland­or­te voll entspricht.

Das zugrun­de geleg­te Finan­zie­rungs­sy­stem ist auf­grund des land­kreis­über- schrei­ten­den Cha­rak­ters koope­ra­tiv ange­legt. Der Land­kreis Bay­reuth und der Land­kreis Kulm­bach tei­len sich die ent­ste­hen­den Kosten im Ver­hält­nis 70:30. Durch die Ein­bin­dung der BVB-Linie Main­tal­sied­lung ist auch der Bay­reu­ther Ver­kehrs­be­trieb in die Finan­zie­rung eingebunden.

Zu den (durch den Takt) aus­ge­lö­sten Nach­fra­ge-Effek­ten: Aktu­el­le Zah­len des Omni­bus­ver­kehrs Fran­ken (OVF) bele­gen, dass in Eckers­dorf und im Hum­mel­gau 20 Pro­zent mehr Beför­de­run­gen als vor Ein­füh­rung des 30-Minu­ten-Tak­tes durch­ge­führt wor­den sind. In kon­kre­ten Zah­len sind dies pro Jahr (wie­der­um für Eckers­dorf und Hum­mel­gau) 52.000 zusätz­li­che Beför­de­run­gen bei Gesamt­be­för­de­run­gen von ins­ge­samt 260.000 pro Jahr. „Das ist über­aus beacht­lich und hat unse­re Erwar­tun­gen eigent­lich noch über­trof­fen“, so der Bay­reu­ther Land­rat, der ähn­li­che Effek­te auch für die Hein­ers­reuth-Linie prognostiziert.

Flo­ri­an Wie­demann sagt aber auch: „Damit haben wir noch lan­ge nicht das Ende der Fah­nen­stan­ge erreicht.“ Rea­li­stisch sei mit­tel­fri­stig (bis Ende 2024) ein Zuwachs von 30 Pro­zent und lang­fri­stig (bis 2030) ein Zuwachs von sogar 50 Pro­zent. „Dazu bedarf es einer sta­bi­len Ange­bots­po­li­tik, eines lan­gen Atems und einem kon­se­quen­ten Lini­en­mar­ke­ting,“ so Wie­demann, der die­se Poten­zia­le voll ein­lö­sen will.

Der Land­kreis Bay­reuth setzt mit dem For­mat „30-Minu­ten-Takt“ ein über die regio­na­len Gren­zen hin­aus viel beach­te­tes Zei­chen für eine ideo­lo­gie­freie Mobi­li­täts­wen­de, die auf Frei­wil­lig­keit setzt und auf Zwang ver­zich­tet. Wie­demann: „Nur so kön­nen wir die Bevöl­ke­rung mit­neh­men und von der Sinn­haf­tig­keit eines selbst gewähl­ten Umstiegs auf öffent­li­che Ver­kehrs­mit­tel über­zeu­gen.“ Mit Bind­lach im Dezem­ber 2023 und Gold­kro­nach im Früh­som­mer 2024 wird das Ange­bots­spek­trum „30-Minu­ten-Takt“ abgeschlossen.