Erlan­gen: Wie „DEMAND“ pass­ge­nau die Demenz­ver­sor­gung stärkt

Das Digi­ta­le Demenz­re­gi­ster Bay­ern (digi­DEM Bay­ern) stellt ein neu­es digi­ta­les Ange­bot vor. Men­schen mit Demenz sowie ihren pfle­gen­den An- und Zuge­hö­ri­gen hilft der neue Online-Fra­ge­bo­gen „digi­DEM Bay­ern DEMAND®“, die eige­nen Ver­sor­gungs­be­dar­fe zu erken­nen. Zugleich lie­fert der Fra­ge­bo­gen einen kom­pak­ten Über­blick über viel­fäl­ti­ge Unter­stüt­zungs­an­ge­bo­te, die pass­ge­nau infor­mie­ren. Die Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler der Fried­rich-Alex­an­der-Uni­ver­si­tät Erlan­gen-Nürn­berg (FAU) haben das For­schungs­in­stru­ment im Rah­men des Auf­baus eines digi­ta­len Demenz­re­gi­sters ent­wickelt und stel­len den Online-Fra­ge­bo­gen nun öffent­lich zur Ver­fü­gung. Ziel des Demenz­re­gi­sters ist es, mit wis­sen­schaft­lich abge­si­cher­ten Daten eine effek­ti­ve und regio­na­le Ver­sor­gungs­pla­nung in Bay­ern zu ermöglichen.

Bild: digiDEM Bayern

Bild: digi­DEM Bayern

Demenz gilt als einer der Haupt­aus­lö­ser für die Pfle­ge­be­dürf­tig­keit bei älte­ren Erwach­se­nen, die mei­stens zu Hau­se von Ange­hö­ri­gen gepflegt wer­den. Schrei­tet die Demenz fort, steigt damit auch der Pfle­ge­be­darf. Pfle­gen­de An- und Zuge­hö­ri­ge ste­hen dann häu­fig vor einer gro­ßen Her­aus­for­de­rung: Wie kann der zuneh­men­de Pfle­ge­be­darf gedeckt wer­den? Benö­tigt man zum Bei­spiel eine Haus­halts­hil­fe, die putzt, wäscht oder kocht, oder eine Per­son, die unter ande­rem beim täg­li­chen An- und Aus­klei­den und bei der Zahn­pfle­ge unter­stützt? Soll­te bei dem Betrof­fe­nen eine Kurz­zeit­pfle­ge in einer sta­tio­nä­ren Ein­rich­tung in Betracht gezo­gen wer­den? Oder emp­fiehlt sich für die pfle­gen­den An- und Zuge­hö­ri­gen der Besuch eines spe­zi­el­len Pflegekurses?

„Bei vie­len Fra­gen rund um die Pfle­ge von Men­schen mit Demenz kön­nen unter­schied­li­che Unter­stüt­zungs­lei­stun­gen hel­fen. Aber nicht jeder Pfle­gen­de weiß, wel­che Lei­stun­gen es über­haupt gibt und wel­che Hil­fen in wel­cher Situa­ti­on benö­tigt wer­den“, erläu­tert Niko­las Diet­zel, wis­sen­schaft­li­cher Mit­ar­bei­ter bei digi­DEM Bayern.

Er ist Erst­au­tor der wis­sen­schaft­li­chen Publi­ka­ti­on zum Fra­ge­bo­gen „digi­DEM Bay­ern DEMAND®“ und haupt­ver­ant­wort­lich für des­sen Entwicklung.

Eige­ne Bedar­fe inner­halb von 15 Minu­ten erkennen 

Bild: digiDEM Bayern

Mit Hil­fe des ent­wickel­ten Fra­ge­bo­gens „Demen­tia Assess­ment of Ser­vice Needs ‑DEMAND®“ las­sen sich anonym und inner­halb von 15 Minu­ten die indi­vi­du­el­len Bedar­fe an spe­zi­el­len Unter­stüt­zungs­lei­stun­gen von Men­schen mit Demenz und ihren pfle­gen­den Ange­hö­ri­gen erfas­sen. Der Fra­ge­bo­gen bezieht sich dabei auf ins­ge­samt 16 Unter­stüt­zungs­an­ge­bo­te, deren Nut­zung und Bedarf erfragt wird.

Dazu gehö­ren zum Bei­spiel Lei­stun­gen wie die haus­ärzt­li­che Ver­sor­gung, der Erwerb von Hilfs­mit­tel wie Hör­ge­rä­te oder Seh­hil­fen, psy­cho­so­zia­le Maß­nah­men wie etwa Gedächt­nis­trai­ning, Bera­tungs­an­ge­bo­te (zum Bei­spiel hin­sicht­lich der Inan­spruch­nah­me von Sozi­al­lei­stun­gen) und Wohn­an­ge­bo­te wie etwa Demenz-WGs oder betreu­tes Woh­nen. „Exter­ne Unter­stüt­zungs­lei­stun­gen redu­zie­ren die Bela­stung der Pfle­gen­den wirk­sam und ermög­li­chen Men­schen mit Demenz, so lan­ge wie mög­lich in ihrer gewohn­ten häus­li­chen Umge­bung zu blei­ben“, weiß Prof. Dr. Peter Kolom­in­sky-Rabas, Co-Autor der Publi­ka­ti­on und Pro­jekt­lei­ter von digi­DEM Bayern.

Beson­der­heit: Strauß an pass­ge­nau­en Unterstützungsleistungen

Den Fra­ge­bo­gen „digi­DEM Bay­ern DEMAND®“ zeich­net eine Beson­der­heit aus. Als Ergeb­nis der Online-Befra­gung fächert der Fra­ge­bo­gen einen Strauß an unter­schied­li­chen Unter­stüt­zungs­lei­stun­gen auf. „Wir fra­gen danach, wel­che Lei­stun­gen indi­vi­du­ell und kon­kret in Anspruch genom­men und wel­che benö­tigt wer­den“, erläu­tert Niko­las Diet­zel. „Auf die­se Wei­se erhal­ten die Teil­neh­men­den pass­ge­naue Tipps mit aus­führ­li­chen Erläu­te­run­gen zu ein­zel­nen Unter­stüt­zungs­an­ge­bo­ten sowie wei­ter­füh­ren­de Informationen.“

Zusätz­lich erhebt das wis­sen­schaft­li­che Bewer­tungs­in­stru­ment im Unter­schied zu ande­ren Instru­men­ten auch die Grün­de für die Nicht­in­an­spruch­nah­me einer Lei­stung. Wer sich durch den Fra­ge­bo­gen klickt, gibt Aus­kunft dar­über, ob er Bedarf an einer bestimm­ten Dienst­lei­stung hat, ob es das Ange­bo­te in sei­ner Regi­on gibt und ob das Unter­stüt­zungs­an­ge­bot über­haupt bekannt ist.

Der Fra­ge­bo­gen „digi­DEM Bay­ern DEMAND®“ bie­tet Nut­zern noch einen beson­de­ren Vor­teil: Das indi­vi­du­el­le Ergeb­nis kann man sich als über­sicht­lich gestal­te­tes PDF-Doku­ment her­un­ter­la­den und aus­drucken. Mit dem Doku­ment kön­nen dann zum Bei­spiel die An- und Zuge­hö­ri­gen eine „Fach­stel­le für Demenz und Pfle­ge“ in ihrem Bezirk, eine „Fach­stel­le für pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge“ vor Ort oder ande­re wohn­ort­na­he Bera­tungs­ein­rich­tun­gen auf­su­chen und dort mit den Fach­leu­ten die Ergeb­nis­se bespre­chen. Als zusätz­li­che Ori­en­tie­rungs­hil­fe gibt es am Ende des Online-Fra­ge­bo­gens einen Link zu unter­schied­li­chen Anlauf­stel­len zur Unter­stüt­zung im All­tag sowie Infor­ma­tio­nen zur Finan­zie­rung von Unterstützungsangeboten.

Ver­sor­gungs­lücken aufdecken

Bild: digiDEM Bayern

Bild: digi­DEM Bayern

Ent­wickelt wur­de der Fra­ge­bo­gen digi­DEM Bay­ern DEMAND®“ im Rah­men des digi­DEM Bay­ern-Pro­jek­tes. Hier­bei baut digi­DEM Bay­ern ein digi­ta­les Demenz­re­gi­ster für Bay­ern auf, um unter ande­rem den Lang­zeit­ver­lauf der Erkran­kung bes­ser zu verstehen.
„Wir erhal­ten grund­le­gen­de Daten, die Ent­schei­der im Gesund­heits­we­sen für eine effek­ti­ve, ziel­ge­rich­te­te und regio­na­le Ver­sor­gungs­pla­nung nut­zen kön­nen. Gleich­zei­tig decken wir Ver­sor­gungs­lücken auf“, sagt Prof. Dr. Peter Kolom­in­sky-Rabas. „Für Men­schen mit Demenz und ihre pfle­gen­den Ange­hö­ri­gen sind die For­schungs­er­geb­nis­se daher von gro­ßer Bedeutung.“

Im Vor­feld Befra­gung von Betroffenen 

Auch der nun vor­ge­stell­te digi­ta­le DEMAND-Fra­ge­bo­gen hat für die Betrof­fe­nen Vor­tei­le. Im Vor­feld der Publi­ka­ti­on hat Niko­las Diet­zel mit sei­nem Team 183 Teil­neh­men­de aus­führ­lich befragt, dar­un­ter Pfle­ge­kräf­te für Demenz, Demenz­be­ra­ter, Wis­sen­schaft­ler und Men­schen mit Demenz sowie pfle­gen­de An- und Zuge­hö­ri­ge. Sie bewer­te­ten unter ande­rem die All­ge­mein­ver­ständ­lich­keit des Fra­ge­bo­gens, die Les­bar­keit und beur­teil­ten die Bedeut­sam­keit unter­schied­li­cher Unterstützungsangebote.

*Die wis­sen­schaft­li­che Ori­gi­nal­pu­bli­ka­ti­on ist 2022 im renom­mier­ten Fach­jour­nal Jour­nal of Alzheimer’s Dise­a­se erschienen:

Diet­zel N, Graessel E, Kür­ten L, Meu­er S, Klaas-Ick­ler D, Hla­dik M, Chme­lirsch C, Kolom­in­sky-Rabas PL: The Demen­tia Assess­ment of Ser­vice Needs (DEMAND): Deve­lo­p­ment and Vali­da­ti­on of a Stan­dar­di­zed Needs Assess­ment Instru­ment. J Alz­hei­mers Dis. 2022 Sep 27; 89(3): 1051–1061. DOI 10.3233/JAD-220363.

Hier gelangt man zum digi­DEM Bay­ern-Online-Fra­ge­bo­gen DEMAND:

https://​digi​dem​-bay​ern​.de/​d​i​g​i​t​a​l​e​s​-​a​n​g​e​b​o​t​-​d​e​m​a​nd/