Straßennennung und Kunstausstellung Berta Reiser in Baunach

Eröffnung der Ausstellung Berta Reiser in Baunach
Eröffnung der Ausstellung Berta Reiser in Baunach; Foto: privat
Starßennennung nach Berta Reiser in Baunach

Starßennennung nach Berta Reiser in Baunach; Bild: privat

Nachdem der Stadtrat von Baunach im September 2021 dem Vorschlag zur Ernennung der neuen Straße im Baugebiet Röderweg Süd auf den Namen Berta-Reiser-Weg einstimmig gefolgt ist, wurde vergangenen Montag das neue Straßenschild feierlich enthüllt. Anschließend folgte die Eröffnung einer kleinen Kunstausstellung im Bürgerhaus Lechner Bräu zum Andenken an die Malerin Berta Reiser.

Bislang gibt es über 3000 Straßen im Landkreis, welche nach Personen benannt wurden, hiervon nur fünf, die konkret bedeutenden Frauen gewidmet wurden. Baunach hat nun auch als erste Kommune im Landkreis Bamberg eine Straße nach einer „weltlichen“ Frau benannt. Ganz besonders freute es daher Bürgermeister Tobias Roppelt (CBB), dass auch Familienmitglieder der verstorbenen Künstlerin ab diesem Abend anwesend waren.

Wer war Berta Reiser?

Berta Reiser wurde 1908 geboren. Ihre künstlerische Ausbildung erhielt sie an der Kunstakademie in München. Dort machte sie 1932 das Examen zur Kunsterzieherin.

Im März 1945 flüchtete die Künstlerin mit ihren drei Kindern und ihrer Mutter von Würzburg nach Baunach – wenige Tage vor dem dortigen, verheerenden Luftangriff. Am Bahnhof in Baunach angekommen, konnte keiner der ortsansässigen Bauern die Familie aufnehmen. Daher wurde Berta Reiser mit ihren Angehörigen in einem Zimmer im damaligen Schulgebäude – im heutigen „Alten Rathaus“ – untergebracht. Hier lebte die Familie sieben Jahre lang bis 1952.

In dieser Zeit brachte Berta Reiser alles, was sie in unserer Stadt sah und erlebte, künstlerisch zu Papier. Die fränkische Landschaft – Ansichten von Baunach – Portraits von Nachbarn – und vor allem zahlreiche Feste und Gebräuche im Jahreslauf.

Zwei Werke von Berta Reiser

Zwei Werke von Berta Reiser; Bild: privat

Wertvolle Erinnerungen an die Nachkriegszeit – Zeitzeugen aus einer Epoche, die wir uns nach über 70 Jahren gar nicht mehr vorstellen können. Auf die Freude, dass der Krieg vorbei war, folgten damals Krankheiten und Hungersnot. All das gipfelte in der „Winterkrise“ 1946/47, als ungewöhnlich kaltes Wetter und ein Engpass in der Kohleförderung zusammentrafen. Auch der Strom der Heimatvertriebenen, aus den abgetrennten Ostgebieten und aus Ost-Mitteleuropa brachte viele soziale Probleme.

Gleichzeitig gab es aber auch großen Zusammenhalt und eine einzigartige Aufbruchstimmung. Die Entschlossenheit, sich gemeinsam gegen Not und Elend zu stemmen.

Diese Emotionen und auch den Alltag der Baunacher Bürgerinnen und Bürger in diesen Jahren hielt die Malerin auf beeindruckende Art und Weise für die Nachwelt fest.

„Wir hoffen, dass diejenigen unter ihnen, die diese Zeit miterlebt haben, ihr eigenes Erleben und ihre eigene Erinnerung darin wiederfinden“, sprach Bürgermeister Roppelt bei seiner Festrede die zahlreichen Besucher an, „Wenn ich aber an meine Generation und die unserer Kinder denke, dann wird mir deutlich, dass es nicht in erster Linie um das Auffrischen von Erinnerungen geht. Es geht darum unseren Blick für das Vergangene zu schärfen, um uns das Gegenwärtige umso verständlicher – und wertschätzender – zu machen.“

In zahlreichen Baunacher Privathaushalten befinden sich noch immer Bilder der Malerin, die ihre Kunstwerke in der Nachkriegszeit gegen Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände einlöste. Auch diese Kunstwerke können nun in den kommenden zwei Wochen im Bürgerhaus Lechner Bräu bewundert werden.

Für die Unterstützung bei der Organisation sowie bei der Mithilfe der Öffnungszeiten der Ausstellung „Erinnerungen an Baunach 1945-1952“, welche vom 22.05.-04.06. im Bürgerhaus Lechner Bräu stattfindet, bedankte sich Roppelt beim Baunacher Frankenbund rund um Franz Götz und Reinhold Schweda.

Der älteste Sohn der Malerin, Berthold Reiser, war sichtlich gerührt über die Würdigung des Lebenswerkes seiner Mutter. „Stellvertretend für sie bringen wir Kinder und Enkelkinder unseren Dank an die Stadt Baunach zum Ausdruck, erklärte er in seiner Rede zur Ausstellungseröffnung. „Meine Mutter war eine sehr vielfältig interessierte, intelligente Frau. Daher kam ihr auch 1995 die Idee, die Gebräuche und Lebensweisen der Nachkriegszeit in einem Buch festzuhalten. „An den Ufern des Friedens“ ist ein wichtiger, sehenswerter Beitrag die Erinnerungen daran aufrechtzuerhalten.“

Die Ausstellung der 1996 verstorbenen Künstlerin kann noch bis einschließlich 04. Juni im Bürgerhaus Baunach besucht werden. Die genauen Öffnungszeiten stehen auf der Homepage der Stadt Baunach.