Pfingst­fe­ri­en in Bay­ern: Rück­sicht auf Vögel an Flüs­sen und Kies­bän­ken nehmen

Auf Wegen blei­ben und Hun­de anlei­nen für Fluss­ufer­läu­fer und Fluss­re­gen­pfei­fer – Baye­ri­sche Kies­brü­ter schützen

In den Pfingst­fe­ri­en rei­sen vie­le Men­schen wie­der in den Süden Bay­erns. Beson­ders an den baye­ri­schen Flüs­sen und Seen im Vor­al­pen­land steigt der Besu­cher­druck stark an. Das führt häu­fig zu Stö­run­gen von bedroh­ten Vogel­ar­ten wie Fluss­ufer­läu­fer und Fluss­re­gen­pfei­fer, deren Nach­wuchs auf den Kies­bän­ken jetzt aus den Eiern schlüpft. „Die bis­he­ri­gen star­ken Regen­fäl­le haben den baye­ri­schen Kies­brü­tern die­ses Jahr eini­ges abver­langt und eini­ge Vogel­paa­re haben ihre Brut­ge­le­ge sogar ver­lo­ren. Kom­men zusätz­lich zum Hoch­was­ser jetzt noch zu vie­le Stö­run­gen durch Boots­fah­rer, Bade­gä­ste und Spa­zier­gän­ger mit Hun­den hin­zu, wird es immer kri­ti­scher, den Bestand der Kies­brü­ter zu erhal­ten. Des­halb kenn­zeich­nen wir die sen­si­blen Berei­che mit Hin­weis­schil­dern“, sagt LBV- Alpen­re­fe­rent Micha­el Schödl. Der baye­ri­sche Natur­schutz­ver­band LBV (Lan­des­bund für Vogel- und Natur­schutz) bit­tet dar­um, sich respekt­voll in der Natur zu bewe­gen und ein paar grund­le­gen­de Ver­hal­tens­re­geln zu beachten.

Intak­te, unver­bau­te Fluss­ab­schnit­te, an denen Kies­brü­ter ihre Jun­gen unge­stört erbrü­ten und groß­zie­hen kön­nen, wer­den immer sel­te­ner. „Sied­lungs­ent­wick­lung, Land­ge­win­nung und Ener­gie­nut­zung haben die baye­ri­schen Flüs­se in den letz­ten 150 Jah­ren stark ver­än­dert. So ist der Fluss­ufer­läu­fer in Bay­ern mitt­ler­wei­le vom Aus­ster­ben bedroht. Der Fluss­re­gen­pfei­fer – gut zu erken­nen am gel­ben Augen­ring – erreicht in der alpi­nen Regi­on eben­falls die­sen Gefähr­dungs­sta­tus“, sagt Micha­el Schödl. Der LBV setzt sich dafür ein, die Brut­plät­ze durch Schutz­maß­nah­men zu sichern, die Erho­lungs­nut­zung bes­ser zu regeln und Fluss­ab­schnit­te für neue Brut­plät­ze zu iden­ti­fi­zie­ren. Auch Was­ser­wirt­schafts­äm­ter sol­len bei der Umset­zung der EU- Was­ser­rah­men­richt­li­nie bera­ten wer­den, um die Fluss­struk­tu­ren zu verbessern.

Der erhöh­te Frei­zeit­druck auf die Natur ist eine wei­te­re Gefähr­dung für die sel­te­nen Kies­brü­ter. Doch jede und jeder Ein­zel­ne kann die Schön­heit der Flüs­se erle­ben, ohne die Vögel zu stö­ren. „Es soll­te selbst­ver­ständ­lich sein, auf den aus­ge­zeich­ne­ten Wegen zu blei­ben, Beschil­de­run­gen und Info­ta­feln zu beach­ten und Sper­run­gen von sen­si­blen Flä­chen zu beher­zi­gen. Vie­ler­orts in Bay­ern küm­mern sich Gebiets­be­treu­er, Ran­ger und Natur­schutz­wäch­ter in Zusam­men­ar­beit mit dem Arten­hilfs­pro­gramm um die Schutz­be­rei­che und klä­ren direkt vor Ort auf“, so der LBV-Alpenreferent.

Frei­lau­fen­de Hun­de stel­len eine wei­te­re Gefahr für Vögel an Flüs­sen, aber auch auf Wie­sen und Fel­dern dar. Die Stö­rung durch den Vier­bei­ner kann sogar zur Auf­ga­be der Brut füh­ren. „Auch wenn es in Bay­ern kei­ne gene­rel­le Lei­nen­pflicht gibt, soll­ten Hun­de in der Nähe von Brut­ge­bie­ten an der Lei­ne geführt wer­den. So dür­fen land­wirt­schaft­lich genutz­te Flä­chen und Nie­der­moo­re zwi­schen April und Okto­ber nicht betre­ten wer­den“, sagt Micha­el Schödl. Hun­de anlei­nen, auf den aus­ge­wie­se­nen Wegen blei­ben, die beschil­der­ten Berei­che beach­ten und sich ruhig ver­hal­ten: mit die­sen ein­fa­chen Regeln kann man Fluss­ufer­läu­fer und Fluss­re­gen­pfei­fer eine unge­stör­te Auf­zucht der Jung­vö­gel ermög­li­chen, ohne selbst auf Erho­lung und Natur­er­leb­nis ver­zich­ten zu müssen.


Hin­ter­grund­in­for­ma­ti­on

2022 gab es in ganz Bay­ern nur 80 bis 90 Fluss­ufer­läu­fer-Brut­paa­re. Im Ver­gleich zur letz­ten Kom­plet­ter­fas­sung im Jahr 2012 ist das ein Bestands­rück­gang um knapp die Hälf­te. Höch­stens 70 Paa­re des Fluss­re­gen­pfei­fers und damit nur 5 Pro­zent des baye­ri­schen Gesamt­be­stan­des brü­ten noch in aktiv durch Fluss­dy­na­mik umge­la­ger­ten Abschnit­ten. In die­sen Berei­chen wird Fluss­ma­te­ri­al regel­mä­ßig ver­la­gert, so dass immer wie­der neue Besie­de­lungs­flä­chen für vie­le Tier- und Pflan­zen­ar­ten ent­ste­hen. Die rest­li­chen Brut­paa­re des Fluss­re­gen­pfei­fers müs­sen auf Ersatz­le­bens­räu­me, wie Bag­ger­seen oder Kies­gru­ben in Abbau­ge­bie­ten, ausweichen.

Arten­por­traits: